Wisa Gloria: Von der Geschichte eines Spielzeugklassikers
Wer kennt sie nicht: Die roten Dreiräder, die weissblauen Schaukelschwäne oder Schaukelschnecken von Wisa Gloria. Einst begehrte Kinderträume – heute gesuchte Spielzeugklassiker aus Holz. Die Schweizer Traditionsfirma blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück.
In der alten «Schlossmühle» in Lenzburg hat 1882 alles begonnen: Fritz Neeser und Eduard Rohr erwarben die Immobilie, um darin eine mechanische Kinderwagenfabrik zu etablieren: Sie legten damit den Grundstein von Wisa Gloria, der ältesten, noch bestehenden Spielzeug-Fabrik in der Schweiz. In den Anfängen stellten Neeser und Rohr alltägliche Dinge her wie Holzstühle, Ladewagen und Möbel. Jahre später folgte die Produktion von Kinderspielsachen.
Goldmedaille in Bern
An der dritten Landesausstellung 1914 in Bern wurden die hochwertigen Qualitätsprodukte von Wisa Gloria sogar mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Fast in jedem Schweizer Haushalt schaukelten Kinder in den folgenden Jahren auf den beliebten Holzschwänen, brausten auf den legendären, knallroten Dreirädern um die Häuser und liessen bunte Murmeln auf dem hölzernen Kugelbahn-Klassiker herunterrollen. Die Produkte von Wisa Gloria überzeugten dabei mit ihrer ausgezeichneten Schweizer Qualität – sie waren fast unzerstörbar.
Aus der Firmenchronik von Wisa GloriaDie Kinder standen jeweils staunend an der Sägestrasse und verfolgten das an der Aussendecke montierte und über das Fabrikareal führende Förderband, an dem frisch lackierte Velos, Trottinette, Wägelchen, Stühle und andere Sachen aufgehängt waren und sich von Gebäude zu Gebäude zu hangeln schienen.
In ihren besten Zeiten beschäftigte die Firma rund 650 Mitarbeitende. Doch dann eroberte Plastikspielzeug den Spielwarenmarkt. In den 60er Jahren lohnte es sich für das Unternehmen nicht mehr, in der Schweiz zu produzieren. Stattdessen wurde die Fertigung nach Osteuropa und Fernost verlagert. Die einst stolze Spielwarenmanufaktur konnte der ausländischen Konkurrenz nicht standhalten. Hochwertiges, handgefertigtes Spielzeug wurde durch den neuen und deutlich günstigeren Werkstoff Plastik abgelöst. Wisa Gloria stieg zu einem Handelsunternehmen unter vielen ab.
Wiedergeburt der Traditionsmarke
2008 erwarb der Österreicher Werner Haderer die in Kisten lagernden Reste des Unternehmens und fertigt seither in Au im Sankt Galler Rheintal die Klassiker von Wisa Gloria. Er gründete mit 21 Jahren 1986 seinen Einmannbetrieb in Vorarlberg und machte sich einen Namen für Schlosserarbeiten. Der Nachbau der legendären Spielzeuge war jedoch kein einfaches Unterfangen. Es existierten keine Baupläne mehr für die Spielsachen. Mit Hilfe der Lenzburger Bevölkerung gelang jedoch das schier Unmögliche. Nach mehreren Aufrufen stöberten sie alte Kataloge und Spielsachen in ihren Estrichen und Kellerabteilen auf und stellten sie Haderer zur Verfügung. Heute wird wieder ausschliesslich in der Schweiz produziert. Für die Produktion der Spielsachen aus dem Haus Wisa Gloria werden ausschliesslich qualitativ hochwertige und giftfreie Materialien verwendet. Werner Haderer und sein Team legen grossen Wert auf ein neues und frisches Design, obwohl sich das Sortiment an den einstigen Klassikern orientiert, die Generationen überdauert haben. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Unternehmen wieder fit zu machen und als Hersteller von hochwertigem Kindespielzeug am Markt neu zu positionieren – bis dato sehr erfolgreich. Wer sich also ein bisschen Kinderzimmer-Nostalgie ins Haus holen will, dürfte im Webshop von Wisa Gloria problemlos fündig werden.