Buchtipp – Raffaella Romagnolo: «Bella Ciao»

In diesem Roman wird ein halbes Jahrhundert Italien und die zeitgeschichtlichen Zu­sammenhänge geschildert und dabei Geschichte lebendig gemacht – ein interes­san­tes Epos mit zwei starken Frauen im Mittelpunkt.

Der Roman berichtet über Leben und Politik im Italien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Protagonistinnen sind zwei überzeugende, starke Frauenfiguren, die Freundinnen Giulia Masca und Anita Leone. Sie wachsen unter ärmlich­sten Verhältnissen im Milieu von Klein­pächtern und Fabrikarbeitern auf und müssen schon als kleine Mädchen in den Seiden­spinnereien hart arbeiten. Der Lebensweg scheint für beide vorgezeichnet zu sein. Doch dann verlässt Giulia ihre Heimat Richtung New York, weil ihr Verlobter und Anita sich verliebt haben. Nach über einem Vierteljahrhundert kehrt Giulia mit ihrem Sohn Michael nach Borgo di Dentro im Piemont zurück.

Der Wechsel der Erzählerperspektive macht das Lesen anspruchvoll, aber umso spannender. Neben der Handlungsebene rund um die Geschehnisse in Borgo di Dentro, die vor allem Anita Leone und deren weit verzweigte Familie betreffen, ist die zweite dem Leben Giulias in New York gewidmet. Der dritte Erzählstrang umfasst die Tage ihres Besuchs im Jahr 1946.

Weder der Titel des Buches noch der Klappentext weisen darauf hin, was dieses Buch alles bietet. Im Klappentext heisst es «…sie hat noch eine Rechnung offen.», aber um Rache geht es nicht. Und genauso wenig ist das alte Parti­sanen­lied «Bella Ciao» von Bedeutung. Viel besser passt der Titel der Originalausgabe: «Destino». Wieso die (ansonsten sehr gute) deutsche Übersetzung (von Maja Pflug) nicht einfach mit «Schicksal» betitelt wurde, ist nicht ersichtlich. Sei’s drum: «Bella Ciao» ist ein lesenswerter Roman, der die Geschichte Italiens während der beiden Weltkriege lebendig macht und eine ebenso berührende wie spannende Geschichte zweier Schicksale erzählt.

Der Onliner-Kommentar dazu: Sehr lesenswert.

Raffaella Romagnolo: Bella Ciao, Diogenes, 528 Seiten