Anleger sollten den IRA nicht verpassen!

Die vorherrschende Volatilität auf den Finanzmärkten, die galoppierende Inflation und die Gefahr einer Rezession liessen die IRA-Passage bei ihrer Verabschiedung im August letzten Jahres in den Hintergrund treten. Fast niemand sprach darüber. Dabei stellt dieses neue Gesetz einen entscheidenden Wendepunkt in der Klimapolitik der USA dar. Es ist nicht vollständig dem Klimawandel gewidmet, aber der Grossteil der im Gesetz vorgesehenen Investitionen ist es.

Die IRA im Überblick
Im Bereich des Klimaschutzes verfolgt das Gesetz zwei unterschiedliche Ziele. Erstens soll in einem mehr als angespannten geopolitischen Kontext die langfristige Energieunabhängigkeit der USA sichergestellt werden. Zweitens sollen die Fortschritte des Landes beim Klimawandel beschleunigt werden, während gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen und ein «Gelbwesten-Effekt» vermieden werden sollen. Das Gesetz soll eher Anreize als Strafen schaffen. Mit anderen Worten: Es legt den Schwerpunkt auf Zuckerbrot und nicht auf Peitsche.

Die Klimarevolution verspricht genauso erfolgreich zu werden wie die technologische Revolution der letzten 30 Jahre.

Guido Bolliger, Chief Investment Officer, Asteria IM

Konkret wird die US-Regierung 340 Milliarden US-Dollar in Form von Steuervergünstigungen investieren, um die globale Erwärmung zu bekämpfen: 260 Milliarden US-Dollar für die IRA und 80 Milliarden US-Dollar für das Infrastrukturgesetz, das Ende 2021 verabschiedet werden soll. Die folgende Grafik zeigt die von der Regierung geplanten Investitionen im Detail. Das Gesetz richtet sich an Unternehmen, aber auch an Privatpersonen, die beispielsweise die Energieeffizienz ihrer Immobilien verbessern oder Elektrofahrzeuge anschaffen möchten.

Erwartete Auswirkungen auf die Wirtschaft
Durch die Energiewende hofft die US-Regierung, bis 2030 jährlich 900’000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Kurzfristig ist es allerdings fraglich, ob ein Gesetz mit dem Namen «Inflation Reduction Act» die Inflation durch eine expansive Fiskalpolitik bekämpfen kann. Langfristig ist dies jedoch denkbar, da die Beschleunigung technologischer Innovationen dazu führen dürfte, dass die Preise für erneuerbare Energien noch wettbewerbsfähiger und vor allem weniger volatil sind als die Preise für fossile Brennstoffe. Wie die obige Grafik zeigt, sind die Hauptnutzniesser dieses Gesetzes die Mitglieder der Wertschöpfungskette für erneuerbare Energien (Solar-, Wind- und Batterieenergie) sowie die Akteure, die im Bereich der sanften Mobilität (Elektrofahrzeuge, Biodiesel usw.) involviert sind.

Wie können Anleger davon profitieren?
Es gibt zwei Arten von Strategien, mit denen sich Anleger im Rahmen des Klimawandels engagieren können:

1. Impact-Strategie, die in Unternehmen investiert, deren Produkte, Waren und Dienstleistungen den CO2-Ausstoss entweder direkt (Batterien, Wärmepumpen, Dämmstoffe usw.) oder indirekt (Mikroprozessoren, Turbinen- und Lithiumhersteller, Software zur Optimierung von Stromkreisen usw.) reduzieren.
2. Übergangsstrategie, die in Unternehmen mit positiven Auswirkungen und in Unternehmen investiert, die eine grosse Menge an CO2 emittieren (Zement, Stahl, Chemikalien), sich aber verpflichten, diese Emissionen zu reduzieren. Durch die Verringerung ihrer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wird sich die Bewertung dieser Unternehmen langfristig deutlich verbessern.

In den letzten Monaten haben die steigenden Preise für Öl und einige Rohstoffe Unternehmen begünstigt, die sehr viel CO2 ausstossen. Im Jahr 2022 schneidet der fossile Energiesektor deutlich besser ab als Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind. Impact-Unternehmen mussten eine starke Abwärtskorrektur ihrer Bewertungen hinnehmen. Um nicht den Zug, nicht das Flugzeug zu verpassen, ist es also an der Zeit, die Gelegenheit zu nutzen, um sich langfristig der Klimarevolution auszusetzen. Sie verspricht genauso erfolgreich zu werden wie die technologische Revolution der letzten 30 Jahre.