Die Mobilität im Umschwung

Elektrofahrzeuge dringen langsam aber sicher in den Mainstream vor. Die Zahl der verkauften E-Autos wird bis 2030 um den Faktor acht steigen. Was sind die Treiber und was könnte dieses Wachstum verhindern? Eine Einschätzung zur Elektromobilität und der Attraktivität für Investoren.

Noch vor nicht allzu langer Zeit galten Elektrofahrzeuge als reine Luxusklasse, die nur für die wohlhabendsten Käufer gedacht war. Jetzt erreichen E-Fahrzeuge, angetrieben durch wichtige technologische Fortschritte, einen Wendepunkt und beginnen, in den Mainstream der Mobilitätstechnologie vorzudringen. Wir schätzen, dass der jährliche Absatz von E-Fahrzeugen von heute über 6 Millionen auf 25 bis 45 Millionen im Jahr 2030 steigen wird. Diese Beschleunigung wird durch sinkende Batteriekosten, unterstützende politische Massnahmen und eine wachsende Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge vorangetrieben. Auch die traditionellen Automobilhersteller haben diesen Wendepunkt wahrgenommen und investieren mittlerweile Milliarden von Dollars in die Elektrifizierung. Diese ehrgeizigen Ziele lassen die Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen wie Lithium von 300 Tausend Tonnen im Jahr 2020 auf 2,5 Millionen Tonnen im Jahr 2030 steigen.

E-Autos werden günstiger
Auf der Kostenseite schätzen wir, dass Elektroautos bis 2024 billiger sein werden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. In den letzten zehn Jahren sind die Preise für Lithium-Ionen-Batterien um 17% pro Jahr gesunken, und wir erwarten, dass weitere Preissenkungen kostensensitive Käufer anziehen werden. Wir gehen davon aus, dass die Gesamtkosten für Elektrofahrzeuge bis 2030 um weitere 24% sinken könnten, wobei etwa 4% des Rückgangs auf einen wachsenden Marktanteil von Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LFP) zurückzuführen ist. Heute basieren etwa 70% der Batterien auf Nickel. Unserer Einschätzung nach werden LFP-Batterien bis zum Ende des Jahrzehnts etwa zwei Drittel des gesamten Batteriemarktes ausmachen. LFP-Batterien sind in der Regel billiger, sicherer und haben eine längere durchschnittliche Lebensdauer als ihre nickelbasierten Gegenstücke.

Wir gehen davon aus, dass die Gesamtkosten für Elektrofahrzeuge bis 2030 um weitere 24% sinken könnten, wobei etwa 4% des Rückgangs auf einen wachsenden Marktanteil von Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LFP) zurückzuführen ist.

Pedro Palandrani, Research Analyst, Global X ETFs

Dieser Trend wird wahrscheinlich durch die staatliche Politik in wichtigen Automobilmärkten wie den Vereinigten Staaten, Europa und China weiter vorangetrieben, wo Subventionen die Kosten senken und die Akzeptanz weiter fördern. In Deutschland werden E-Fahrzeuge mit bis zu 9’000 Euro subventioniert, und in den USA gibt es eine Steuergutschrift in Höhe von 7’500 Dollar für qualifizierte E-Fahrzeuge.

Grosse Infrastrukturprogramme für mehr Ladestationen
Ladestationen könnten in den USA durch den kürzlich verabschiedeten Infrastructure Investment & Jobs Act, der 7,5 Milliarden Dollar für den Bau von Ladestationen für E-Fahrzeuge vorsieht, einen grossen Aufschwung erfahren. Heute verfügt ein Tesla Model 3 Standard Range Plus mit LFP-Batterietechnologie in 27 Bundesstaaten nicht über eine ausreichende Energiedichte. Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes werden nur noch drei Staaten nicht über genügend Ladestationen pro Strassenmeile verfügen. Wir gehen sogar davon aus, dass die Anzahl der Ladestationen im ganzen Land nach der Verabschiedung des Infrastrukturgesetzes siebenmal höher sein wird. Mit anderen Worten: Autofahrer werden bald mehr Möglichkeiten haben, ihre E-Fahrzeuge aufzuladen und folglich viel weiter entfernte Strecken zu planen.

Grosse Autokonzerne rüsten um
Angesichts dieser Kosten- und Infrastrukturentwicklungen und der Tatsache, dass der Absatz von E-Fahrzeugen schneller wächst als der von Verbrennungsmotoren, ist es keine Überraschung, dass traditionelle Autohersteller sich zunehmend dazu verpflichten, ihre Flotten zu elektrifizieren und Milliarden von Dollar an Investitionskapital für die Umrüstung ihrer Fabriken bereitstellen. An der Spitze dieser Bewegung steht BMW, das bereits für das Jahr 2020 9,5% seines Absatzes mit E-Fahrzeugen erzielen wollte. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Anteil der E-Fahrzeuge bis 2030 50% erreichen wird. Andere deutsche Hersteller wie Daimler und die Volkswagen-Gruppe sind nicht weit davon entfernt und haben sich für ihre Flotten 50% E-Fahrzeuge für 2025 bzw. 2030 zum Ziel gesetzt. Auch die amerikanischen Autohersteller sind mit an Bord: General Motors plant, bis 2025 weltweit 30 neue E-Fahrzeuge anzubieten, und Ford kündigte kürzlich ein 29-Milliarden-Dollar-Engagement für Elektroautos und selbstfahrende Autos an.

Engpass: Verfügbarkeit von Lithium
Trotz der raschen Verbreitung und der Elektrifizierung der Flotte bleiben die Herausforderungen der Mobilität bestehen. Eine Unterversorgung mit Lithium droht die Einführung von Elektrofahrzeugen zu verlangsamen. Es kann 3 bis 5 Jahre dauern, bis ein neuer Lithiumabbau abgeschlossen ist, und wir erwarten ein Lithiumdefizit im Jahr 2022, wobei sich die Bedingungen in den nächsten Jahren noch verschlechtern werden. Bei einer erwarteten Lithiumnachfrage von über 2,5 Millionen Tonnen bis 2030, dem 8-fachen des Niveaus von 2020, ist dies ein ernstes Problem, das sofortige Aufmerksamkeit und Kapitalzufuhr erfordert. Darüber hinaus bleibt das Zögern der Verbraucher ein Haupthindernis für die Einführung von Elektrofahrzeugen. Auf die Frage, warum sie den Kauf eines Elektrofahrzeugs nicht in Betracht ziehen würden, nannte mehr als die Hälfte der Befragten Bedenken hinsichtlich der Reichweite, der hohen Anschaffungskosten und der Schwierigkeiten beim Aufladen. Mehr Amerikaner geben an, dass sie einen elektrischen Antrieb einem Verbrennungsmotor vorziehen würden, aber die Mehrheit ist sich noch unsicher. Dennoch gehen wir davon aus, dass der Anteil der Elektroautos bis 2030 auf 36% steigen wird, da die Zusagen der Hersteller, die sinkenden Kosten und ein zunehmend günstiges regulatorisches Umfeld dazu beitragen, einige dieser Bedenken der Verbraucher zu zerstreuen.

Sowohl Regierungen als auch Hersteller sehen die Zeichen der Zeit: Wir bewegen uns auf eine batteriebetriebene Fahrzeugzukunft zu. Von Verpflichtungen zur Elektrifizierung von Flotten bis hin zu Milliarden an neuen Subventionen für Elektroautos - die Elektrifizierung der Mobilität wird im nächsten Jahrzehnt mit Vollgas vorangetrieben.

Hauptbildnachweis: Unsplash