8. Juni 2022: Welttag der Ozeane – Wann kommt der Plastik-Paradigmenwechsel?

Der diese Woche von der UN ausgerufene Tag der Ozeane ist ein guter Anlass, sich näher mit dieser Ressource zu befassen, deren Schutz auch aus Anlegersicht sinnvoll ist.

Globaler Tag von diesem hier, Welttag von jenem dort. Es gibt keinen einzigen Tag im Jahr, der nicht von irgendeiner Interessengruppe genutzt wird, um auf dieses oder jenes Anliegen hinzuweisen. Der heutige 8. Juni ist nun der Welttag der Ozeane, den uns die Vereinten Nationen bescheren. Und die Investment-Experten von DWS bemerken nicht ganz ohne Galgenhumor, dass dies ein Tag ist, der sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient, als fast jeder andere «Tag des Dies und Das». Denn bei diesem Thema geht es quasi um das Rückgrat der Welt, an dessen Unversehrtheit uns im eigenen Interesse viel liegen sollte. Aus folgenden Gründen: Die Ozeane bedecken 70 Prozent unseres Planeten, aber 91 Prozent der Meeresbewohner sind noch nicht kategorisiert worden. Mehr als 3,3 Milliarden Menschen sind auf die Ozeane angewiesen, um einen grossen Teil ihres täglichen Proteinbedarfs zu decken. Die Ozeane absorbieren mindestens ein Viertel unserer CO2-Emissionen.

Massnahmen zur Plastikvermeidung könnten die weltweiten Kohlenstoff-Emissionen um 25 Prozent senken, 700’000 Arbeitsplätze schaffen und Investitionsmöglichkeiten für Unternehmen eröffnen, die hierfür Lösungen anbieten.

DWS

Dennoch werden unsere Meere in vielerlei Hinsicht schlecht behandelt. Die Experten von DWS konzentrieren sich auf einen zentralen Aspekt, und zwar auf den Missbrauch der Ozeane als gigantische Müllhalde. Und legen den Fokus auf eine bestimmten Müll-Art: Plastik, das sich unter der Kraft des Wassers in Mikroplastik verwandelt. Jedes Jahr gelangen bis zu 12 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane, das entspricht einem Müllwagen pro Minute. Plastik wurde in der Arktis und in den tiefsten Teilen der Ozeane gefunden. Jede Woche essen wir Mikroplastik von der Grösse einer Kreditkarte, was sich wahrscheinlich auf unsere Gesundheit auswirkt. Mikroplastik ist wie ein Schwamm für giftige Chemikalien wie Oxybenzon (UV-Schutzmittel) – das zum Absterben von Plankton führen kann.

Das ist deprimierend. Aber die untenstehende Grafik zeigt, wie die Welt die jährliche Plastikverschmutzung der Ozeane um 80 Prozent reduzieren könnte. Zu den Massnahmen gehören:

  • Verringerung der Zunahme des Plastikverbrauchs
  • Verringerung von Mikroplastik aus Reifenstaub, Textilien, Pellets und Körperpflegeprodukten
  • Verringerung der Meeresverschmutzung durch Fischerei und Schifffahrt
  • Ersetzen von Kunststoffen durch Papier und kompostierbare Materialien
  • Verringerung der Exporte von Kunststoffabfällen
  • Neugestaltung von Produkten und Verpackungen, um die Wiederverwertbarkeit von Kunststoffen zu erhöhen
  • Ausweitung der ordnungsgemäßen Abfallsammlung in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen
  • Verdoppelung des mechanischen Recyclings
  • Umwandlung einiger Kunststoffabfälle in andere Kunststoffe

Solche Massnahmen könnten die weltweiten Kohlenstoff-Emissionen um 25 Prozent senken, 700’000 Arbeitsplätze schaffen und Investitionsmöglichkeiten für Unternehmen eröffnen, die hierfür Lösungen anbieten. Zum Glück wird das Problem aber schon erkannt und adressiert: Die Regierungen haben sich darauf geeinigt, ein rechtsverbindliches Abkommen zur Beendigung der Plastikverschmutzung auszuhandeln, und mehr als tausend Unternehmen und Regierungen, auf die 20 Prozent des Plastikverbrauchs entfallen, sind dabei, ihren Plastikverbrauch zu reduzieren, umzugestalten und zu ersetzen. Die Investoren haben die Aufgabe, mehr Kunststoffbehälter- und Verpackungsunternehmen zum Handeln zu bewegen.

Jedes Jahr gelangen bis zu 12 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane, das entspricht einem Müllwagen pro Minute.

DWS

Eine Verringerung der Kunststoffnachfrage könnte sich auf die Chemieproduzenten auswirken. Auf 87 börsennotierte Chemieunternehmen entfallen 75 Prozent der Kunststoffproduktion in Europa. Laut Planet Tracker haben jedoch bisher nur wenige dieser Unternehmen Druck vonseiten der Investoren bekommen, auf eine nachhaltigere Kunststoffproduktion umzustellen.

Jährlich ins Meer gelangtes Plastik:

Die Grafik zeigt die erwarteten Mengen an Kunststoffen, die im Laufe der Zeit über verschiedene Szenarien ins Meer gelangen. Die Grafik zeigt, dass vorgelagerte Wege (Reduktions- und Substitutionsszenario) und nachgelagerte Wege (Sammel- und Entsorgungsszenario und Recyclingszenario) zwar die jährlichen Verschmutzungsraten im Vergleich zum Business-as-Usual-Szenario reduzieren, allerdings nicht unter das Niveau von 2016. Nur das integrierte Upstream- und Downstream-Szenario (Systemwechsel Szenario) kann die Verschmutzungsraten deutlich reduzieren. Quellen: Systemiq and Pew Charitable Trusts, July 2020; DWS Investment UK Ltd; Stand: 01.06.2022
Hauptbildnachweis: Pixabay