Was der Sieg Trumps für Banken, Autos und Luxusgüter bedeuten könnte
Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen und die Aussicht auf möglicherweise erhebliche Regulierungsänderungen haben die Märkte weiter in die Höhe getrieben. Viele Investoren versuchen seitdem, die Gewinner und Verlierer der Trumponomics 2.0 zu erkennen. Vom Regierungswechsel profitieren dürften die Banken sowie die Automobil- und Luxusgüterindustrie.
Banken könnten profitieren, auch wenn höhere Zinsen den Ausblick belasten
Banken dürften unter einer Trump-Regierung erfolgreich sein, weil vermutlich die Kapitalanforderungen gesenkt werden. Ausserdem ist davon auszugehen, dass die Behörden bei Fusionen künftig nicht mehr so streng auf mögliche Monopolbildungen achten, sodass Zusammenschlüsse schneller abgeschlossen werden können. Mehr Fusionen sind für die Bankenbranche von Vorteil, da viele von ihnen Beratungsleistungen anbieten und Übernahmen finanzieren.
Christophe Braun, Equity Investment Director, Capital GroupDie Aktien von US-Automobilherstellern sind nach dem Sieg Donald Trumps stark gestiegen, weil Investoren weniger strenge Umweltvorschriften und eine lockerere Geldpolitik erwarten.
Einem kürzlich erschienenen Gewinnbericht zufolge sind grosse US-Banken in einer guten Verfassung. So sind beispielsweise die Kredit- und Debitkarten-Ausgaben bei JPMorgan, der grössten Bank der USA, um 6 Prozent gestiegen. Der Konsum bleibt hoch, und das wird sich vermutlich erst dann ändern, wenn der Arbeitsmarkt schwächer wird. Aufgrund der Bedenken wegen höherer Staatsausgaben und der möglichen Folgen für die Inflation sind die Renditen länger laufender US-Treasuries in den letzten Monaten gestiegen. Es ist aber noch zu früh, um abzuschätzen, wie inflationstreibend die neue Politik tatsächlich sein wird. Aus meiner Sicht hat die inflationssenkende Wirkung der deutlichen Straffung der Geldpolitik seit Anfang 2022 noch nicht vollständig auf die Realwirtschaft durchgeschlagen. Entsprechend dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich eine inflationstreibende Politik bemerkbar macht. Im Laufe des nächsten Jahres dürften die Zinsen jedenfalls weiter sinken, weil die Federal Reserve eine Normalisierung anstrebt.
In der geschwächten Automobilindustrie bilden sich Marktführer heraus
Die Aktien von US-Automobilherstellern sind nach dem Sieg Donald Trumps stark gestiegen, weil Investoren weniger strenge Umweltvorschriften und eine lockerere Geldpolitik erwarten. Aber angesichts ihrer internationalen Lieferketten kann die Branche auch das Ziel höherer Zölle werden, und ein Handelskrieg mit Europa oder China wird vermutlich zu Marktverzerrungen führen. Schon vor den Wahlen hat die Autobranche kämpfen müssen, da sich die Nachfrage abgekühlt hat. Die Konsumentenstimmung ist massgeblich für den Automobilabsatz. Auf Grundlage der von uns beobachteten Daten liegt sie noch immer 25 Prozent unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Verantwortlich für die geringe Konsumlust seien vor allem die hohen Zinsen und die Teuerung. Die letzten Quartalsberichte der drei grossen US-Autohersteller – Ford, General Motors and Stellantis (früher Chrysler) – sprechen für sehr unterschiedliche Aussichten. General Motors hat die schwache Nachfrage besser verkraftet, weil das Unternehmen seine Prozesse gestrafft hat. GM hat auf eine disziplinierte Kostenkontrolle gesetzt, in wichtigen Segmenten (wie grosse Pickups) weniger Rabatte eingeräumt als seine Mitbewerber und klug investiert. In ihrem Bericht über das 3. Quartal 2024 hat GM die Prognose für den Jahresgewinn angehoben und geht jetzt davon aus, die gestiegene Rentabilität im kommenden Jahr halten zu können. Hinzu kommt der unterschwellige strukturelle Wandel am Automobilmarkt. Die Verbreitung von Elektrofahrzeugen hat zwar in letzter Zeit stagniert und es ist unsicher, ob die künftige US-Regierung die staatlichen Anreize für ihre Anschaffung fortsetzen wird. Dennoch bauen die Autohersteller ihr Angebot weiter aus. So plant Tesla für 2025 die Einführung neuer Modelle, und traditionelle Hersteller hoffen, die Stückkosten ihrer Stromer in den kommenden Jahren senken zu können. Grundsätzlich ist die Produktion eines Elektrofahrzeugs weniger kostenintensiv als die eines Verbrenners, weil es etwa 90 Prozent weniger bewegliche Teile hat. Um dies zu nutzen, braucht es aber eine hohe Entwicklungs- und Produktionskompetenz, und viele Hersteller sind noch am Anfang ihrer Lernkurve. Zugleich steigt in den USA der Absatz autonomer Robo-Taxis des zu Alphabet gehörenden Unternehmens Waymo weiter. Diese haben sich in Städten wie San Francisco und Los Angeles bereits durchgesetzt und werden nun auch in anderen Städten wie Austin und Atlanta eingesetzt.
Der Verkauf von Luxusgütern könnte weiter nachlassen, bevor er sich wieder erholt
US-amerikanische Konsument könnten jetzt, da die Wahl vorbei ist, wieder eher bereit sind, teure Marken zu kaufen. Zuvor muss aber die Amtsübergabe stattfinden, und wir brauchen mehr Klarheit über die Politik der neuen Regierung. Dennoch glaube ich, dass der Tiefpunkt des Luxusgüterkonsums bereits erreicht ist. Allerdings könnte das Wachstum erheblich langsamer vonstattengehen als während der Corona-Pandemie. Auch wenn die Umsätze in den USA wieder steigen, dürften sich viele Investoren weiter um das kurzfristige Gewinnpotenzial von Luxusgüterherstellern sorgen. Das liegt daran, dass chinesische Kunden, auf die in der Regel etwa 33 Prozent des weltweiten Umsatzes entfällt, zurzeit weniger Geld ausgeben. Angesichts der Lohnkürzungen, der Reisebeschränkungen und des Einbruchs der Immobilienpreise dürfte es wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis das für das Konsumverhalten massgebliche Verbrauchervertrauen in China wieder anzieht. Ein erneuter Handelskrieg könnte zudem höhere Zölle zur Folge haben, und dies zu einer Zeit, in der Luxusmarken ihre Preismacht ein Stück weit verloren haben. In der Vergangenheit konnten die Unternehmen höhere Zölle direkt an ihre Kunden weitergeben. Aber vor dem Hintergrund der schwächeren Weltkonjunktur ist das nun schwieriger geworden. Zudem mangelt es an innovativen Trends. Auch dieser Umstand könnten die Umsätze einiger Luxusanbieter sinken lassen. Nischenmarken wie Miu Miu, das zu Prada gehört, gehen mit ihren Produkten Risiken ein, aber das gilt nicht für gesamte Branche. Ausserdem haben Marken wie Chanel und Louis Vuitton ihre Exklusivität verloren und sind deshalb für ihre Kunden möglicherweise weniger interessant. Luxus dürfte ein Comeback feiern. Aber ich erwarte eine allmähliche Erholung – keinen plötzlichen Boom.
Fazit: Trump 2.0 bringt Chancen und Risiken
Aktien und andere Assetklassen sind bereits kräftig gestiegen, weil die Investoren von Washington künftig eine marktfreundliche Politik mit niedrigeren Steuern und höheren Gewinnen für Unternehmen erwarten. Aber das ist nicht sicher. Momentan ist viel in Bewegung und einige Dinge sind einfach noch unklar. Die Trump’sche Wirtschaftspolitik wird sicher Gewinner und Verlierer hervorbringen, aber es gibt auch Chancen, die langfristiger sind als eine Regierungsperiode.