UBS: Das brutale Stühlerücken nach der CS-Übernahme

Der Chairman der UBS, Colm Kelleher, dämpfte bereits im Vorfeld der Übernahme der Credit Suisse die Erwartungen des CS-Führungspersonals in Bezug auf deren Karrieremöglichkeiten in der fusionierten Bank. Die Rede war von einer «kulturellen Kontamination», die es zu verhindern gelte. Die nun bekannten, jüngsten Personalentscheide auf Stufe Management zeigen, dass die UBS tatsächlich wenig Vertrauen in die einstigen CS-Kader setzt.

«Wir begrüssen heute unsere neuen Kollegen der Credit Suisse bei UBS. Statt uns zu konkurrenzieren, werden wir nun mit vereinten Kräften das nächste Kapitel unserer gemeinsamen Reise aufschlagen», liess sich Sergio Ermotti am vergangenen Montag, dem Tag des Closings der CS-Übernahme, verlauten. Die Aussage des CEOs der UBS, die sich wohl weniger an die Belegschaft, als vielmehr an die Kunden richtete, kontrastiert allerdings deutlich mit der tatsächlichen Situation an der internen Mitarbeiterfront, insbesondere auch auf Stufe Management. Von «vereinten Kräften» kann nur bedingt die Rede sein, denn in der Regel machen die UBS-Kollegen das Rennen um die begehrten Jobs in Senior-Management. Das Nachsehen haben die als «kontaminiert» gebrandmarkten CS-Kader, wie die jüngsten Ernennungen eindrücklich zeigen. Lediglich ein Fünftel der rund 160 Führungspositionen in der fusionierten Bank geht an ehemalige Führungskräfte aus dem Kreis der Credit Suisse. Ähnlich gestaltet sich die Situation auf Stufe Geschäftsleitung. Mit Ausnahme von Ulrich Körner – den maximal erfolgslosen CEO der Credit Suisse, der einst antrat, um die Nummer Zwei auf dem Schweizer Bankenplatz in neue Höhen zu führen – wurde kein weiterer CS-Protagonist in die Geschäftsleitung der neuen UBS berufen. Was genau «Ueli the Knife» für diese neue Rolle qualifiziert, bleibt vorderhand unklar. An seiner Erfolgsbilanz kann es nicht liegen, möchte man meinen. Dennoch hat er auf wundersame Weise den Sprung in den Olymp der neuen UBS geschafft. Deutlicher weniger Fortüne hatte dafür Francesco de Ferrari, der einst in der Geschäftsleitung der Credit Suisse für das Wealth Management der Bank verantwortlich zeichnete. Der einstige CS-Hoffnungsträger fristet künftig ein Dasein als «Berater» von Iqbal Khan, seinem UBS-Pendant. Ein tiefer Fall und ein klares Indiz dafür, das CS-Kader in der obersten Führungsetage der neuen UBS nicht wirklich wohl gelitten sind.

Verunglimpfen, drohen, kaltstellen
Was für die Führungsriege der Credit Suisse – mit der erwähnten Ausnahme von Ulrich Körner – gilt, setzt sich an der regulären Mitarbeiter- und Vorgesetztenfront konsequent fort. Wertschätzung oder Zuspruch erfahren die CS-Kollegen von ihrem neuen Arbeitgeber, der UBS, nur bedingt. Im Gegenteil. Für ehemalige Credit Suisse-Mitarbeitende wurden rote Linien definiert, die eine risikoarme Geschäftstätigkeit sicherstellen sollen. Das ist angesichts der ausser Kontrolle geratenen Risikokultur innerhalb der Credit Suisse zwar verständlich. In Kauf genommen wird damit aber auch, dass sämtliche CS-Mitarbeitende zu Unrecht in einen Topf geworfen und als «kulturell kontaminiert» stigmatisiert, um nicht zu sagen verunglimpft, werden. Ebenfalls unschön, um nicht zu sagen unprofessionell, sind mehr oder weniger unverblümte Drohungen an die Adresse von erfolgreichen und im Markt heftig umworbenen Kundenberater, die hohe Erträge für die Bank erwirtschaften. Ihnen soll in internen Townhalls – wenig souverän – unmissverständlich signalisiert worden sein, dass mit einem allfälligen Wechsel zur Konkurrenz eine spätere Rückkehr zur UBS nicht mehr möglich ist. Das alles mag angesichts der Notwendigkeit, einer kompromisslosen Risikokultur und in der Hitze des Gefechts teilweise nachvollziehbar sein. Dennoch wäre die UBS gut beraten, den neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreis der Credit Suisse mit etwas mehr Goodwill und einem Vertrauensvorschuss zu begegnen, sofern sie keine Zweiklassen-Belegschaft etablieren will, was sich letztlich zum Schaden der Bank und ihrer Kunden auswirken würde.

Natürlich ist das brutale Stühlerücken auf der Personalebene, welches innerhalb der neuen UBS eingesetzt hat, Ausdruck der vorherrschenden Kräfteverhältnisse. Während die Credit Suisse gerne den Narrativ eines Zusammenschlusses zementiert hätte, hat die UBS immer klar gemacht, dass sie ihre Konkurrentin übernimmt und damit das Sagen hat – auch und besonders in Personal- und Strategiefragen. Die CS-Mitarbeitenden agieren vor diesem Hintergrund selbstredend aus einer defensiven Position. Klar ist aber auch, dass der Erfolg der neuen UBS auf den vielbeschworenen vereinten Kräften beider Akteure basiert. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis auch in den Köpfen der UBS-Verantwortlichen einstellt. Je schneller, desto besser.

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