Günstiges Szenario für Schwellenländeranleihen
Die Impfstoffeinführung unterstützt eine robuste Konjunkturerholung und die Zentralbanken setzen ihren äusserst lockeren geldpolitischen Kurs weltweit fort. Dieses Szenario begünstigt Schwellenländeranlagen, die relativ gut positioniert sind, um vom globalen «Reflationshandel» zu profitieren.
Der Auswirkungen höherer Renditen von US-Treasuries (insbesondere bei einem raschen Anstieg) auf Schwellenländeranleihen sind wir uns bewusst, vor allem auf einige Teile des hochwertigeren Segments. Grund ist, dass der Kredit-Spread in diesem Schwellenländersegment nicht ausreicht, um die durch einen Ausverkauf bei US-Treasuries verursachte Belastung der Gesamtrendite zu absorbieren. Höher rentierende Schwellenländeranleihen sind derzeit besser positioniert, um diese Herausforderungen zu meistern. Dennoch ist es wichtig, selbst in dieser Anlageklasse zwischen hochverzinslichen Staatsanleihen aus Schwellenländern mit positiver Bonität und anderen mit wertgeminderten Bilanzen und einem schwächeren Ausblick zu unterscheiden.
Ein weiterer positiver Faktor für die Schwellenländer ist der neue US-Präsident. Die Regierung Biden wird sich im Grossen und Ganzen stützend für die Schwellenländer auswirken, da mehr internationale Kooperation und weniger Isolationismus zu erwarten sind. Die Haltung gegenüber China dürfte sich jedoch kaum ändern und bleibt eine Risikoquelle. In ihrer Beziehung zu Russland könnten die USA ebenfalls einen härteren Kurs verfolgen. Generell wird die Regierung Biden eine expansivere Fiskalpolitik verfolgen, was den Reflationshandel weiter stärken und US-Treasuries noch mehr schwächen könnte.
Nick Eisinger, Co-Leiter des Emerging Markets und Sovereign Debt Teams bei VanguardDie Schwellenländer bieten ein gewisses Aufwärtspotenzial, da noch nicht alle Nachrichten eingepreist sind.
Chancen und Risiken bei Schwellenländeranleihen im Jahr 2021
COVID-19 belastete die meisten Märkte, darunter auch die Kreditmärkte. Die vielfältigen Auswirkungen reichten von einer Liquiditätsverknappung bis hin zu einer Verschlechterung der Situation in vielen schwächeren Sektoren des Kreditmarktes. Dank der Unterstützung der Zentralbanken und der Fiskalpolitik haben die Märkte sich von ihrer Schwäche weitgehend erholt und viele Segmente werden nun wieder zu den Spreads vor der Krise gehandelt. Mit der zunehmenden Erholung der Weltwirtschaft dürften sich die Fundamentaldaten von Unternehmensanleihen verbessern. Allerdings ist ein Grossteil der positiven Nachrichten unseres Erachtens schon in den Kreditmärkten eingepreist. Dies gilt insbesondere für die höherwertigen IG-Märkte. Die Schwellenländer bieten ein gewisses Aufwärtspotenzial, da noch nicht alle Nachrichten eingepreist sind. Deshalb bestehen in den Schwellenländern nach wie vor einige Chancen bei Hochzinsanleihen, Währungen und einigen Staatsanleihen in Lokalwährung.
Potenzielle Risiken für die Schwellenländer sind ein massiver, rascher Ausverkauf bei US-Treasuries und eine Umkehr der jüngsten Schwäche des US-Dollars. Diese Risikofaktoren lassen sich steuern, solange sie langsam auftreten. Die Schwellenländer weisen jedoch ein hohes Laufzeitrisiko auf und reagieren daher empfindlich auf Schwankungen des risikofreien Zinssatzes. In einem Teil der Schwellenländer haben sich ausserdem die Bilanzen stark verschlechtert, die Verschuldung ist gestiegen und der Finanzierungsbedarf ist hoch. Einige dieser Bereiche sind stark davon abhängig, dass der ultralockere geldpolitische Kurs beibehalten wird, und könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn dies nicht der Fall ist.
Nick EisingerWertpotenzial gibt es nach wie vor in Unternehmensanleihen, die als Anlageklasse mit einer kürzeren Duration im Vergleich zu Staatsanleihen besser gegen eine Abschwächung der risikofreien Zinssätze abgesichert sein könnten.
Investment-Grade-Anleihen reagieren empfindlicher auf risikofreie Zinssätze. Sie bieten aber natürlich auch Schutz im Falle negativer Schocks, wie erneute politische Spannungen oder grössere Verzögerungen bei der Einführung oder Wirksamkeit von Impfstoffen. Angesichts der jüngsten Schwäche der US-Treasuries könnte es bessere Einstiegspunkte in einige Teile des Investment-Grade-Universums der Schwellenländer geben. Bei Hochzinsanleihen hingegen reichen die Spreads aus, um Schwankungen der risikofreien Zinssätze zu absorbieren. Einige Teile des Universums weisen jedoch schwache und sich verschlechternde Fundamentaldaten auf und würden durch neue makroökonomische Schocks stark belastet.
Wertpotenzial gibt es nach wie vor in Unternehmensanleihen, die als Anlageklasse mit einer kürzeren Duration im Vergleich zu Staatsanleihen besser gegen eine Abschwächung der risikofreien Zinssätze abgesichert sein könnten. Durch die Konjunkturerholung dürften die Ausfälle begrenzt und unter dem Niveau von 2020 bleiben.