Credit Suisse: Thomas Gottstein geht – Ulrich Körner übernimmt

Seit Monaten wurde spekuliert, wie lange sich Thomas Gottstein als CEO der krisengebeutelten Credit Suisse noch halten kann. Die Frage hat sich heute morgen beantwortet: Ulrich Körner, der vormalige Leiter des Asset Managements der Schweizer Grossbank übernimmt das operative Steuer. Es erwartet ihn eine Grossbaustelle und eine Aufgabe, die schwieriger nicht sein könnte.

Thomas Gottstein ist Vergangenheit. Allen Beteuerungen von Axel P. Lehmann zum Trotz, der in der Vergangenheit nicht müde wurde zu betonen, dass er hinter CEO Gottstein steht, vermochte sich der Verwaltungsrat und der Chairman der Credit Suisse dem Druck, eine Veränderung auf Stufe CEO herbeizuführen, nicht mehr länger zu entziehen. Nach drei verlustreichen Quartalen wurde Thomas Gottstein offenbar das Vertrauen und die Fähigkeit, die Bank wieder in ruhige Fahrwasser zu führen, abgesprochen. Der neue Mann heisst Ulrich Körner, ist ein Urgestein in der Schweizer Finanzindustrie und hat lange Jahre sowohl bei der Erzrivalin UBS als auch bei der Credit Suisse selber verschiedene Leitungsfunktionen bekleidet. Das Bankgeschäft dürfte er verstehen. Inwieweit er sich aber als Turnaround Manager bewährt, wird sich zeigen. Ulrich Körner wird von ehemaligen Weggefährten als Pragmatiker beschrieben und ist mit Sicherheit kein begnadeter Kommunikator, der es versteht, Menschen für sich oder eine Sache zu begeistern. Das war Thomas Gottstein allerdings auch nicht. Hingegen wird Ulrich Körner wohl zugetraut, die Belegschaft deutlich zu verschlanken – die Bank spricht in diesem Zusammenhang von einer «Strategieüberprüfung» – und damit die Kostenbasis zu entlasten. Keine schöne, wohl aber eine überfällige Massnahme, die dem neuen Mann am operativen Ruder bankintern zum Status eines gefürchteten Sanierers verhelfen dürfte.

Die Credit Suisse steht wieder einmal am Anfang eines Neubeginns. Die Uhren werden dabei aber nicht auf Null gestellt. Die heute publizierten Geschäftszahlen sprechen eine klare Sprache. Die Bank sieht sich auch vor diesem Hintergrund unverändert mit einer Vielzahl an Herausforderungen und Problemen konfrontiert. Nur eines hat Ulrich Körner nicht im Überfluss: Zeit.

Hauptbildnachweis: Credit Suisse