Trotz mehr Gegenwind – der Aufschwung setzt sich fort
Die globale Wirtschaft büsst auf dem Weg zur Erholung aus der Pandemiedelle weiter an Tempo ein. Die weit verbreiteten Lieferengpässe werden zu einem immer grösseren Problem. Vor allem die geringe Verfügbarkeit vieler Rohmaterialien beeinträchtigen sowohl die Produktion als auch die Auftragslage. Das zeigt sich in der laufenden Berichtssaison zum dritten Quartal.
Obschon eine Mehrheit von Unternehmen die an sie gestellten Umsatz- und Gewinnerwartungen übertroffen haben, hat sich der Ausblick auf die kommenden Monate etwas eingetrübt. Diese Entwicklung treibt neben dem zuletzt steilen Anstieg der Energiepreise die Inflationsrate weiter an. In der Eurozone ist im Oktober die Gesamtinflation gegenüber dem Vorjahr um 4,1Prozent gestiegen. Das ist zugleich die deutlichste Veränderung seit der Finanzkrise vor dreizehn Jahren. Als Kontrast dazu bleibt die Wirtschaft vorausblickend optimistisch. So legte der Einkaufsmanager-Index (PMI) im Oktober global von 54,1 auf 54,3 Punkte zu. Vor allem in China und Japan haben sich die Aussichten für das verarbeitende Gewerbe verbessert. Demgegenüber sind die PMI-Werte in den westlichen Industrienationen weiterhin auf hohem Niveau, aber zuletzt rückläufig (siehe Grafik).
Wirtschaftlicher Aufschwung setzt sich fort
Die Zentralbanken gehen weiterhin davon aus, dass sowohl die Lieferengpässe wie auch die Inflation die Konjunktur temporär belasten und halten an ihren Plänen fest. So hat die amerikanische Notenbank (Fed) Anfang November festgelegt, dass noch in diesem Monat die Wertpapierkäufe von heute 120 Milliarden US-Dollar pro Monat um 15 Milliarden US-Dollar reduziert werden sollen. Am Leitzins von 0,00 bis 0,25 Prozent soll sich aber vorerst nichts ändern.
Rolf Biland, Anlagechef, VermögensZenztrum (VZ)Die privaten Haushalte dürften auch in den kommenden Monaten ein wichtiger Pfeiler für ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum sein.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) will an ihrer Tiefzinspolitik noch über eine längere Zeit festhalten. Die jüngsten Drittquartalszahlen zum Wirtschaftswachstum, welche die Erwartungen übertrafen, haben das EZB-Gremium in ihrer Haltung bestärkt. Zwar preist der Markt für Europa eine erste Zinserhöhung für Herbst 2022 ein. Die EZB-Chefin Christine Lagarde hat jedoch bereits dagegengehalten. Gemäss ihren Aussagen seien die Bedingungen für eine Zinserhöhung bis dann noch nicht erfüllt. An ihrer Dezember-Sitzung will dann auch die EZB entscheiden, in welchem Ausmass und für wie lange die Anleihekäufe nach dem Auslaufen des Pandemie-Notfallankaufpro-gramms (PEPP) im nächsten März weitergeführt werden.
Damit bleiben die Aussichten für die Finanzmärkte weiterhin positiv. Denn nebst den optimistischen Einkaufsmanagern ist auch die Konsumentenstimmung vielerorts gut. Damit dürften die privaten Haushalte auch in den kommenden Monaten ein wichtiger Pfeiler für ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum bilden.