Risikostreuung über Private Equity Firmen

Beteiligungsgesellschaften in Privatmärkten können die Diversifikation von Geldanlagen erleichtern. Ein Allheilmittel sind sie nicht.

Investieren an den Finanzmärkten ist eigentlich ganz leicht. «Diversifikation» lautet eine der Grundregeln, mit welchen Banken und Vermögensverwalter die geneigten Anleger locken. Diversifikation, das bedeutet Streuung des Geldes zwischen zum Beispiel Obligationen, Aktien und Immobilien(anlagen), aber auch innerhalb der Anlageklassen. Irgendwann reift da ein verführerischer Plan: Warum als normaler Anleger nicht in börsennotierte Private-Equity-Gesellschaften investieren, also in Firmen, die Fonds für Grossanleger schneidern und das Geld direkt in unterschiedlichste Unternehmen schleusen? Der bekannteste Vertreter solcher Firmen ist in der Schweiz die im SMI notierte Partners Group. Allein seit September 2022 hat sie unter anderem Geld in so verschiedene Richtungen wie Datenzentren in den USA, eine Plattform für erneuerbare Energien in Indien sowie in zusätzliche Anteile an der hiesigen Uhrenmarke Breitling gelenkt.

Anlageziele abseits der Börse
Schon früh wurde in der Private-Equity-Branche diskutiert, ob ihre grossen Spieler zu neuen Konglomeraten wie einst Brown Boveri (BBC) und Siemens würden. Beteiligungsgesellschaften strebten mit wachsenden Fondsvolumina immer grössere Firmenübernahmen an, meinte etwa Steven Koltes, Partner von CVC Capital Partners, in einem Zeitungsbeitrag 2005. Zu echten Konglomeraten sind sie nicht geworden; ein Grund liegt in der begrenzten Dauer der Engagements. Indes schrieb Verwaltungsratspräsident Steffen Meister im Vorwort zur diesjährigen GV von Partners Group: «Unserer Ansicht nach entwickeln sich die Privatmärkte zur neuen 'traditionellen' Anlageklasse und bieten Investoren Zugang zu Sektoren der Realwirtschaft, die über die öffentlichen Märkte oft nicht mehr zugänglich sind.»

Beteiligungsgesellschaften streben mit wachsenden Fondsvolumina immer grössere Firmenübernahmen an.

Steven Koltes, Partner, CVC Capital Partners

Der Investmentriese KKR in New York hat laut Chefvolkswirt Henry McVey aktuell vor allem die Themen Gesundheit, Digitalisierung und Automatisierung im Blick. Bei Pharma und Medizintechnik haben Anleger an der Schweizer Börse die Qual der Wahl. Bei Digitalisierung und Automatisierung einschliesslich deren Infrastruktur gestaltet sich die Suche schwieriger. Hier helfen PE-Firmen wie KKR, die zum Beispiel in Rechenzentren investieren. Hinzu kommt, dass sie die Anlageziele für ihre institutionellen Kunden, Staatsfonds und privaten Family Offices regelmässig überprüften. Insofern ähneln Private-Equity-Gesellschaften Vermögensverwaltern im Private Banking. Allerdings gehen sie - anders als Börsenspekulanten - auch in die unternehmerische Verantwortung. So ist Alfred Gantner, Mitgründer von Partners Group, Verwaltungsratschef von Breitling.

Private Equity mit hohen Gebühren

Nach den Worten von Roger Degen, Aktienanalyst der Bank Julius Bär, sind PE-Gesellschaften «in der Regel breit diversifiziert». Hohe Gebühren ermöglichen ihnen starke Gewinnmargen, weshalb zum Beispiel der norwegische Staatsfonds auf solche Firmen möglichst verzichtet. Die aufgelegten Anlagevehikel suchen vor allem Ziele in kleineren Einheiten und noch nicht entdeckte Unternehmensperlen. Das schränkt die Streuung ein. Hohe Ausschüttungen stehen zum Beispiel nicht im Vordergrund. Und die steigenden Zinsen setzen Private Equity zu – sowohl bei den Kunden der Fonds als auch bei den Investitionsobjekten. Degen verweist zugleich auf die gestiegene Attraktivität von Konkurrenzanlagen wie etwa Obligationen. Daneben leide die Marktaktivität unter den Zinshochs, schreibt er dem Onliner. Das drückt die Performance Fees von Beteiligungsgesellschaften. Auch Fremdfinanzierungen sind schwieriger geworden.

All dies trägt dazu bei, dass börsennotierte Private-Equity-Firmen in diesem Jahr bisher unterdurchschnittlich abschneiden. In der Schweiz betrifft dies neben Partners Group mit verwalteten Vermögen von 135 Milliarden Dollar auch die kleinere, im SPI notierte Private Equity Holding. Immerhin: Finanzgesellschaften bleiben an den Börsen mehr als reine Hoffnungswerte.

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