Russlands Ansehen sinkt weltweit um 19 Prozent

Nach der Invasion in die Ukraine hat Russland wenig überraschend enorm an globalem Ansehen eingebüsst, nämlich um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie unter dem Titel der «Brand Finance Global Soft Power Index 2022». Wie sich zeigt, machen alle befragten Länder Russland für den Krieg in der Ukraine verantwortlich – ausser China und Indien.

Die weltweite Solidarität mit der Ukraine ist gross und wirkt sich positiv auf die globale Wahrnehmung des Landes aus. Auf die Frage, wer die Hauptverantwortung für den Krieg in der Ukraine trägt, gab eine deutliche Mehrheit der in der Studie Befragten Russland die Schuld. So auch in Deutschland: 67 Prozent der befragten Deutschen machen Russland für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. Dadurch büsst Russland weltweit 19 Prozent seines Ansehens ein. Andere Staaten, wie China (52%) und Indien (46%), sehen hingegen die Schuld bei den USA. Interessant: Fast ein Viertel, genauer 22 Prozent, der Amerikanerinnen und Amerikaner geben dem eigenen Land die Schuld für den Russland-Ukraine-Konflikt.

Einfluss von Medienberichterstattung
Während Russlands Wahrnehmung global abrutscht, steigt die der Ukraine: In der aktuellen Studie stieg der Wert «Vertrautheit» um sagenhafte 44 Prozent. Auch bei den Werten «Einfluss» und «Ansehen» hat die Ukraine zugelegt, und zwar um 24 Prozent bzw. um 12 Prozent. Dafür ist nicht zuletzt das weltweite Medienecho auf den Russland-Ukraine-Konflikt verantwortlich.

Während sich auf globaler Ebene die Wahrnehmung Russlands zweifellos verschlechtert hat, sind die konkreten Auswirkungen von Land zu Land unterschiedlich. Was jedoch am meisten überrascht, ist die Spaltung der amerikanischen Öffentlichkeit in Bezug auf den Krieg in der Ukraine.

David Haigh, CEO Brand Finance

Deutschland auf Platz drei
Vorjahressieger Deutschland rutscht im «Global Soft Power Index 2022» auf Platz drei – überholt von den USA (Platz eins) und Grossbritannien (Platz 2). Und dennoch: Die Gesamtwertung für Deutschland ist weiterhin sehr stabil und auf einem hohen Niveau. Deutschland konnte seinen Global Soft Power Index auf 64,6 Punkte steigern. Gerade im Bereich «Regierungsführung» hat sich Deutschland verbessert und führt hier mit Platz eins das Ranking an. Auch die Bewertungen in den Bereichen «Menschen und Werte» sowie «Covid-19» sind gestiegen. Bei «internationale Beziehungen» und «Bildung und Wissenschaft» sind die Werte für Deutschland hingegen leicht gesunken.

Deutschland wird nach wie vor als eine der einflussreichsten Nationen der Welt angesehen.

Ulf-Brün Drechsel, Country Client Service Director, Brand Finance

Das politische Regierungssystem Deutschlands ist im Wandel. Die grosse Koalition wurde von der Ampel-Koalition abgelöst, die seit November 2021 unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz im Amt ist. In Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hat die neue Bundesregierung bereits eine historische Entscheidung getroffen: 100 Milliarden Euro sollen in die sofortige Vergrösserung, Modernisierung und Verstärkung der deutschen Armee und der Streitkräfte fliesen.

Ergebnisse für Schweiz und Österreich
Die DACH-Nachbarländer Schweiz und Österreich büssen in der Studie ebenfalls Plätze ein. Die Schweiz ist in den Top Ten – allerdings ist sie von Platz fünf (2021) auf Platz acht (2022) gerutscht, mit einem Gesamtwert von 56,6 Punkten. Für Österreich ging es im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze nach unten – auf Platz 27.

Mehr zum aktuellen «Global Soft Power Index» findet sich hier.

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