Turbulenzen ja, aber keine Systemkrise
Die Banken halten derzeit die Finanzmärkte in Bann. Nach dem Untergang der Silicon Valley Bank (SVB) sind weitere mittelgrosse US-Banken ins Schlingern geraten. Und in der Schweiz mündeten die zahlreichen Probleme der Credit Suisse schliesslich in der Übernahme durch die UBS. Der Bankensektor ist derzeit in «Sippenhaft» und wurde an der Börse abgestraft.
Ist ein Ende der Turbulenzen in Sicht? Wer auf die Börsenentwicklung vertraut, wird hier klar bestätigt: Das entschlossene Vorgehen der Behörden in der Schweiz und in den USA hat die Aktienkurse weitgehend stabilisiert, die betroffenen Bankkunden beruhigt und ein mögliches Übergreifen der Vertrauenskrise auf andere Banken verhindert. Ausserdem gibt es kaum Anzeichen für systemische Probleme. Die für Banken wichtigen Kreditpositionen – etwa der Immobilienmarkt oder Staatsanleihen – bleiben grossteils robust. Sollten diese aber wider Erwarten instabil werden, könnte die Situation zu einer grösseren Krise werden.
Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer KantonalbankDer Bankensektor ist derzeit in 'Sippenhaft' und wurde an der Börse abgestraft.
Da die SVB nicht auf den Zinsanstieg in den USA vorbereitet war, erwarten viele Investoren, dass die Fed nun eine langsamere Gangart bei der Inflationsbekämpfung verfolgt. Ausserdem wirkt die vorsichtigere Kreditvergabe der US-Banken inflationssenkend. Die Zinserwartungen zeigen daher einen früheren und tieferen Höhepunkt der US-Leitzinsen an. Wir glauben, dass dieser Optimismus übertrieben ist, denn die Inflation ist noch nicht stabilisiert. Die Rückgänge der Inflation in den USA und der Eurozone sind gering und stammen vor allem von tieferen Energiepreisen. Die Preise für Dienstleistungen und Wohnen steigen weiterhin zu stark. Dennoch ist ein Ende der Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr in Sicht.
Für die Portfolios der Schwyzer Kantonalbank haben wir daher unsere Anlagetaktik angepasst: Staatsanleihen mit längerer Laufzeit werden wieder attraktiver, weil das Ende der Zinserhöhungen allmählich in Sicht ist. Bei Unternehmensanleihen sieht das Bild jedoch anders aus: Die Credit- Spreads zeigen, dass die erhöhten Konjunkturrisiken bei Unternehmensanleihen nicht genügend abgegolten werden. Deshalb schichten wir von Unternehmensanleihen in sichere Staatsanleihen um und gewichten neu beide neutral. Der Schweizer Aktienmarkt ist wegen seines defensiven Charakters attraktiv und wir behalten ihn übergewichtet.