Wie eine kleine Bleistiftfabrik zur Weltmarke wurde

Was einst mit einem simplen Bleistift begann, ist heute weltberühmt. Die Rede ist von der Genfer Traditionsmarke Caran d'Ache. Fast jeder verbindet mit den bunten Stiften Kindheitserinnerungen und sogar Picasso schuf seine Kunstwerke mit den legendären Schreib- und Zeichengeräten.

Caran d'Ache wurde 1915 in Genf gegründet und firmierte anfänglich unter dem Namen «Fabrique Genevoise de Crayons». Der Name Caran d'Ache kam neun Jahre später ins Spiel, als der St.Galler Börsenmakler und Investor Arnold Schweitzer die Genfer Bleistiftfabrik 1924 übernahm. Der französische Zeichner Emmanuel Poiré arbeitete damals unter dem Pseudonym «Caran d'Ache» und Schweitzer wählte den Namen in Gedenken an ihn. Er kreierte damit eine Marke, die auch in Künstlerkreisen grossen Anklang fand. Das Kunsthaus Interlaken präsentierte 2015 Originalzeichnungen von Picasso, alle gefertigt mit Farbstiften und Wachspastellen von Caran d'Ache. «Karandasch» heisst auf Russisch «Bleistift». Der Name lässt sich vom türkischen Wort «kara-tash» ableiten, was so viel wie «schwarzer Stein», also Graphit bedeutet.

Picasso und Caran d'Ache
Caran d'Ache ist besonders stolz auf ihre Swissness. Sämtliche Produkte werden in Genf produziert. Das Familienunternehmen wird seit 2012 in vierter Generation von Carole Hübscher geführt. Der Firmensitz und die Werkstätten befinden sich in der Genfer Vorortsgemeinde Thônex. Derzeit ist eine neue Fabrik geplant. Der Umzug erfolgt Ende 2024 ins Gewerbegebiet Les Rouettes in Bernex. Auf 30'000 Quadratmeter Fläche entsteht ein neuer Verwaltungssitz, Produktionsräumlichkeiten und die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. In Thônex arbeiten derzeit mehr als 90 Berufsgruppen – von der Produktentwicklung bis zur Fertigung liegt alles in Schweizer Hand.

Spezialist für Künstlerbedarf und Schreibinstrumente
Im Laufe der Zeit baute Caran d'Ache sein Angebot mit innovativen Produkten aus. 1929 kam der Minenhalter «Fixpencil» auf den Markt. Dann folgte 1931 der weltweit erste wasservermalbare Stift «Prismalo», gefolgt von «Neocolor» im Jahre 1953 und dem «Kugelschreiber 849» im Jahre 1969. Heute erhält der ikonische Kugleschreiber 849 mit dem britischen Designer Paul Smith ein farbenfrohes neues Design. Die in limitierter Auflage erhältliche Kollektion von Caran d'Ache + Paul Smith besteht aus sechs zweifarbigen Kugelschreibern des Typs 849. Jeder Stift wird von einer Metallbox begleitet, die die Farben des darin enthaltenen Modells trägt.

Wie eine Genfer Bleistiftfabrik die Welt eroberte
In seinem Buch «Die Caran d'Ache Saga» erzählt der Journalist Ralph Brühwiler wie aus einer kleinen Genfer Bleistiftfabrik eine Weltmarke wurde. Dafür öffnete Caran d'Ache erstmalig einem Aussenstehenden das Firmenarchiv. Der Autor beschreibt in seinem Buch unter anderem das weitum bekannte Schaufenster am Berner Bahnhof mit den beweglichen Tierfiguren, die am Zeichnen sind. Wem sind sie nicht bekannt: die schulmeisterlich dirigierenden Bären und Hasen. Zahlreiche Kinderaugen bleiben vor dem aufwändig gestalteten Schaufenster mit den vielen bunten Stiften und Tieren begeistert hängen. Auch Erwachsene erfreuen sich daran. Das Schaufenster besteht seit 1957 und gehört laut Caran d'Ache zur DNA der Schweizer Traditionsfirma.