Heisser Sommer: KMU im Visier von Grossinvestoren

Die Private-Equity-Branche sitzt auf 3,7 Billionen US-Dollar. Dieses Kapital wird in den kommenden Jahren investiert, was eine neue Übernahmewelle auslösen dürfte.

Innerhalb der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sind seit 2005 über 30’000 Unternehmen von der Börse verschwunden. Gleichzeitig ist in der EU die Anzahl der börsengelisteten Unternehmen bis Jahr 2020 um 39,7 Prozent gefallen. Für diesen dramatischen Rückgang sind im Wesentlichen zwei Gründe verantwortlich.

Private-Equity-Fonds verfügen laut McKinsey über einen Kapitalstock von 3,7 Billionen US-Dollar. Dieses Kapital wird in den nächsten Jahren investiert und eine neue Übernahmewelle an den Börsen auslösen.

Thomas Meier, Portfolio Manager, MainFirst

Der regulatorische Aufwand für Berichtserstattungen und Transparenzberichte sowie die Kosten schrecken viele Unternehmen ab, an die Börse zu gehen. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Börsengänge ist in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Hinzu kommen zunehmende Bewertungsunterschiede zwischen Europa und den USA. Abgesehen von der SPAC-Welle (Special Purpose Acquisition Company) im Jahr 2021 ab, befindet sich die durchschnittliche Anzahl der Börsengänge in Europa auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise. Die Schweiz erlebt einen ähnlichen Trend, wobei Galderma an der heimischen Börse Hoffnung auf einen Startschuss für eine Vielzahl neuer Kandidaten gibt. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Börsengänge sind Fusionen und Übernahmen. Die Konsolidierung am Kapitalmarkt wird auch durch Private Equity forciert. Die Rekordeinnahmen der aufgelegten Private-Equity-Fonds haben laut McKinsey zu einem Kapitalstock von 3,7 Billionen US-Dollar geführt. Dieses Kapital wird in den nächsten Jahren investiert und eine neue Übernahmewelle an den Börsen auslösen. Das sinkende Finanzierungsniveau spiegelt sich bereits in den ersten Deals in Europa wider. Auch traditionelle Unternehmen wie Novartis konkurrieren um börsengelistete Unternehmen, wie der aktuelle Übernahmeprozess von MorphoSys zeigt.

KMU sollten sich warm anziehen
Europa wird bei den nächsten Notenbanksitzungen die Zinswende ausrufen. Rückläufige Inflationsdaten, hohe Erwerbstätigkeit und sich aufhellende Konjunkturdaten sollten den Börsensommer retten. Zudem werden im Zuge der sinkenden Zinsen neue Übernahmewellen entstehen. Die alternativen Vermögensverwalter, insbesondere Private-Equity-Fonds werden die Bewertungsabschläge in Europa nutzen, um den Aktionären attraktive Angebote zu unterbreiten. Die klein- und mittelgrosskapitalisierten Unternehmen stehen dabei sogar im Vordergrund, da sie auf den historisch niedrigsten Niveaus der letzten zwei Dekaden gehandelt werden.

Insbesondere klein- und mittelgrosskapitalisierte Unternehmen werden im Fokus potenzieller Übernahmekandidaten stehen.

Thomas Meier

Insbesondere klein- und mittelgrosskapitalisierte Unternehmen werden im Fokus potenzieller Übernahmekandidaten stehen, da sie auf den historisch niedrigsten Niveaus der letzten zwei Dekaden gehandelt werden. In Kombination mit aussichtsreichen Wachstumsraten und hohen operativen Margen durch Nischenspezialisierungen versprechen diese Unternehmen Interessenten anzulocken. Die sinkenden Finanzierungskosten und die steigende Investitionsbereitschaft der grossen Player erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Übernahmen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann der nächste Übernahme-Coup verkündet wird.

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