Aktives Anleihenmanagement eröffnet Potenzial für Zinseszinseffekte
Es besteht kein Zweifel, dass 2022 ein schwieriges Jahr für Anleger war, insbesondere für jene, die einen bedeutenden Teil ihrer Portfolios in Anleihen investiert hatten. Anstatt der erwarteten stabilen Erträge dieser Anlageklasse führten der starke Anstieg von Inflation und Zinsen zu einem nervösen Anleihemarkt, der von den Märkten als das «schlechteste Anleihejahr aller Zeiten» bezeichnet wurde. Berater, die glaubten, mit einem Multi-Asset-Ansatz ein geringes Risiko zu fahren, etwa solche, die für ihre Kunden ein Renteneinkommen generieren wollten, könnten daher verständlicherweise vorsichtig sein, sich erneut den Anleihen zuzuwenden.
So schmerzhaft das Jahr auch war, muss anerkannt werden, dass 2022 ein einzigartiges Jahr war. In den letzten 150 Jahren kam es nur dreimal vor, dass US-Aktien- und Anleihemärkte gleichzeitig negative Renditen aufwiesen und 2022 war mit Abstand das schlimmste Jahr. Heute ist der starke Anstieg der Renditen, der vor drei Jahren so einschneidend wirkte, einer der Hauptgründe, warum Berater sich erneut den Anleihemärkten zuwenden sollten, um in dieser weiterhin sehr unsicheren Zeit Renditechancen zu nutzen.
Adam Whiteley, Global Credit Officer, Insight InvestmentAngesichts der Renditen, die aktuell erreichbar sind, bietet aktives Anleihenmanagement erhebliches Potenzial für mittel- bis langfristige Zinseszinseffekte.
Albert Einstein sagte, der Zinseszinseffekt sei das achte Weltwunder. Angesichts der Renditen, die aktuell erreichbar sind, bietet aktives Anleihenmanagement erhebliches Potenzial für mittel- bis langfristige Zinseszinseffekte. Auf dem derzeitigen Renditeniveau hat bereits das schlichte Arbeitenlassen des Zinseszinses im Hintergrund das Potenzial, für die Kunden bedeutende Erträge zu generieren. Während die Aktienbewertungen hoch bleiben und die Unsicherheit über die Entwicklung der Zinspolitik gross ist, könnte eine Investition in Anleihen dazu beitragen, dass Kunden und Berater etwas ruhiger schlafen können. Natürlich bringt diese Unsicherheit auch Herausforderungen für die Anleihemärkte mit sich, wie wir nach dem «Befreiungstag», als die US-Zollpolitik bekannt gegeben wurde, beobachten konnten. Inzwischen gibt es jedoch mehr Klarheit darüber, auf welchem Niveau die USA reziproke Zölle anwenden werden. Mit weiteren Abkommen könnte die Fed die durch Zölle verursachten Preisschocks ausblenden und sich klarer auf das Wachstum konzentrieren. Solange die Fed die Zinsen senken kann und die Kreditmärkte funktionsfähig bleiben, erwarten wir, dass eine Rezession relativ milde ausfallen dürfte. Dies unterstützt unsere positive Einschätzung für Anleihen. Darüber hinaus haben Marktverwerfungen unerwartete Bewegungen ausgelöst, die aktive Manager gezielt nutzen können. Ein Beispiel ist die Renditedivergenz zwischen den USA und Kontinentaleuropa: Die Märkte haben inmitten des Sturms Zuflucht in auf Euro lautenden Vermögenswerten gesucht, was deren Bewertungen in die Höhe trieb.
Erstaunlicherweise entwickelte sich der britische Gilt-Markt fast im Gleichschritt mit US-Staatsanleihen und schnitt damit deutlich schlechter ab als deutsche Bundesanleihen, obwohl das Vereinigte Königreich geringeren Zöllen unterliegt als die Europäische Union. Das Ausmass dieser Bewegung ist schwer zu rechtfertigen. Für uns ist dies eine Anomalie, von der wir gerne profitieren, sowohl bei Gilts als auch im Investment-Grade-Bereich. Die Reaktion auf die Zölle hat auch Möglichkeiten für eine gezielte Titelauswahl geschaffen. Die Spreads haben sich wahllos ausgeweitet, ohne die tatsächlichen Auswirkungen der Zölle auf die einzelnen Unternehmen zu berücksichtigen. Dank detaillierter und rigoroser Analysen gelingt es uns, jene Unternehmen zu identifizieren, die besser positioniert sind, den Zoll-Effekten standzuhalten und die nun zu attraktiven Bewertungen verfügbar sind. Die Steuerung dieser Risiken und das Ergreifen dieser Chancen können nur durch aktives Management erfolgen. Aktive Manager haben im Anleihebereich weitaus mehr Möglichkeiten, Mehrwert zu schaffen, als ihre Kollegen an den Aktienmärkten. Das erklärt teilweise, warum passive Strategien im Anleihenbereich deutlich weniger verbreitet sind. Doch wie uns das Jahr 2022 gezeigt hat, ist auch der Anleihemarkt nicht risikofrei. Wir sind überzeugt, dass der klügste Ansatz darin besteht, auf eine breite Palette von Marktpositionen zu setzen, um zusätzliche Erträge zu generieren, anstatt auf ein bestimmtes erwartetes Ergebnis zu wetten.