Unternehmensanleihen aus Schwellenländern profitieren vom schwachen Dollar

Das erste Halbjahr 2025 stand weltweit im Zeichen geopolitischer Eskalationen und geldpolitischer Unsicherheit. Dennoch zeigen sich Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (EM-Kredite) überraschend widerstandsfähig – und rücken zunehmend in den Fokus internationaler Investoren.

Nach der Einführung gegenseitiger Strafzölle zwischen den USA und China sowie militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten erreichte der VIX-Index Volatilitätsniveaus wie zuletzt während der Pandemie. Dennoch brachten diese externen Schocks die Schwellenländer nur begrenzt aus dem Gleichgewicht. 14 von 20 Zentralbanken in den Emerging Markets senkten ihre Leitzinsen. Vor allem China setzte fiskalische Impulse, um das Wachstum zu stabilisieren. Die Geldpolitik der Industrieländer hingegen verlief uneinheitlich, mit steilen Zinskurven und wachsender Sorge um die Nachhaltigkeit öffentlicher Haushalte.

Rückenwind durch Makrotrends
Ein schwächerer US-Dollar, rückläufige Inflation und stabile Lebensmittelpreise schaffen ein positives Umfeld für EM-Kredite. Diese profitierten über alle Regionen und Sektoren hinweg von starken Kuponerträgen und einem breiten Diversifikationspotenzial. Die durchschnittliche Gesamtrendite lag bei über 4%, Hochzinsanleihen schnitten dabei besonders gut ab und entwickelten sich besser als Investment-Grade-Anleihen (IG).

Ein schwächerer US-Dollar, rückläufige Inflation und stabile Lebensmittelpreise schaffen ein positives Umfeld für EM-Kredite.

Warren Hyland, Portfolio Manager, Muzinich & Co.

So trugen in Lateinamerika marktfreundlichere Regierungen, stabile Rohstoffpreise und solide Quasi-Staatsanleihen zur Outperformance bei. Die Wahl von Javier Milei in Argentinien könnte erst der Anfang eines regionalen Politikwechsels sein. Weitere Wahlsignale in Chile, Brasilien und Kolumbien könnten diesen Trend bestätigen. In Asien sorgten Technologiewerte und zyklische Sektoren wie Glücksspiel und Immobilien für das beste erste Halbjahr seit 2019. Viele Emittenten verlagerten sich auf lokale Finanzierungen – das internationale Angebotsvolumen schrumpfte deutlich. Politische Unsicherheit und steigende Euro-Zinsen bremsten das Momentum in Europa, dem Mittleren Osten und in Afrika. Dennoch glänzten ausgewählte Sektoren wie Goldminen und osteuropäische Wohnbauunternehmen. Ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine könnte ein Katalysator werden.

Fundamentaldaten überzeugen
Positiv fallen auch die Unternehmenskennzahlen auf: Rating-Upgrades überwogen Downgrades, die Ausfallrate fiel auf 1,2% – ein Tiefstand seit der Pandemie. Die Verschuldung von IG-Emittenten liegt mit dem Faktor 0,9 weit unter westlichen Vergleichswerten. Auch Hochzinsunternehmen bleiben unter Kontrolle. Das Angebot an Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern sinkt – durch stärkeren Zugang zu lokalen und privaten Finanzierungen. Gleichzeitig ziehen thematische Investments Kapital an: etwa in Edelmetalle, KI (z.B. über asiatische Chiphersteller) oder geopolitische Entspannung. Anleger suchen gezielt nach Rendite und Diversifikation abseits des US-Markts. Im Mai und Juni kehrten positive Kapitalzuflüsse zurück.

Bewertung bleibt attraktiv
Obwohl die Spreads enger geworden sind, bieten EM-Kredite aus Sicht des Risiko-Ertrags-Profils weiterhin Vorteile: BB-Anleihen zahlen rund 125 Basispunkte Spread je Verschuldungseinheit – ein deutliches Argument gegenüber vergleichbaren Industrieländerpapieren. Auch in puncto Sharpe Ratio schneiden sie im mittelfristigen Vergleich gut ab.

Zeit für ein Re-Rating?
In einer Welt, die zunehmend selektives Investieren und Carry-Strategien erfordert, bieten EM-Kredite eine seltene Kombination aus Stabilität, Ertrag und Diversifikation. Für Investoren mit Weitblick könnten sie im zweiten Halbjahr 2025 zu einem der robustesten Renditebausteine im Portfolio werden – gerade in Zeiten, in denen Unsicherheiten zur neuen Normalität gehören.

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