Mit ETFs von Dividenden profitieren

Warum lässt sich mit Dividenden-ETFs das Depot stabilisieren und worauf kommt es bei der Auswahl an?

Wer Aktien erwirbt, hat häufig die Kurschancen im Fokus. Dabei wird oft übersehen, dass Aktien noch eine andere Ertragskomponente zu bieten haben. Die Rede ist von der Dividende. Sie wird den Aktionären als Beteiligung am Unternehmensgewinn gezahlt. Während die Kurse von Aktien je nach Marktstimmung und Nachrichtenlage schwanken können, ist die Dividende vergleichsweise verlässlich und kann das Depot stabilisieren. Allerdings gibt es bei der Auswahl entsprechender Produkte einige wichtige Punkte zu beachten.

Die besonderen Eigenschaften der Dividende
Von der Dividende können Anleger auf zweifache Weise profitieren. Zum einen haben Untersuchungen ergeben, dass die Dividendenzahlungen zur Performance von Aktien beitragen. So rühren langfristig durchschnittlich zwischen 25 und 35 Prozent der Gesamtrendite von Aktien von den Ausschüttungen her. Der andere Punkt ist, dass Unternehmen in der Regel ein grosses Interesse daran haben, Dividenden verlässlich zu zahlen. Auf diese Weise helfen die Ausschüttungen, das Aktiendepot «wetterfester» zu machen: Wenn an der Börse die Sonne scheint, liefert die Dividende eine willkommene Zusatzrendite. In stürmischen Zeiten mit negativer Kursentwicklung tragen die Ausschüttungen wiederum dazu bei, das Depot zu stabilisieren.

Was sind Dividenden-ETFs?
Das Ziel eines ETFs ist es generell, einen zugrunde liegenden Referenzindex möglichst exakt abzubilden. Von einem Dividenden-ETF wird gesprochen, wenn es sich bei dem Index um ein Portfolio aus sogenannten Dividendenaktien handelt. In der Praxis versteht man darunter vor allem Aktien, die eine überdurchschnittliche Dividendenrendite aufweisen. Die Dividendenrendite gibt an, in welcher Höhe sich der aktuelle Aktienkurs durch die (erwartete) Ausschüttung je Aktie «verzinst». Eine Aktie, die zum Beispiel eine Dividendenrendite von vier Prozent aufweist, bringt dem Anleger auch im Fall von stagnierenden Kursen einen ansehnlichen Ertrag. Eine Aktie, bei der sich die Dividendenrendite dagegen nur auf ein Prozent beläuft, müsste im Kurs um drei Prozent steigen, um den gleichen Gesamtertrag zu erzielen. Ein anderer Punkt ist, dass viele – wenngleich nicht alle – Unternehmen mit hoher Dividendenrendite über gesunde Bilanzen verfügen, gut mit Eigenkapital ausgestattet sind und eine relativ stabile Umsatz- und Gewinnentwicklung aufweisen.

Je mehr Kundengelder in einem ETF angelegt sind, umso besser ist in der Regel seine Handelbarkeit.

Roger Bootz, Country Head Switzerland and Liechtenstein, Vanguard

Worauf Anleger bei der Dividenden-ETF Auswahl achten sollten
Zunächst sollten sich Anleger die grundsätzliche Frage stellen, wo der persönliche Schwerpunkt liegen soll. Kritisch zu betrachten sind in diesem Zusammenhang Dividenden-ETFs, die zu stark auf eine Nische fokussiert sind und deshalb nur wenige Titel beinhalten. Denn eine zu starke Konzentration widerspricht dem Gedanken der Diversifikation. Gemeint ist, dass ein Index in der Regel umso «stabiler» ist, je besser die Risiken über Regionen, Länder und Branchen hinweg gestreut sind. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass der dem ETF zugrundeliegende Referenzindex hinsichtlich der Dividendenrendite ein attraktives Niveau aufweist. Denn beide Punkte, also Diversifikation und Dividendenrendite, tragen in hohem Mass zu dem bei, was Dividendeninvestments wie oben aufgeführt erst interessant macht: die Erzielung von Zusatzerträgen bei gleichzeitiger Stabilisierung des Depots. Vor diesem Hintergrund können ETFs auf breit diversifizierte, global ausgerichtete Dividendenindizes eine gute Wahl darstellen. Als Beispiel sei hier noch einmal der FTSE All-World High Dividend Yield Index aufgeführt. Er enthält aktuell 1'826 Dividendenaktien aus 49 Ländern und 20 Branchen. Eine breitere Streuung über Industrie- und Schwellenländer hinweg weist derzeit kein anderer Dividendenindex auf. Und auch was die Dividendenrendite betrifft, zeigt sich der FTSE All-World High Dividend Yield Index positiv. Sie liegt aktuell bei über vier Prozent. Zum Vergleich: Die Dividendenrendite des weltweiten Aktienmarktes (ohne Dividendenfokussierung) fällt mit 2,1 Prozent nur knapp halb so hoch aus.

Auf die Qualität und Kosten kommt es an
Neben der grundsätzlichen Ausrichtung gibt es bei der Produktauswahl noch weitere Kriterien zu berücksichtigen. So spielen auch die Kompetenz und Erfahrung des ETF-Anbieters eine Rolle. Denn die Qualität eines ETFs bemisst sich auch an dessen Fähigkeiten, einen Index langfristig nachzubilden. Gelingt das nur unzureichend, kann es zu ungewollten Abweichungen zwischen Index- und ETF-Entwicklung kommen. Aufschluss über den Grad solcher Abweichungen gibt die sogenannte Tracking-Difference. Zudem sollte der ETF schon mehrere Jahre auf dem Markt sein und damit über eine nachprüfbare Historie verfügen. Auch ist es wünschenswert, dass der ETF eine gewisse Grösse hinsichtlich des investierten Anlagevolumens aufweist. Denn je mehr Kundengelder in einem ETF angelegt sind, umso besser ist in der Regel seine Handelbarkeit. Darüber hinaus deutet ein hohes investiertes Volumen darauf hin, dass der ETF erfolgreich am Markt etabliert ist. Das reduziert die Gefahr einer Fondsschliessung durch den Anbieter. Zuletzt stellen auch die Kosten des ETFs ein wichtiges Auswahlkriterium dar. Auskunft darüber gibt die Gesamtkostenquote – als TER abgekürzt. Sie liegt bei Dividenden-ETFs für gewöhnlich zwischen 0,25 und 0,5 Prozent pro Jahr.

Breites Einsatzspektrum
Mit Dividenden-ETFs lassen sich verschiedene Anlageziele verfolgen. Sie eignen sich zur strategischen Depotbeimischung genauso gut wie zum langfristigen Vermögensaufbau als Sparplan. Die Erzielung eines regelmässigen Zusatzeinkommens kann ebenso im Vordergrund stehen. In diesem Fall sollte der ETF auch in ausschüttender Form angeboten werden. Das heisst, dass die erzielten Dividendenerträge und andere Einnahmen regelmässig an den Anleger ausgezahlt und nicht wie bei sogenannten thesaurierenden ETFs reinvestiert werden. Die meisten Dividenden-ETFs sind daher sowohl in ausschüttender als auch in thesaurierender Form erhältlich.

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