Warum der «One Big Beautiful Bill Act» mehr kostet, als er bringt

Der «One Big Beautiful Bill Act» ist alles, was sein Name verspricht – gross, schön und teuer. Mit massiven Steuersenkungen und neuen Ausgaben zündet Washington eine fiskalische Wachstumsoffensive, die kurzfristig Konjunktur und Unternehmensgewinne befeuert. Doch je höher der Aufschwung, desto steiler der Schuldenpfad – und desto fragiler die Basis des US-Dollars.

Das vom US-Kongress zu Beginn des dritten Quartals verabschiedete neue Fiskalgesetz hat einen komplizierten Namen: One Big Beautiful Bill Act (OBBBA). Auch die Details haben es in sich. Zum einen werden Steuerbestimmungen aus der ersten Amtszeit von Präsident Trump verlängert, zum anderen ändern sich Abzugsmöglichkeiten und Staatsausgaben massiv. Nachfolgend die wichtigsten Gesetzesbestimmungen. Entscheidend ist, dass die Steuersenkungen für Privathaushalte und vor allem für Unternehmen von 2017 nun beibehalten werden, also nicht auslaufen. Dies dürfte verglichen mit einem Szenario des Nichtzustandekommens des OBBBA ein positiver Faktor für US-Unternehmen sein, da permanente Steuersenkungen bekanntlich die Firmengewinne erhöhen. Zudem treten zusätzliche Steuersenkungen in Kraft, die in Trumps erster Amtszeit noch nicht galten. Dazu gehören Steuerreduktionen für Überstunden und Trinkgelder, die insbesondere im Gastgewerbe eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Im Weiteren werden Steuerabzüge für Senioren und eine Abzugserhöhung bei den Steuern der Bundesstaaten und Gemeinden beschlossen. Letzteres ermöglicht den Amerikanern insbesondere nun Immobiliensteuern von den Einkommenssteuern abzuziehen.

Der 'One Big Beautiful Bill Act' führt zu Wachstumsimpulsen für die US-Wirtschaft und US-Unternehmen, aber auch zur Erhöhung der Staatsverschuldung.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer, Maerki Baumann

Ohne das Zustandekommen des OBBBA wären die Steuersenkungen von 2017 Ende dieses Jahres ausgelaufen, und damit wären die Einkommen der amerikanischen Haushalte und die Gewinne von US-Unternehmen negativ beeinflusst worden. Dies ist nun dank der knappen Verabschiedung dieses Gesetzes im US-Kongress glücklicherweise nicht der Fall. Damit und durch die zusätzlichen Steuersenkungen dürfte OBBBA für die US-Konjunktur also positive und wachstumsfördernde Auswirkungen haben, die kurz- und mittelfristig eintreten sollten. Amerikanische Unternehmen werden davon profitieren, dass Firmeninvestitionen wieder stärker steuerbefreit werden, was zu einer Erhöhung der US-Investitionstätigkeit führen sollte. Zusätzlich zu den von den grössten Technologie- und Kommunikationskonzernen schon bekanntgegebenen massiven Investitionen für Künstliche Intelligenz und Datenzentren werden daher nun auch mittelgrosse amerikanische Firmen die US-Wirtschaft mit mehr Investitionen unterstützen können. Ebenso wichtig ist die Erhöhung der Ausgaben für die Verbesserung der Sicherheit und der Verteidigung der USA bzw. für das Militär, zusammen über 300 Milliarden US-Dollar zusätzliche Staatsausgaben. Auch diese Massnahmen, die durch Kürzung bei «Medicaid» (medizinische Sozialleistungen) finanziert werden, dürften die amerikanische Konjunktur im Wachstum unterstützen und die negativen Auswirkungen der US-Zollerhöhungen ausgleichen helfen. Allerdings werden nicht nur die Gewinne der Firmen und das Wirtschaftswachstum durch das Fiskalgesetz OBBBA ausgebaut. Auch die US-Staatsverschuldung könnte sich langfristig dadurch erhöhen. Analystenschätzungen sprechen von einer möglichen Erhöhung im Rahmen von rund 3 Billionen US-Dollar auf einen Zeithorizont von 10 Jahren, was die US-Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandproduktes auf einen neuen Höchststand bringen dürfte. Dies wäre für US-Staatsanleihen und den US-Dollar wohl weniger positiv, während sich die Erhöhung des Gewinn- und Wirtschaftswachstums für amerikanische Aktien mittelfristig positiv auswirken wird.

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