New UBS: Wechselt Sergio Ermotti CS-Manager auf Stufe Geschäftsleitung ein?

Mit der Ernennung von Sergio Ermotti zum CEO der neuen UBS haben Spekulationen darüber eingesetzt, ob sich einzelne Management-Mitglieder der Credit Suisse Hoffnungen auf einen Platz im Warmen, sprich auf einen Sitz in der Geschäftsleitung der neuen UBS, machen können. Um es gleich vorwegzunehmen: Die Chancen dürften für den betreffenden Personenkreis insgesamt schlecht stehen. Erfolglosigkeit und Missmanagement öffnen in der Regel keine beruflichen Tore, wenngleich Letzteres vor allem die alte CS-Führungsriege betrifft.

Die Credit Suisse spricht konsequent von einem «Zusammenschluss». Gemeint ist damit die Übernahme durch die Erzrivalin UBS, die mutmasslich von Bundesbern an den Verhandlungstisch genötigt werden musste. Wie auch immer: Sergio Ermotti, der CEO der neuen UBS fühlt sich, gemäss eigenen Aussagen, den Mitarbeitenden beider Banken verpflichtet. Das hört sich zuerst einmal schön an, wäre da nicht der Umstand, dass sich der Platzhirsch auf dem Schweizer Bankenplatz, entgegen dem Narrativ der Credit Suisse, eben nicht mit selbiger «zusammengeschlossen» hat. Vielmehr wurde die am Boden liegende Rivalin schlicht und ergreifend übernommen – notabene für ein Butterbrot und versüsst mit überaus grosszügigen Staatsgarantien. Soweit die Faktenlage.

Die meisten Beförderungen sind Überforderungen.

Markus M. Ronner (1938 – 2022), Schweizer Theologe, Autor und Aphoristiker

Wer nun mit den Usanzen einer Firmenübernahme vertraut ist, weiss um den Umstand, dass der Übernommene selten auf Augenhöhe mit dem Übernehmenden agiert, wenn es darum geht, in der neuen Organisation Schlüsselpositionen – beispielsweise auf Stufe Geschäftsleitung – zu verhandeln. Auch wenn Sergio Ermotti gut beraten wäre, ein positives Zeichen zu setzen, und die verständlichen Befindlichkeiten innerhalb der unterlegenen Credit Suisse nicht gänzlich zu ignorieren, dürfte es ihm schwerfallen, aus den Reihen der Credits Suisse, namentlich der erfolglosen Geschäftsleitung, valable Einwechselspieler für die Geschäftsleitung der neuen UBS zu finden. Zu gross ist die Erwartungshaltung und der Erfolgsdruck, der auf dem operativen Lenker der neuen Superbank lastet. Sergio Ermotti dürfte sich bewusst darüber sein, dass sein persönlicher Erfolgsausweis im Wesentlichen davon abhängt, ob es ihm gelingt, die neue UBS in ein «Powerhouse» zu transformieren. Er wird vor diesem Hintergrund sehr genau darauf achten, wie die Geschäftsleitung der neuen UBS zusammengesetzt sein wird. Klar ist, dass die Vertrauensbasis gegenüber der CS-Geschäftsleitung nur bedingt intakt sein dürfte. Im Wesentlichen qualifizieren lediglich zwei Geschäftsleitungsmitglieder der Credit Suisse für eine Einwechslung ins UBS-Topmanagement: Intakte Chancen können Dixit Joshi (CFO) und Markus Diethelm (General Counsel) eingeräumt werden.

Intakte Chancen können Dixit Joshi (CFO) und Markus Diethelm (General Counsel) eingeräumt werden.

The Onliner

Es geht an dieser Stelle nicht darum, ob Sarah Youngwood, die im Jahr 2022 als CFO zur UBS gestossen ist, ihrer Aufgabe gewachsen ist. Nichts spricht gegen sie. Klar ist aber auch, dass ihr in der Person von Dixit Joshi ein ernstzunehmender, sehr versierter Konkurrent aus der Credit Suisse gegenübersteht – auch weil dieser aus seiner Zeit bei der Deutschen Bank, seinem vorletzten Arbeitgeber, als überaus Krisen- und Turnaround-erfahren gilt. Etwas anders gestaltet sich die Personalie des General Counsel. Markus Diethelm ist mit der UBS, seinem vormaligen Arbeitgeber, bereits bestens vertraut. Im Frankreich-Prozess gegen die Bank, der 2022 mit einer deutlich tieferen Strafzahlung von 1,8 Milliarden Euro (anstelle der ursprünglich geforderten 4.5 Milliarden Euro) zu einem vorläufigen Ende gekommen ist, hat er federführend im Interesse der UBS agiert. Sein erst kürzlich erfolgter Absprung zur Credit Suisse kam überraschend. Ein neuerlicher Wechsel, quasi ein positionsbedingter Reverse Take Over, wäre ungewöhnlich – er ist aber auch nicht völlig ausgeschlossen, zumal er das Vertrauen von Sergio Ermotti für sich in Anspruch nehmen dürfte.

Wer auch immer (wenn überhaupt) zum Handkuss kommt. Klar ist, dass Sergio Ermotti, allen Vorschusslorbeeren zum Trotz, die Credit Suisse nur dann erfolgreich in die UBS integrieren kann, wenn er eine in jeder Hinsicht erstklassig zusammengesetzte Geschäftsleitung hinter sich schart. Ihm wird nachgesagt, dass er eine gute Hand für Personalentscheide hat. Das kann und muss er jetzt unter Beweis stellen. Aus einer taktischen Optik ist es möglicherweise unklug, die heutige Geschäftsleitung der CS komplett zu übergehen, sprich einzelnen Exponenten nicht in die Geschäftsleitung der neuen UBS einzubinden. Auf der anderen Seite wird Sergio Ermotti im ureigensten Interesse nur auf Personen setzen, die sein vollstes Vertrauen geniessen und die als Erfolgsgaranten mit ihm den bevorstehenden Integrationsprozess – eine Herkules-Aufgabe – in Angriff nehmen.

Hauptbildnachweis: UBS