Vontobel setzt auf fragwürdige CEO-Doppelspitze
Georg Schubiger, Head Wealth Management, und Christel Rendu de Lint, Head Investments, werden zum 1. Januar 2024 als Co-CEO die Führung von Vontobel übernehmen. Obwohl die Bank damit allen Spekulationen ein Ende setzt, wirft der Personalentscheid Fragen auf. Eine Doppelspitze für eine Bank mit rund 2'200 Mitarbeitenden?
Vontobel hatte am 24. Mai 2023 darüber informiert, dass Zeno Staub nach 22 Jahren bei Vontobel, davon 20 Jahren als Mitglied der Geschäftsleitung und 12 Jahren als CEO, sein Mandat spätestens zur kommenden Generalversammlung am 9. April 2024 niederlegen möchte, um sich stärker in der Schweizer Zivilgesellschaft zu engagieren. Daraufhin kursierten – auch in diesem Medium – die Namen verschiedener interner «Papapili», Personen also, die als mögliche Kandidaten für die CEO-Rolle gehandelt wurden. Zum Handkuss kommt nun überraschend eine Doppelspitze, was den gestrigen VR-Entscheid in einem fragwürdigen Licht erscheinen lässt, denn in der jüngeren Vergangenheit hat sich das Konzept der Co-CEOs in der Schweizer nie wirklich bewährt. Davon abgesehen ist Vontobel schlicht und ergreifend zu klein für eine Doppelspitze auf Stufe CEO. Umso grösser sind dafür die Herausforderungen, mit denen sich die Bank konfrontiert sieht. Der Gewinn ist im ersten Halbjahr um 16 Prozent eingebrochen, was in erster Linie auf ein schwächelndes Asset Management zurückzuführen ist. Das einstige Paradepferd der Bank ist zum Problemfall geworden – seit drei Semestern fliessen Kundengelder ab. Diesen schleichenden Niedergang vermag auch das florierende Wealth Management nicht zu kompensieren. Grund genug für den Verwaltungsrat von Vontobel, das Ruder in die Hände eines operativ starken CEOs zu legen, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, möchte man meinen. Doch stattdessen setzen die Verantwortlichen lieber auf eine schwammige CEO-Doppelspitze, die zudem weiterhin in eine Geschäftsfeldverantwortung eingebunden ist. So verbleibt die operative Leitung des Bereichs «Investments» in den Händen von Christel Rendu de Lint, während Georg Schubiger unverändert für das «Wealth Management» verantwortlich zeichnen soll. Ein Befreiungsschlag sieht irgendwie anders aus und Gewinner sind vorerst keine auszumachen. Dafür haben alle Protagonisten, die im Vorfeld als mögliche Nachfolger von Zeno Staub gehandelt wurden, verloren. Erste personelle Konsequenzen zeichnen sich denn auch bereits ab. So hat beispielsweise Marko Röder zeitgleich mit dem CEO-Entscheid angekündigt, dass er seine derzeitige Aufgabe als Head Asset Management «aus persönlichen Gründen» aufgeben und eine andere Aufgabe, innerhalb oder ausserhalb von Vontobel, wahrnehmen möchte. Es bleibt zu hoffen, dass keine weiteren Leistungsträger der Bank seinem Beispiel folgen.
Die Ernennung von Christel Rendu de Lint und Georg Schubiger als Co-CEOs der Vontobel Holding AG und der Bank Vontobel AG stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Regulators.