Wie können sich Anleger mit Rohstoffanlagen positionieren?

Schon in den 1970er Jahren zeigte sich, dass Rohstoffanlagen in Phasen von markanten Zinserhöhungen, wie wir sie derzeit erleben, der Diversifikation des gesamten Portfolios dienen.

In Zeiten von im historischen Vergleich überdurchschnittlichen Inflationsraten sind Rohstoffanlagen als Teil eines diversifizierten Portfolios wichtig. In Rohstoffe zu investieren ist in Zeiten höherer Inflation besonders sinnvoll. Denn es gilt, dem Druck entgegenzuwirken, welcher dieses Jahr über stetig steigenden Konsumentenpreisen und Zinserhöhungen sowohl auf Aktien als auch auf Anleihen lastet. Dass sich dies auszahlt, ist an der Performance der Anlageklassen seit Jahresbeginn ersichtlich: Der globale Bloomberg-Rohstoff-Index zeigt ein Plus von rund 15%, Aktien gemessen am Weltindex hingegen ein Minus von ca. 15% und Obligationen ein weiteres Minus von etwa 10 bis 15%!

In Rohstoffe zu investieren ist in Zeiten höherer Inflation besonders sinnvoll.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer, Maerki Baumann

In der Tat fand der zehn Jahre andauernde Abwärtstrend der Rohstoffe letztes Jahr ein jähes Ende: Ein neuer Aufwärtszyklus setzte präzise am 1. Januar 2021 ein. Dies gilt sowohl in charttechnischer wie auch in fundamentaler Hinsicht. Der fundamental-analytische Hintergrund ist, dass das globale Angebot an verfügbaren Rohstoffen aus drei Gründen unter die Nachfrage gefallen ist:

  • Erstens unterschätzte der Finanzmarktkonsens die Nachfrage insbesondere nach Energierohstoffen und Industriemetallen. Der Finanzmarktkonsens liegt zwar selten falsch, tut er es dennoch, könnte die Diskrepanz zur Realität nicht grösser sein, wie sich am Beispiel der Elektrifizierung von Fahrzeugen exemplarisch zeigt. Diese führt nämlich zu einem rund fünfmal höheren Kupferbedarf bei einem Elektroauto als bei einem Verbrenner.
  • Zweitens akzentuiert sich die Digitalisierung der Weltwirtschaft, was wiederum zu einer erhöhten Nachfrage nach seltenen Erden und geostrategisch wichtigen Metallen wie Lithium oder Aluminium führt.
  • Drittens (besonders wichtig) wurde – und wird – das Angebot von Rohstoffen, gerade auch von fossiler Energie, zu niedrig eingeschätzt. Aus ESG-orientierten Bedenken und auf Druck institutioneller Anleger wurde über viele Jahre die Investitionstätigkeit in die globale Rohstoffproduktion gedrosselt, dies vor allem bei fossilen Energien, Atomkraft oder wichtigen Industriemetallen. Die geopolitisch notwendige Reduzierung der Abhängigkeit des Westens von Rohstoffen aus Russland oder China hat erst begonnen und wird enorme Investitionen in grosse westlichen Rohstofffirmen erfordern. Die Welt wacht gerade auf, besonders vor dem Winter …

Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist der Umstand, dass sich die vier Untergruppen der Rohstoff-Familie nicht immer parallel entwickeln. Dieses Jahr beispielsweise belastet der Anstieg des US-Dollar auf ein 20-Jahreshoch temporär den Sektor Edelmetalle, inklusive Gold. Die Untergruppe der Industriemetalle wiederum ist im ersten Quartal zu steil angestiegen und zeigte kürzlich eine entsprechend gesunde Konsolidierung, unter anderem auch im Zusammenhang mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in China. China generiert bei verschiedenen Industriemetallen einen wichtigen, aber nicht den einzigen Teil der globalen Nachfrage. Landwirtschaftliche Rohstoffe haben – nach einer für diese Untergruppe typischen scharfen Korrektur – von der Sommerdürre profitiert. Agrarprodukte sind jedoch generell wetterabhängig und daher auch besonders volatil. Bei der Untergruppe der Energierohstoffe erscheinen viele nach einer konjunkturbedingten Konsolidierungsphase langfristig interessant, da die fehlenden Förderkapazitäten die mittelfristige Preis-Tendenz nach oben treiben. Rohstoffaktien zeigen neben der bekannten Volatilität von Rohstoffen an sich zwar das zusätzliche Risiko des Unternehmensmanagements; sie weisen derzeit aber eine klar höhere Dividendenrendite als der übrige Aktienmarkt auf und profitieren von sehr guten Erträgen dank hohen Rohstoffpreisen (wie wir an den Tankstellen sehen).

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