New UBS: There ain't no such thing as a free lunch

Die vollständige Integration der Credit Suisse in die neue UBS wird sich noch länger hinziehen. Dennoch debattieren Branchen-Experten und solche, die es gerne wären, intensiv darüber, ob die Bilanzsumme der letzten verbliebenen Schweizer Grossbank – gemessen am Schweizer Bruttosozialprodukt – nicht zu gross ausgefallen ist. Sollte der neue helvetische Bankenriese nämlich dereinst ins Stolpern kommen, dürfte die offizielle Schweiz als Retterin in der Not an ihre finanziellen Grenzen stossen.

Sergio Ermotti muss gewusst haben, was ihn an öffentlicher Debatte im Zusammenhang mit der Übernahme der gestrauchelten Credit Suisse erwartet. Zwar vermochte die UBS die politischen Gemüter im Zusammenhang mit dem erfolgten Stellenabbau zu beruhigen, indem sie diesen – etwas verwegen – mit lediglich 3'000 Arbeitsplätzen in der Schweiz quantifizierte, obwohl durch die Integration deutlich mehr CS-Stellen im hiesigen Bankensektor verschwinden dürften. Dafür hadert die UBS-Spitze mit sich, wenn es darum geht, in der anhaltenden Debatte in Bezug auf die Bilanzsumme der Bank mit plausiblen Gegenargumenten zu punkten. Ein erster Befreiungsschlag, der im Verzicht auf die vertraglich vereinbarte, staatliche Garantiezahlung im Falle versteckter Verluste in den CS-Büchern mündete, hat die erhoffte Wirkung nur teilweise erzielt. Die Bank bleibt ein Riese und es ist klar, dass die UBS auch ohne Vertrag mit der Schweizer Eidgenossenschaft im Krisenfall mit einer impliziten finanziellen Staatshilfe rechnen darf. Inzwischen wird deshalb darüber diskutiert, ob eben diese informelle Zahlungsgarantie für die UBS einen Preis haben soll und wenn ja, welchen. Der Ausgang dieser Debatte ist offen. Sergio Ermotti zumindest hat signalisiert, dass ein neu zu schaffender Rettungsfonds auf europäischer Ebene allenfalls eine valable Alternative sein könnte. Wie ernst es ihm damit ist, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht spekuliert er einfach nur auf die Eigenart der Politiker-Gilde, wichtige Themen durch Uneinigkeit zu verschleppen.

Denen schenken wir gerne, die mehr schenken können als wir.

Emanuel Wertheimer (1846 – 1916), deutsch-österreichischer Philosoph und Aphoristiker

Richtig ist, dass die Bilanzsumme der neuen UBS auch nach der CS-Integration deutlich kleiner ist, als sie vor der Finanzkrise im Jahr 2008 war. Aber sie bleibt für die Schweizer Steuerzahler – und auch für die Schweizer UBS-Kunden – ein Risiko im Krisenfall, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Was in dieser teilweise hitzig geführten Debatte interessanterweise nie zur Sprache kommt, ist die Möglichkeit einer Abspaltung des kombinierten Schweizer Geschäftes der UBS. Zwar hat sich die UBS-Spitze immer dezidiert gegen einen Spin-off des Schweizer Geschäftes der übernommen Credit Suisse ausgesprochen. Die Auslagerung des kombinierten Schweizer Geschäftes beider Banken könnte hingegen durchaus ein gangbarer und kluger Weg aus der Misere sein. Zum einen verkleinert sich die Bankbilanz einer aufgespalteten UBS, was Kritikern des Status quo den Wind aus den Segeln nehmen würde. Zum anderen wären Schweizer UBS-Kunden im Falle einer globalen Bankenkrise besser, wenn auch nicht vollumfänglich, geschützt. Und nein, mit einer Abspaltung, sofern sie denn überhaupt in Betracht gezogen wird, dürfte eine finanzielle Entschädigung durch die UBS an einer wie auch immer gearteten, impliziten Staatsgarantie nicht gänzlich vom Tisch sein. Es wäre aber angesichts der Vorteile mehr als angemessen, die Schweizer Eidgenossenschaft für dieses Geschenk zu entschädigen – oder wie man in Bankenkreisen zu sagen pflegt: «There ain't no such thing as a free lunch».

Hauptbildnachweis: UBS