ETF-Gebühren: Wann lohnt sich ein Wechsel?
Für viele Anleger ist die Gesamtkostenquote (TER) ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines ETF. In den vergangenen Jahren ist sie bei vielen Anbietern gesunken. Wann lohnt sich ein Wechsel zum günstigsten Produkt?
ETF sind dank ihrer tiefen TER ein beliebtes Anlageprodukt, um langfristig Geld anzulegen. Ihr Anteil in den Portfolios von Schweizer Anlegern nimmt deshalb Jahr für Jahr zu, wie die jährlich herausgegebene Anlegerverhaltensstudie des VZ zeigt. Denn im Unterschied zu aktiv verwalteten Anlagefonds, die in der Regel Kosten zwischen 1 und 2 Prozent aufweisen, liegt die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) von ETF oftmals unter 0,30 Prozent.
Nino Zebiri, Anlage-Experte, VZ VermögensZentrumIn den vergangenen Jahren konnte man beobachten, dass mehrere Anbieter von ETF, die in der Schweiz zum Handel zugelassen sind, die TER ihrer Produkte gesenkt hatten.
Die Kennzahl TER umfasst neben den Verwaltungs- und Marketinggebühren auch die Kosten für den Vertrieb und die Revision des Anlageprodukts. Sie wird als Prozentsatz des durchschnittlichen Fondsvolumens angegeben. Für Anleger heisst das: Sie bezahlen diesen Satz auf ihr investiertes Geld. Legt jemand 10'000 Franken in einen ETF mit einer TER von 0,25 Prozent an, fallen pro Jahr 25 Franken an Gebühren an. Weil diese Kennzahl einfach und verständlich aussieht, ist sie für viele Anleger ausschlaggebende Kriterium bei der ETF-Auswahl. Dazu kommt, dass seit Jahren unter den ETF-Anbietern ein Gebühren-Wettkampf herrscht. Das lässt sich beispielhaft am Weltaktienindex MSCI World zeigen. In den vergangenen Jahren konnte man beobachten, dass mehrere Anbieter von ETF, die in der Schweiz zum Handel zugelassen sind, die TER ihrer Produkte gesenkt hatten (vgl. Grafik). Bis 2018 war der ETF 3 mit 0,15 Prozent das günstigste Produkt auf den MSCI World, bis der ETF 2 mit einer etwas günstigeren Gebührenstruktur auf den Markt kam.
ETF: Gleicher Index, unterschiedliche Kosten

Vor zwei Jahren reagierte dann auch der Anbieter von ETF 1 auf diese Entwicklung: Zunächst senkte er seine TER mit 0,10 knapp unter jene von ETF 2, bevor er dieses Jahr sogar auf 0,06 ging. Damit ist erstmals ein ETF auf dem MSCI World auf dem Markt, dessen TER unter 0,1 Prozent liegt. Die Gebührenanpassung macht das Produkt für viele Anleger attraktiv. Allerdings ist eine Senkung der TER allein noch kein zwingender Grund, um zu handeln. Vor einem Wechsel des Produkts muss geprüft werden, ob sich dieser unter Berücksichtigung aller Transaktionskosten auch tatsächlich lohnt. Zu den Transaktionskosten gehören die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs, die Courtagen sowie mögliche Stempel- und Börsenabgaben. Häufig rentiert sich der Wechsel erst nach einiger Zeit. Dieser Zeitraum sollte bei der ETF-Auswahl mitberücksichtigt werden, da es in der Zwischenzeit auch andere Produkte günstiger angeboten werden können. Zudem sollten sich Anleger nicht allein aufgrund der TER für einen ETF entscheiden. In der TER sind nicht alle für den ETF anfallenden Kosten enthalten. So können weitere Kosten- und Ertragskomponenten die Wertentwicklung einzelner Produkte beeinflussen. Daher sollte immer auch die Renditedifferenz zwischen dem Index und den auf diesen Index verfügbaren ETF betrachtet werden. Dieser Renditevergleich ermöglicht eine Netto-Betrachtung nach Abzug sämtlicher Kosten und unter Berücksichtigung sämtlicher Erträge.