Ist Optimismus im Lichte der aktuellen Zinsentscheide angebracht?

Der Börsen-Februar 2023 startete fulminant mit den Zinsentscheiden der Fed, der Bank of England (BoE) und der EZB. Überraschungen blieben bei Richtung und Umfang der Zinserhöhungen aus, kamen jedoch über die Tonspur.

Überraschend zeigt sich der Fed-Vorsitzende Jerome Powell optimistischer als in früheren Reden, was die Inflationsbekämpfung angeht. Die Börsen haben darauf mit deutlichen Kursanstiegen reagiert. Auch die BoE zeigte sich versöhnlicher. Seitens der EZB waren die Töne restriktiver. So hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits deutlich gemacht, dass im März eine weitere Zinserhöhung folgen wird.

Die Aktivität der Zentralbanken zeigt in jedem Fall Wirkung: Die Inflation geht stetig und nachhaltig zurück. Gleichwohl bleibt sie in den wichtigsten Märkten aber weiterhin deutlich über dem Stabilitätsziel von 2%. Die Kerninflation, die Preisveränderungen bei Energie und Treibstoffen ignoriert, hält sich hartnäckig. Die Märkte haben ein Ende der Zinserhöhungen bereits auf Sommer 2023 eingepreist und stehen damit im klaren Widerspruch zu den Aussagen der Zentralbanken. Wie viel hier Zentralbanken-Rhetorik ist und wie viel übermässiger Marktoptimismus, lässt sich derzeit noch nicht eindeutig sagen. Wir glauben, dass die Wahrheit dazwischen liegt, stehen jedoch eher auf der zuversichtlichen Seite. Ausserdem gehen wir davon aus, dass die Konjunktur von der Geldpolitik nicht mehr allzu stark in Mitleidenschaft gezogen wird und erwarten eine «sanfte Landung».

Die Aktivität der Zentralbanken zeigt Wirkung: Die Inflation geht stetig und nachhaltig zurück.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Weiterer Aufwind kommt aus China: Nach der konjunkturell schwierigen Phase Ende 2022 hat die Aufhebung der Pandemierestriktionen im Januar eine heftige Infektionswelle, aber auch einen starken Wirtschaftsaufschwung ausgelöst. Nachdem das «Reich der Mitte» lange lahmte, dürfte es im Jahresverlauf wieder für stärkere wirtschaftliche Impulse sorgen.

Wir sind überzeugt, dass unser optimistisches Hauptszenario für das Anlagejahr 2023 von den jüngsten Entwicklungen zusätzlich bestätigt wird. Daher haben wir die Anlagetaktik nicht verändert: Wir bleiben in unseren Portfolios bei der Aktienquote übergewichtet. Obligationen haben wir neutral gewichtet. Kontoeinlagen sind aufgrund der Inflation besonders unattraktiv und daher untergewichtet.

Bleiben wir gespannt, was der Jahresverlauf sonst noch an Marktentwicklungen bringt. Der Auftakt des Anlagejahrs 2023 ist jedenfalls bereits vielversprechend.

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