Oben angekommen …

... sind wir bei den Zinsen. Wir erwarten, dass die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) im aktuellen Zyklus keine weiteren Zinserhöhungen mehr beschliessen.

Die neusten Inflationszahlen bekräftigen uns in dieser Annahme. Die grosse Frage lautet im Moment, wie lange das hohe Zinsniveau bestehen bleibt bzw. wie lange wir auf dem Zinsplateau bleiben. Für die Schweiz rechnen wir ab der 2. Jahreshälfte 2024 mit einer ersten Zinssenkung. Für die USA und die Eurozone werden im Markt stark unterschiedliche Erwartungen herumgereicht. Die Märkte sind momentan unruhig, die Volatilität nimmt – ausgehend von geringen Niveaus – zu. Bereits einzelne Meldungen zum «übermässig robusten» US-Arbeitsmarkt oder zur Ölnachfrage lösen starke Reaktionen aus. Auch die konjunkturellen Erwartungen für die USA geben derzeit zu Reden. Für Anleger gilt es derzeit umso mehr, ruhig Blut zu bewahren und der gewählten Strategie treu zu bleiben.

Für die Schweiz rechnen wir ab der 2. Jahreshälfte 2024 mit einer ersten Zinssenkung.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Wir sind überzeugt, dass das Erreichen des Zinsplateaus grundsätzlich eine gute Nachricht ist: Die Sondereffekte der turbulenten Pandemiezeit sind vorbei, die Geldpolitik wirkt gegen die Inflation und Kreditnehmende haben nun etwas mehr Gewissheit über die künftigen Finanzierungskosten. Ausserdem hat der bisherige Zinsanstieg keine Rezession ausgelöst, wie vielfach erwartet. Natürlich schadet eine mögliche langanhaltende Hochzinsphase dem Wachstum. Aber solange die Preise nicht unkontrolliert und übermässig steigen, können die Zentralbanken auch auf die Konjunktur achten und müssen sie nicht unnötig stark bremsen.

Der bisherige Zinsanstieg keine Rezession ausgelöst, wie vielfach erwartet.

Thomas Rühl

Neben den Zinsen tragen politische Risiken zur Unruhe der Märkte bei: Die vorübergehende Stilllegung des US-Staates wurde zwar – wie im Juni – in letzter Minute abgewendet und auf Mitte November vertagt. Ob sich die zerstrittenen Parlamentsgruppen in nützlicher Frist einigen können, ist jedoch zweifelhaft. Derweil erleidet die Globalisierung Rückschläge: Der Welthandel schrumpft. Und dies im Moment schneller als vor der Pandemie. Handelsbarrieren und Sanktionen sowie rhetorische Nadelstiche zwischen Ost und West nehmen zu.

Wir sind weiterhin überzeugt, dass die US-Binnenkonjunktur robust bleibt. Schweizer Aktien sind mit ihrem defensiven Charakter für das aktuelle Umfeld gut geeignet. Für die Eurozone und ihre stark zyklisch geprägten Aktienindizes sind die Aussichten jedoch durchzogen. Und zu guter Letzt der Hinweis auf Obligationenanlagen: Das Zinsplateau und ab 2024 erwartete Leitzinssenkungen machen Obligationen attraktiv. Zahlreiche Anleger halten in ihren Portfolios nach acht Jahren Nullzinsen noch immer weniger Obligationen, als das Musterportfolio vorschlägt. Wir glauben, dass es nun höchste Zeit ist, dies zu ändern und den Anteil auf die Zielquote zu erhöhen.

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