Lohnen sich Small Caps am US-Aktienmarkt?

Über weite Strecken des letzten Jahrzehnts wäre es die beste Entscheidung gewesen, ausschliesslich in den S&P 500 zu investieren. Das ändert sich. Es gibt gute Argumente für Anlagen in kleinere und mittelgrosse Unternehmen in den USA.

Selten waren in den vergangenen 20 Jahren kleinere börsennotierte US-Unternehmen, also Small Caps, so günstig im Vergleich zu den Large Caps bewertet wie heute. Zugleich werden zum ersten Mal seit Jahren kleinere US-Unternehmen zu ähnlichen Bewertungen gehandelt wie Aktien ausserhalb der USA - und bieten Anleger:innen damit eine Möglichkeit, ohne Aufpreis in die US-Wirtschaft zu investieren.

US Small Caps im Vergleich zu US Large Caps: fast so günstig wie seit 20 Jahren nicht mehr:

Die Historie deutet auf einen Aufschwung bei Small und Mid Caps hin
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Zeiten ähnlich günstiger relativer Bewertungen und vergleichbar schlechter Stimmung an den Märkten eine sehr starke Periode mit sowohl absoluten als auch relativen Renditen für Small- und Mid Cap-Unternehmen folgte. In den sieben Jahren nach dem Markthöchststand im März 2000 stiegen die Small Caps so um mehr als 70 Prozent, während der Anstieg bei den Large Caps weniger als 10 Prozent betrug. Die Small Caps schafften eine Outperformance in Zeiten, in denen die Zinsen und das Wirtschaftswachstum sowohl stiegen als auch fielen – das überdurchschnittliche Wachstum kann also selbst in verschiedenen wirtschaftlichen Umfeldern auftreten. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist natürlich kein Indikator für die Zukunft, aber wir sehen viele Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Umfeld.

Small und Mid Caps bieten Diversifikation
Der S&P 500 konzentriert sich zunehmend auf einige wenige Mega-Cap-Unternehmen aus dem Technologiebereich. Tatsächlich sind eine Handvoll US-Aktien so hoch bewertet, dass sie den Börsenwert ganzer Märkte übertreffen. Ende August beispielsweise machten die «Super 7» US-Aktien – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Tesla und Meta – einen grösseren Teil des Weltindizes MSCI ACWI aus als die Märkte Frankreichs, Chinas, des Vereinigten Königreichs und Japans zusammen. Kleinere US-Unternehmen bieten ein viel stärker diversifiziertes Engagement in die US-Wirtschaft und damit ein anderes Risikoprofil.

US Large Caps im Vergleich zu US Small Caps: konzentriertes Risiko:

Kleinere Unternehmen profitieren von der Verlagerung hin zu Dienstleistungen und dem «Reshoring»-Trend
Kleinere, stärker auf das Inland ausgerichtete Unternehmen in den USA sind häufig besser positioniert, um von den sich ändernden Trends in der US-Wirtschaft zu profitieren. Denn auch wenn die Konsumenten ihren Konsum nicht deutlich einschränken, verlagern sie ihre Ausgaben doch von Waren wieder hin zu Dienstleistungen. Die Güterwirtschaft wurde so während der Covid-19-Pandemie kaum beeinträchtigt, während die Dienstleistungsbranche weitgehend runtergefahren wurde. Die Gewinne kleinerer Unternehmen sind viel stärker auf Dienstleistungen ausgerichtet, was das relative Gewinnwachstum weiter begünstigen dürfte. Ein weiterer Trend, der sich bereits vor der Covid-19-Krise abzeichnete, sich aber seitdem beschleunigt hat, ist der Anstieg der Investitionsausgaben in den USA. Vielerorts kommt die Globalisierung zum Halt und es gibt eine starke Bewegung hin zur Rückverlagerung von Lieferketten in das Inland. Die US-Regierung bietet wichtige Anreize zur Förderung der heimischen Produktion, die in Gesetzen wie dem «Chips and Science Act» sowie dem «Inflation Reduction Act» aus dem Jahr 2022 verankert sind. Das bereits 2021 eingeführte Infrastrukturförderungsgesetz sorgt für zusätzlichen Rückenwind. Hinzu kommen die Bemühungen um eine Verringerung der CO2-Emissionen sowie Investitionen in die Automatisierung, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Das Umsatzwachstum kleinerer Unternehmen korreliert in hohem Masse mit dem Wachstum der US-Investitionen. Darin spiegelt sich die weitgehende Ausrichtung der Small Cap-Unternehmen auf das Inland im Vergleich zu den Large Caps wider. Dieses Inlandsengagement schützt die Unternehmen auch vor währungsbedingten Renditeschwankungen in Märkten ausserhalb des US-Dollar-Heimatmarktes.

Kleinere US-Unternehmen bieten ein viel stärker diversifiziertes Engagement in die US-Wirtschaft und damit ein anderes Risikoprofil.

Bob Kaynor, Head of US Small & Midcap Equities, Schroders

Ein «Small Cap» im US-Universum ist nicht unbedingt klein
Und schliesslich bleibt anzumerken, dass angesichts der Grösse der US-Wirtschaft selbst «kleine» US-Unternehmen im internationalen Vergleich gross sind. Dies ist gerade in einer Zeit wichtig, in der Anleger wieder mit dem Thema Risiko konfrontiert sind, weil die Liquidität aufgrund steigender Zinsen knapper wird. Mit Marktbewertungen von bis zu 20 Milliarden US-Dollar sind US-amerikanische Small- und Mid-Caps jedoch eine liquide Anlageklasse – und eine, die voller Chancen steckt.

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