CS-Manager kaufen sich aus der Verantwortung – selbstverständlich nicht auf eigene Kosten

Die Sonntagspresse hat prominent darüber berichtet: Ehemalige CS-Führungskräfte kaufen sich mit insgesamt 115 Millionen US-Dollar aus ihrer Verantwortung im Zusammenhang mit dem Archegos-Debakel, welches der Credit Suisse einen Schaden von rund 5 Milliarden US-Dollar bescherte und damit ihren Niedergang beschleunigte. Späte Einsicht oder sogar Reue der Verantwortlichen? Weit gefehlt. Es geht einzig darum, eine US-Sammelklage abzuwenden.

Das Eingeständnis eigenen Fehlverhaltens und grober Versäumnisse ist in Kreisen der ehemaligen CS-Spitzenmanager eine wenig bis gar nicht ausgeprägte Charaktereigenschaft – ganz im Gegensatz zu einer überaus positiven Haltung gegenüber grosszügig ausbezahlten Boni für eigenes Missmanagement. Das zeigt sich exemplarisch an dem nun bekannt gewordenen Vergleich, welchen einstige CS-Verwaltungsräte, darunter Urs Rohner, Severin Schwan und Iris Bohnet, sowie die CS-Führungskräfte Thomas Gottstein (Ex-CEO) und Lara Warner (Risiko-Management) und weitere Manager abschliessen mussten, um eine unangenehme US-Sammelklage abzuwenden. Pikant dabei: Selbstverständlich fliesst das Geld nicht aus den prall gefüllten Taschen der Verantwortlichen, sondern dürfte von deren D&O-Versicherung (D&O steht für Directors & Officers Liability) übernommen werden. Besagte Versicherung schützt Organe eines Unternehmens – also Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder – vor den finanziellen Folgen persönlicher Haftung.

Es ist durchaus nicht dasselbe, die Wahrheit über sich zu wissen oder sie von anderen hören zu müssen.

Aldous Leonard Huxley (1894 – 1963), Britischer Schriftsteller und Philosoph

Damit wird einmal mehr klar, dass das fragwürdige Bonus-System in der Finanzindustrie für die obersten Verantwortungsträger keine Malus-Komponente beinhaltet. Bezogene Boni werden einbehalten, Schadenersatzzahlungen werden an die Versicherung ausgelagert. Die Dummen in der Geschichte um den Fall der Credit Suisse sind die Aktionäre, die Kunden und die Mitarbeitenden, die ihren Job verloren haben.

Die Beklagten weisen sämtliche Vorwürfe der Kläger zurück
Um der Absurdität des Vorganges die Krone aufzusetzen, weisen die Beklagten gleichzeitig sämtliche Vorwürfe der Kläger zurück. Wie aus dem Vergleich hervorgehen soll, werden insbesondere Treue- und Pflichtverletzungen bestritten. Ebenso negieren die genannten Verantwortungsträger, dass sie der Credit Suisse Schaden zugefügt haben sollen. Wie bitte? Wie können das Selbst- und das Fremdbild der einstigen Führungsriege der Credit Suisse derart weit auseinanderliegen, zumal sowohl die Finma als auch eine eigens hierfür eingesetzte PUK in dieser Sache zu einem anderen Schluss gekommen sind? Eine belastbare Erklärung für diese gestörte Wahrnehmung können wohl nur Psychologen liefern. Oder Anwälte. Denn offensichtlich fürchten die Beklagten weitere juristische Folgen oder Schadenersatzforderungen, wenn sie ihr offensichtliches Fehlverhalten eingestehen. Zurück bleibt die beschämende Erkenntnis, dass offenbar niemand bereit ist, die Verantwortung für den Niedergang der Credit Suisse zu übernehmen.

Hauptbildnachweis: Credit Suisse