Natalia Ferrara: «Die beiden Banken und der Bundesrat stehen in der Pflicht, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.»

Die Onliner-Redaktion verfolgt, wie viele andere Medien auch, die Ereignisse rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sehr eng. Insbesondere auch den Aktivitäten des Schweizerischen Bankpersonalverbandes (SBPV), die wir als wichtig und richtig erachten, möchten wir redaktionellen Raum einräumen, weshalb wir bei der Geschäftsführerin Natalia Ferrara nachgefragt haben.

Natalia Ferrara, der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) fordert einen Kündigungstopp für Mitarbeitenden der Credit Suisse und der UBS und hat vor diesem Hintergrund unlängst eine Petition lanciert. Welchen Einfluss hat der SBPV auf die bevorstehenden (Personal-)Entscheidungen im Rahmen der bevorstehenden Übernahme der Credit Suisse durch die UBS? Werden Sie von den Verantwortlichen Stellen «gehört» oder einfach nur zur Kenntnis genommen?

Natalia Ferrara: Der SBPV pflegt als anerkannter Sozialpartner schon immer enge Kontakte zu den Personalkommissionen, den Arbeitnehmervertretungen sowie zum Management in beiden Grossbanken. Wir setzen alles daran, dass diese sozialpartnerschaftlichen Gespräche im Sinne der Arbeitnehmenden geführt werden. Hierzu wurden wir letzte Woche bei Bundesrat Guy Parmelin vorstellig. Sein Tweet im Nachgang an unser Gespräch mit ihm lautete: «Treffen mit den Sozialpartnern der Bankbranche. Das Schicksal der Bankmitarbeitenden bereitet mir Sorge. Mit Erleichterung nehme ich zur Kenntnis, dass CS und UBS ein klares Bekenntnis zu allen bestehenden und den per Sommer 2023 abgeschlossenen Lehrverträgen abgegeben haben».

Wo sehen Sie im bevorstehenden Zusammenschluss der beiden Grossbanken die grössten Probleme für die Belegschaften? Welche spezifischen Forderungen richten Sie an die Entscheidungsträger?

Es braucht bis Ende Jahr einen Kündigungsstopp. Wegen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bangen tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um ihre Zukunft. Die Verunsicherung ist riesig, insbesondere bei den rund 17‘000 Mitarbeitenden der CS in der Schweiz, aber auch bei den UBS-Angestellten. Niemand weiss, wen die Entlassungswelle treffen wird und wie der Zeitplan aussieht. Die beiden Banken und der Bundesrat stehen in der Pflicht, einen Kahlschlag zu verhindern und möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Das Management der beiden Grossbanken darf keine Mitarbeitende entlassen, bis alle Pläne der UBS für die Zukunft der neuen UBS auf dem Tisch liegen und klar ist, wie diese umgesetzt werden sollen.

Die Verunsicherung ist riesig, insbesondere bei den rund 17‘000 Mitarbeitenden der CS in der Schweiz, aber auch bei den UBS-Angestellten.

Natalia Ferrara, Geschäftsführerin Schweizerischer Bankpersonalverband (SBPV)

Wie gross ist der Zuspruch, den Sie aus Mitarbeiterkreisen (der CS bzw. der UBS) erfahren und wie manifestiert er sich?

Wir bekommen viele Anfragen und Rückmeldungen. Wie gesagt, die Verunsicherung ist gross, solange nicht bekannt ist, wie die Pläne genau aussehen.

Wie finanziert sich der SBPV? Welche Budgetmittel stehen Ihnen für «Kampagnen» bzw. für Petitionen zur Verfügung?

Wir finanzieren unser Engagement aus den Mitgliederbeiträgen, die für ein aktives Mitglied mit 190.00, für Studierende mit 90.00 und für Lernende mit 30.00 Franken pro Jahr zu Buche schlagen.

Wie viele Personen habe Ihre jüngste Petition in Sachen «Kündigungsstopp» bereits unterzeichnet? Wie viele Unterschriften möchten Sie zusammentragen? Was ist Ihr Ambitionslevel?

Der aktueller Unterschriften-Stand findet sich hier. Die Petition soll mithelfen, die Anliegen der Mitarbeitenden auf das politische Parkett zu bringen. Das ist uns in den letzten Tagen gelungen.