Weltweite Wahlen sind ein Wendepunkt für die globalen Aktienmärkte

Dieses Jahr werden weltweit über vier Milliarden Menschen an nationalen Wahlen teilnehmen. Das entspricht fast der Hälfte der Weltbevölkerung und 57 Prozent des globalen BIP. Diese Wahlen könnten erhebliche wirtschaftliche und soziopolitische Veränderungen bewirken und etwa 70 Prozent der globalen Aktienmarktkapitalisierung beeinflussen.

Bei den jüngsten Parlamentswahlen in der Europäischen Union kam es zu einem deutlichen Rechtsruck, der den regierenden Parteien der Mitte in einigen wichtigen EU-Mitgliedstaaten einen Schlag versetzte. Als Reaktion darauf rief der französische Präsident Emmanuel Macron für Ende Juni zu vorgezogenen nationalen Wahlen auf, bei denen am 7. Juli der nächste Premierminister bestimmt werden soll.

Im aktuellen Marktumfeld sehen wir überzeugende Gründe, Anlagemöglichkeiten in ausgewählten nicht-amerikanischen Aktienmärkten in Betracht zu ziehen.

Saira Malik, Chief Investment Officer, Nuveen

Es wird erwartet, dass die für den 4. Juli angesetzten Wahlen im Vereinigten Königreich das Ende der 14-jährigen Regierungszeit der Konservativen Partei einläuten werden, was sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 auf die entwickelten Märkte auswirken wird. Unabhängig von den Wahlen lohnt es sich, geopolitische Risiken zu beobachten. Ein Beispiel hierzu ist der kürzlich unterzeichnete Verteidigungspakt zwischen Russland und Nordkorea.

Trotz geopolitischer Spannungen ergeben sich im aktuellen Marktumfeld Anlagemöglichkeiten in ausgewählten Nicht-US-Aktienmärkten.

Abbildung 1: 2024 ist die Wahlbeteiligung weltweit ungewöhnlich hoch

Attraktive Chancen abseits der US-Märke
Viele diversifizierte Aktienallokationen weisen eine stärkere Gewichtung von US-Aktien auf – ein Schwerpunkt, den wir in den vergangenen Jahren bevorzugt haben. Nun verlegt sich die Gewichtung aber vermehrt auf nicht-amerikanische Aktien, insbesondere in Industrie- und Schwellenländer (EM). Zu den Faktoren, die für eine solche Umschichtung sprechen, gehören die relativen Bewertungen auf der Grundlage des künftigen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Gegenwärtig sehen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse für Nicht-US-Aktien attraktiver (günstiger) aus, als die ihrer US-Pendants, die nach wie vor deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt liegen. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Nicht-amerikanische Aktien sind attraktiver bewertet

Doch es gibt auch Profiteure: Japan, nach den USA der zweitgrösste entwickelte Markt der Welt, hat von der Rückkehr zu einer normalisierten Geldpolitik, dem Erfolg beim Inflationsmanagement und einer bemerkenswerten Gewinnsteigerung profitiert. Die Unternehmensgewinne erreichten im ersten Quartal 2024 mit einem Wachstum von 151 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein Allzeithoch. Trotz des starken Falls des Yen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro stützen die japanischen Exporte und Tourismuseinnahmen weiterhin die Wirtschaft. Besonders attraktiv erscheinen Small- und Mid-Caps aufgrund niedriger Kurs-Buchwert-Verhältnisse und grössere Barmittelbestände.

Ein weiteres Vorzeigebeispiel ist Indien. Mit einem Forward-KGV von 20,6x (etwa 10 Prozent höher als der 10-Jahres-Durchschnitt) erscheinen indische Aktien etwas teuer. Dennoch erhöhen mehrere Faktoren die Attraktivität des Landes als langfristiges Investitionsziel: eine junge Bevölkerung und die Position der indischen Wirtschaft am unteren Ende der Konsumkurve. Indien dürfte mit der grössten Bevölkerung der Welt und einem riesigen Arbeitskräftepotenzial von einer weiteren Abkehr von China in der globalen Lieferkette profitieren.

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