Routine ist kein blosser Leerlauf

Das Wort Routine bezeichnet mehr als eine stumpfe Wiederholung. Sie kann auch beim Investieren nützlich sein.

Es gibt Wörter, die untergründig negativ belegt sind. Die tägliche «Routine» gehört dazu. Im heutigen Sprachgebrauch haften ihr die wenig schmeichelhaften Begriffe Wiederholung, Leerlauf ja sogar Monotonie an. In Zusammensetzungen wie «Routineüberprüfung» tritt dies deutlich hervor. Das ist nichts für kreative Köpfe und wilde Himmelsstürmer, sondern eher für Ordnungsfanatiker. Unvergessen ist jener Arbeitskollege, auf dessen Schreibtisch alle Papierstapel stets säuberlich geordnet waren. Der ideenreiche Kopf im Nebenzimmer zeichnete sich dagegen auf den ersten Blick durch ein erschreckendes Chaos aus. Und doch: Wer seine tägliche Routine im Griff hat, ist schon mal gut unterwegs. Weitere Pluspunkte, auch für Geldanleger, erschliessen sich auf den zweiten Blick.

Routine schafft Ordnung im Kopf
Wer routiniert und mit einer gewissen Struktur seinen Tag bewältigt, bekommt den Kopf frei für die wirklich wichtigen Dinge. Mehr noch: Er oder Sie vermag zugleich Hindernisse leichter zu überwinden. Besonders deutlich wird dies beim Fitnessprogramm. Ein festes Zeitfenster im persönlichen Tagesablauf hilft gegen den «inneren Schweinehund», der mit Verweis auf das schlechte Wetter, die wichtigen anderen Dinge oder die kleinen Wehwehchen einem die Anstrengung ausreden will. Natürlich bleiben Verirrungen nicht aus. Manche werden im Tagesablauf unflexibel, einzelne entwickeln am Arbeitsplatz geradezu obsessive Ticks, etwa in der Anordnung der Schreibgeräte.

Geldanleger können profitieren, wenn sie eine begrenzte Routine pflegen.

Jürgen Dunsch, Wirtschaftsjournalist

Routine kann fällige Entscheidungen über Gebühr verzögern. Dies nicht nur im Kleinen. Die Zentralbanken rund um den Globus haben mit den unabdingbaren Zinsanhebungen am Rande wohl auch deswegen zu lange gewartet, weil sich die Negativ- oder Nullzinsen so schön eingeschliffen hatten. Am Schweizer Aktienmarkt glänzte Partners Group lange als Highflyer, ehe der Kurs Ende 2021 abzuschmieren begann und die Aktionäre aus ihren Träumen riss. Im Gegensatz dazu ist die Luxusadresse Richemont seit dem Börsen-Crash im Frühjahr 2020 eine vergleichsweise sichere Bank.

Dividendenerhöhungen als schöne Gewohnheit
Geldanleger können profitieren, wenn sie eine begrenzte Routine pflegen. Die seit Jahren steigenden Dividenden etwa bei Nestlé und Roche erfreuen Herz und Konto. Routine regiert zugleich dann, wenn regelmässig feste Beträge investiert werden. Andere Anleger beschränken sich auf die Wiederanlage ihrer Dividenden- und Zinserträge. So unscheinbar das klingt, winkt doch auch auf diesem Weg reiche Beute, denn täglich grüsst der Zinseszinseffekt. Wenn es dann etwas zu feiern gibt, liegen die Restaurants nahe, in denen man als Stammgast mit einem besonders aufmerksamen Service belohnt wird. Der Gast in Feierlaune darf sich bei dieser Gelegenheit in der Menükarte ja ruhig auf unbekanntes Terrain wagen.

Hauptbildnachweis: Pixabay