Skandinavische Anleihen punkten in Sachen Sicherheit

Im aktuell wieder attraktiven Zinsumfeld sollten Anleger wieder stärker auf «Safe Assets» setzen, Neben Bundesanleihen, Pfandbriefen und anderen Anleihen Kerneuropas kommt allerdings nur noch eine Alternative in Betracht: Qualitätsanleihen aus Skandinavien.

Unter «Safe Assets» verstehen wir Anlagen, die auch in den meisten Risikoszenarien überleben und nur eine geringe Korrelation zu risikobehafteten Anlagen aufweisen. Im Portfolio stellen sie eine echte Diversifikation zu Risikoanlagen und illiquiden Asses dar. Zusätzlich sollen sie einen gewissen Mindestertrag liefern sowie einfach, transparent und mit geringen Kosten behaftet sein.

Politische und wirtschaftliche Sicherheit im Norden
Die Auswahl an solch klassischen Basisinvestments ist jedoch beschränkt. Unserer Meinung nach gehören neben Bundesanleihen bzw. Pfandbriefen und den anderen Festverzinslichen aus Kerneuropa dazu eigentlich nur Bonds aus Skandinavien, in erster Linie Anleiheemissionen aus Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland in skandinavischen Währungen oder Euro. Warum? Skandinavien als Region bietet hohe ökonomische und gesellschaftliche Sicherheit, eine perfekte Kombination aus Stabilität, Flexibilität und Dynamik.

Der skandinavische Rentenmarkt mit einem Volumen von umgerechnet rund 2‘000 Milliarden US-Dollar ist keineswegs klein und biete interessante Charakteristika für den Anleger.

Jan Schopen, Portfolio Manager, Lazard Asset Management

Einerseits verfügen die skandinavischen Länder über gesunde Staatsfinanzen, einen extrem robusten Bankensektor, starke soziale Faktoren, ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, flexible Währungen und eine gesunde Umwelt. Andererseits sind sie durch eine hohe Dynamik gekennzeichnet. Die dortigen Unternehmen sind häufig Innovationsführer und Entrepreneur­ship wird als gesellschaftliches Ziel angesehen. Der skandinavische Rentenmarkt mit einem Volumen von umgerechnet rund 2‘000 Milliarden US-Dollar ist keineswegs klein und biete interessante Charakteristika für den Anleger. Etwa die Hälfte des Segments entfällt auf Covered Bonds.

Spezialität: dänische Pfandbriefe
Für viele europäische Anleger ungewohnt ist der dänische Pfandbriefmarkt, der älteste und grösste der Welt. Er weist eine Besonderheit auf: Pfandbriefe mit Kündigungsoptionen (Callables). Diese dänischen Pfandbriefe mit Kündigungsoptionen sind im immer noch vorherrschenden Niedrigzinsumfeld hoch attraktiv. Sie bieten einen Zinsaufschlag von rund 2 Prozentpunkten, die nichts mit Credits und Credit-Risiko zu tun haben, denn die Papiere haben alle ein AAA- oder mindestens AA-Rating. Relativ zum allgemeinen Zinsniveau ist der Aufschlag hoch und stabil.

Ein 'Scandinavian High Quality'-Portfolio bietet ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis und eine im Vergleich hohe Sicherheit in Krisenzeiten.

Jan Schopen

Dänische Pfandbriefe unterscheiden sich in zwei Merkmalen von anderen Pfandbriefen: Erstens besteht das sogenannte Ausgleichsprinzip. Vergibt eine dänische Hypothekenbank einen Hypothekenkredit, muss sie dieses Darlehen unmittelbar fristenkongruent am Kapitalmarkt refinanzieren. Für den Investoren ist die zweite Eigenart wichtiger: Ungefähr einem Drittel der Pfandbriefe liegen Hypotheken zugrunde, die ohne Vorfälligkeitsentschädigung gekündigt werden können, z.B. wenn die Zinsen fallen. Auf die Pfandbriefe wirkt sich das unmittelbar aus, denn sie werden anteilig zurückgezahlt, also gecancelt. Diese Möglichkeit der Kündigungsmöglichkeit kostet den Schuldner eine Optionsprämie, die wiederum dem Käufer der sogenannten Callables zugutekommt. Dieser Zinsaufschlag durch die Optionsprämie ist eine Mehrrendite ohne Credit-Risiko.

Die Mischung macht den Unterschied
Dennoch empfehlen wir als Grundidee für die Kapitalanlage im Sinne von «Safe Assets» kein reines dänisches Pfandbriefportfolio, sondern ein diversifiziertes skandinavisches Rentenportfolio. Es sollte zwar eine hohe Gewichtung in dänischen Pfandbriefen aufweisen, aber als Anlageuniversum alle skandinavischen Renten mit Investmentqualität umfassen, die entweder in skandinavischen Währungen notieren oder von skandinavischen Emittenten stammen. Ein solches «Scandinavian High Quality»-Portfolio bietet aus unserer Sicht ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis und eine im Vergleich hohe Sicherheit in Krisenzeiten: Höchste Bonität von AA, angemessener Ertrag und hohe Liquidität. Für Eurozonen-Anleger erscheint dies besonders interessant, weil man sich ausserhalb der politischen Unsicherheiten der Eurozone und außerhalb des Zangengriffs der Europäischen Zentralbank bewegt und dennoch einen Kupon von über drei Prozent vereinnahmen kann.

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