Credit Suisse: Und wieder brennt das Schiff

António Horta-Osório, seines Zeichens Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, setzt sich in Pandemie-Zeiten dreist über geltende Quarantäne-Bestimmungen hinweg, wird dabei ertappt und versucht sich über eine Selbstanzeige zu rehabilitieren. Als wäre die aktuelle Corona-Situation alleine nicht schon ernst genug, kontrastiert der Vorfall augenscheinlich mit Aussagen zur neuen Risikokultur, die der Präsident «seiner» Bank und ihren Mitarbeitenden verordnet hat.

«Im Herzen muss jeder Banker ein Risikomanager sein», hat sich António Horta-Osório im Nachgang an das Greensill-, und wenig später, an das Archegos-Debakel prominent zitieren lassen, und im Namen der Schweizer Grossbank Besserung gelobt. Jetzt zeigt sich, dass sein eigenes Risiko-Verhalten diesen Vorgaben offenbar nicht genügt. Er erweist damit sich selber, aber auch der Credit Suisse, einen Bärendienst. Zum einen verspielt er ohne Not das wichtigste Gut, dass er an der Spitze der Credit Suisse in die Waagschale werfen kann: seine eigene Glaubwürdigkeit.

Zum anderen hätte ihm bewusst sein müssen, dass vom obersten Lenker eines Finanzinstitutes, das in jüngster Zeit weniger mit Performance und mehr mit Spionage- und Überwachungsaffären, horrenden Bussenzahlungen und Milliardenverlusten von sich Reden gemacht hat, ein in jeder Hinsicht untadeliges Verhalten erwartet wird. Umso grösser ist jetzt sein Erklärungsnotstand, dem auch eine hastig eingereichte Selbstanzeige nicht wirklich etwas entgegenzusetzen vermag.

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