Die Abwärtsrisiken am US-Aktienmarkt sind noch nicht gebannt

Die Abwärtsrisiken am US-Aktienmarkt sind noch nicht gebannt, da ein wesentlicher Grund für den jüngsten Einbruch am US-Aktienmarkt weiterhin besteht: die Konzentration auf wenige grosse Tech-Werte und die damit verbundene Abhängigkeit des Gesamtmarktes von deren Entwicklung. Um langfristig vom Wachstumspotenzial der US-Wirtschaft zu profitieren und das Risiko abzufedern, ist ein Wechsel notwendig hin zu Strategien, die bewusst die ganze Breite des US-Aktien-Marktes erfassen.

Die Breite des US-Aktienmarktes hat sich seit der globalen Finanzkrise weiter verringert, wobei der Anteil der Aktien, die den US-Aktienmarkt übertreffen, auf weniger als ein Drittel gesunken ist. Die sogenannten «Magnificent Seven» – also die sieben grossen Technologiekonzerne Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, NVIDIA, Meta und Tesla – haben 2024 mehr als die Hälfte der Kursgewinne am US-Aktienmarkt erzielt und den S&P 500 Index in Richtung eines eher wachstumsorientierten Aktienstils gelenkt. Ein Markt, der von nur wenigen Titeln getragen wird, ist jedoch anfällig. Eine strategische Neubewertung bestehender Portfolios ist deshalb angezeigt.

Ein Markt, der von nur wenigen Titeln getragen wird, ist anfällig. Eine strategische Neubewertung bestehender Portfolios ist deshalb angezeigt.

Anita Patel, Investment Director, Capital Group

Viele Anleger teilen unsere Bedenken. Das zeige die erneute Begeisterung für den S&P 500 Equal Weight Index und dazugehörende börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Allein im vergangenen Jahr sind laut Morningstar Direct über 19 Milliarden US-Dollar in entsprechende Produkte geflossen. Gleichgewichtung klingt nach Ausgewogenheit – doch tatsächlich führt sie häufig zu einer stärkeren Gewichtung von Mid-Caps und damit zu höherer Volatilität. In den letzten fünf Jahren hat sich der gleichgewichtete S&P 500-Index zudem als weniger vorteilhaft für die Portfoliorenditen erwiesen – ausserdem hat er eine höhere Volatilität als sein nach Marktkapitalisierung gewichtetes Pendant gezeigt.

Breite Diversifikation als Antwort auf Marktkonzentration
Wir setzen stattdessen auf Investitionen in etablierte Unternehmen aus einem breiten Querschnitt der US-Wirtschaft. Ein gut diversifiziertes US-Aktien-Portfolio umfasst die ganze Breite des US-Aktienmarktes – von Dividendenzahlern bis hin zu hochrentablen Nicht-Dividendenzahlern. Eine solch breite Positionierung bietet vielfältige Quellen für absolute und relative Renditen und ermöglicht es auch bei Marktschwankungen, das Gleichgewicht zu wahren. Zu bedenken geben möchten wir ausserdem, dass der Markt sich im Jahr 2025 voraussichtlich verbreitern und das Gewinnwachstum ausserhalb der Magnificent Seven beschleunigen wird. Auch vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, bei US-Aktien in die Breite zu gehen.

Aktive Auswahl als Schlüssel zur Resilienz
Ein zentrales Element ist dabei eine aktive, fundamental orientierte Titelauswahl: Ein fundamentaler Bottom-up-Ansatz ist der wirksamste Hebel, um einerseits eine breite Streuung zu erreichen und andererseits gezielt Qualitätsunternehmen zu identifizieren, die langfristig stabile Erträge generieren können. Besonders in einem Marktumfeld, das stark von makroökonomischen Wendungen geprägt ist, kann dies ein entscheidender Vorteil sein. In einem ausgewogenen Portfolio sollten unterschiedliche Ertragsquellen zusammenwirken – Dividenden, stabile Cashflows, Innovationskraft und unterbewertete Potenziale. Entscheidend ist nicht die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Index, sondern die Fähigkeit eines Unternehmens, in unterschiedlichen Marktphasen Mehrwert zu liefern. Die auf Dividenden ausgerichtete Komponente des Portfolios spielt eine wichtige Rolle im Portfolio, da ein stetiger Ertragsstrom zu einem gleichmässigeren Ergebnismuster führen kann.

Fazit: Portfolios neu denken – mit klarem Fokus auf Balance
Angesichts der anhaltenden Dominanz weniger Tech-Werte am US-Aktienmarkt, raten wir zu bewusstem Gegensteuern: Langfristiger Anlageerfolg gelingt nicht, indem man auf kurzfristige Gewinner setzt, sondern indem man eine strukturierte, diversifizierte Strategie verfolgt. Dabei gilt es, Portfolios regelmässig auf Konzentrationsrisiken zu überprüfen und sie so auszurichten, dass sie sowohl in Wachstumsphasen als auch in Korrekturphasen tragfähig bleiben. Gerade in einem Jahr wie 2025 – in dem viele Marktbeobachter eine stärkere Breite in der Erholung erwarten – ist es von Vorteil, entsprechend breit aufgestellt zu sein. Der US-Aktienmarkt bleibt weiterhin ein attraktives Umfeld – aber nur für diejenigen, die bereit sind, ihn differenziert zu betrachten und ihre Portfolios mit Weitblick auszurichten.

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