DeepSeek erschüttert die KI-Welt
Auch wenn die Auswirkungen des innovativen KI-Ansatzes von DeepSeek noch nicht vollständig bekannt sind, besteht in hoch konzentrierten Märkten die Gefahr eines Rückschlags.
Die Aktienmärkte erlitten am Montag, dem 27. Januar, einen Ausverkauf, als Chinas DeepSeek neue Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz verkündete. DeepSeek gab bekannt, dass es einen generativen KI-Chatbot zu einem Bruchteil der Kosten und der Zeit, die die Marktführer benötigen, trainiert hat. Diese Nachricht wirft für Investoren wichtige Fragen zu den Auswirkungen auf den Technologiesektor auf, da das Thema KI die Aktienmärkte in den letzten Jahren beflügelt hat. Der Nasdaq-Index fiel am Montag um 3 Prozent, und die Aktien einiger KI-bezogener Unternehmen gaben noch stärker nach. Schocks wie dieser verstärken auch die Notwendigkeit eines aktiven Ansatzes beim Aufbau widerstandsfähiger Portfolios.
Was hat DeepSeek getan?
DeepSeek, ein chinesisches KI-Startup, hat Berichten zufolge grosse Sprachmodelle (LLMs) entwickelt, die mit den Marktführern vergleichbar sind, jedoch zu deutlich niedrigeren Schulungskosten. Wenn dies zutrifft, könnte dies eine geringere Nachfrage nach Hochleistungshalbleitern bedeuten, die für die mit KI verbundenen Rechenlasten erforderlich sind. Diese Schlussfolgerung hängt jedoch davon ab, ob die Kostendaten von DeepSeek wirklich mit denen der etablierten Akteure vergleichbar sind und, was noch wichtiger ist, ob andere Faktoren unverändert bleiben.
Johanna Kyrklund, Group Chief Investment Officer, SchrodersDeepSeek, ein chinesisches KI-Startup, hat Berichten zufolge grosse Sprachmodelle (LLMs) entwickelt, die mit den Marktführern vergleichbar sind, jedoch zu deutlich niedrigeren Schulungskosten.
Eine höhere Effizienz der Rechenleistung führt nicht unbedingt zu einer geringeren Nachfrage nach Chips. Das Jevon-Paradoxon – ein etabliertes wirtschaftliches Konzept – besagt, dass Verbesserungen der Ressourceneffizienz oft zu einem höheren Verbrauch dieser Ressource führen. In diesem Zusammenhang könnte eine höhere Recheneffizienz die weitere Einführung und Verbreitung von KI vorantreiben und damit möglicherweise einen direkten Rückgang der Chipnachfrage ausgleichen.
Welche Unternehmen könnten zu den Gewinnern und Verlierern gehören?
Wenn eine höhere Recheneffizienz zu einer geringeren Nachfrage nach Chips/KI-Geräten führt, könnten Unternehmen wie Nvidia und andere Anbieter von Recheninfrastruktur mit Gegenwind rechnen. Dieses Ergebnis ist jedoch alles andere als sicher, insbesondere angesichts des bereits erwähnten Jevon-Paradoxons. Andererseits könnte sich diese Entwicklung für Softwareunternehmen als vorteilhaft erweisen. Niedrigere KI-Kosten könnten diese Technologien für eine breitere Kundenbasis zugänglich machen, die bisher von den hohen Preisen abgeschreckt wurde. Für Softwareanbieter, die KI-Funktionen in ihre Produkte integrieren, könnte dies die Akzeptanz fördern und gleichzeitig die Rentabilität erhalten. Darüber hinaus könnten grosse Hyperscale-Unternehmen wie Microsoft, Meta und Google davon profitieren. Die Bedenken hinsichtlich der potenziellen Rendite ihrer umfangreichen KI-bezogenen Investitionen nehmen zu. Wenn diese Situation zu geringeren Ausgabenanforderungen für diese Unternehmen führt, könnte dies ihren Kapitalbedarf senken und zu einer deutlichen Steigerung der freien Cashflow-Generierung führen.
Wie geht es an den Märkten weiter?
Es gibt noch viele Unwägbarkeiten, die geklärt werden müssen, wie zum Beispiel die Klärung der Kostenstruktur von DeepSeek und die Frage, ob eine billigere Infrastruktur wirklich zu geringeren Ausgaben im globalen KI-Wettlauf führen würde. Diese Ungewissheit birgt zwar Risiken, aber die Schwere dieser Massnahmen dürfte aktiven Anlegern Chancen bieten, insbesondere in den Bereichen Technologie und Industrie. In den kommenden Tagen und Wochen wird dieses Thema verstärkt in den Fokus rücken. Dies wird besonders relevant sein, da mehrere grosse Technologieunternehmen in dieser und der nächsten Woche ihre Gewinne bekannt geben werden, was möglicherweise zusätzliche Klarheit schafft oder Stimmungsschwankungen signalisiert.
Marktschock unterstreicht die Notwendigkeit widerstandsfähiger Portfolios
Wir haben bereits früher über die Gefahren gesprochen, die hoch konzentrierte Aktienmärkte für Anleger darstellen können. Die Indexkonzentration ist heute weitaus höher als Ende der 1990er Jahre. Aus Portfoliosicht erscheint es nicht klug, ein so hohes unbeabsichtigtes Engagement in nur einer Handvoll Unternehmen zu haben. Es ist von entscheidender Bedeutung, die zugrunde liegenden Aktien zu verstehen, und es ist ein aktiver Ansatz erforderlich, um die Risiken zu managen.

Die Auswirkungen der DeepSeek-Technologie müssen noch vollständig verstanden werden. Das Beispiel zeigt jedoch, wie anfällig die Märkte auf einen Fehltritt eines der grossen amerikanischen Megakapitalgesellschaften oder auf das Auftreten neuer Wettbewerber reagieren. Die grossen Aktienindizes bieten nicht mehr die Diversifizierung, die sie in der Vergangenheit boten. Anleger, die widerstandsfähigere Portfolios aufbauen wollen, müssen einen aktiven Ansatz verfolgen, der über Sektoren und Regionen hinausgeht, um eine echte Diversifizierung zu erreichen.