Sollten Anleger neues Kapital in den asiatischen Technologie-Sektor investieren?

Trotz des Treffens zwischen dem US-Präsidenten und dem Präsidenten der Volksrepublik China auf dem G20-Gipfel in Bali bleiben die geopolitischen Risiken hoch. Dazu gehören das vorgeschlagene Exportverbot für US-Halbleiterchips, die Unstimmigkeiten zwischen den USA und China bei der Prüfung von in New York börsennotierten chinesischen Unternehmen, Chinas strengere Regulierung und die Aufsicht über das Datenmanagement. Vor diesem Hintergrund sind wir der Meinung, dass es attraktive Möglichkeiten gibt und Anleger den asiatischen Technologiesektor nicht ignorieren sollten.

Wir glauben, dass sich im asiatischen Technologiesektor, insbesondere bei chinesischen Internetunternehmen, selektive Chancen bieten, nachdem die Aktien in den letzten Jahren durch den Druck der Regulierungsbehörden stark gefallen sind. Um sich an das neue Umfeld anzupassen, haben die Technologieunternehmen Veränderungen in ihren Geschäftsbereichen vorgenommen, darunter Personalabbau und die Einstellung unrentabler Unternehmen. Da sich die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in China stabilisieren, sind diese Unternehmen gut positioniert, um wieder zu wachsen. Meituan beispielsweise verzeichnet zweistellige Umsatzzuwächse, während die Verringerung der Verluste bei den neuen Initiativen zu einer deutlichen Verbesserung des Gesamtergebnisses führt.

Unserer Ansicht nach ist es an der Zeit, das Engagement in ausgewählten asiatischen Technologieunternehmen zu erhöhen.

Jin Zhang, Portfoliomanager, Vontobel

Wachsende Mittelschicht gut für die Gesamtwirtschaft
Auch in der weiteren Region bieten sich Chancen, da sich die Umgestaltung der globalen Lieferkette beschleunigt, wovon Südostasien profitiert. Diese Region dürfte davon profitieren, dass sie sowohl mit dem übrigen Asien als auch mit westlichen Ländern zusammenarbeiten kann. Mehrere Länder hier verfügen bereits über ein Ökosystem von Unternehmen. Malaysia zum Beispiel ist seit langem Teil der Halbleiterkette. Thailand verfügt über ein ausgereiftes Netzwerk von Auto- und Autoteile-Herstellern, die sich nun auf E-Fahrzeuge verlegen. Auch Indonesien baut seine Automobil- und Elektronikindustrie aus. Da in den südostasiatischen Ländern mehr Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe entstehen, wird die wachsende Mittelschicht auch anderen Branchen wie dem Einzelhandel, der Konsumgüterindustrie und dem Bankwesen zugutekommen.

Welche ist die beste Strategie?

In grossen Indizes wie dem MSCI Asia Ex-Japan macht die Informationstechnologie, einschliesslich Alibaba, fast ein Fünftel der gesamten Sektorgewichtung aus. TMSC ist der grösste Bestandteil, während chinesische Tech-Namen ein Zehntel des Gesamtwertes ausmachen. In Anbetracht der Tatsache, dass viele dieser grössten Beteiligungen weiterhin in einem unsicheren regulatorischen Umfeld operieren, fragen sich die Anleger zu Recht, wie sie die asiatischen Märkte angehen sollen. Sollten sie die Marktschwäche nutzen, um ihr Portfolio im Technologiebereich aufzustocken, oder sollten sie lieber liquide Mittel halten, die sich in diesem Jahr angesichts der anhaltenden globalen Unsicherheit besser entwickelt haben? Unserer Ansicht nach ist es an der Zeit, das Engagement in ausgewählten asiatischen Technologieunternehmen zu erhöhen. Die grossen Internetfirmen in China haben vor allem unter internem Druck gelitten, d.h. unter regulatorischen Änderungen. Wir glauben, dass sie das Schlimmste hinter sich haben, da die Rahmenbedingungen für die Regulierung nun gegeben sind. In letzter Zeit haben auch Nachrichten über Fortschritte bei der Prüfung von in den USA notierten chinesischen Unternehmen die Stimmung bei den Aktien verbessert. Auch wenn wir von diesen Unternehmen keine überragende Rentabilität mehr erwarten sollten, so sollten sie doch in der Lage sein, bis 2023 ein neues Niveau anständigen Wachstums zu erreichen.

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