Niemals eine Krise ungenutzt verstreichen lassen – Wie COVID-19 die Zukunft der Arbeit auch in der Bankenwelt neugestalten könnte – Teil 2

Wir sollten vermehrt den Fokus auf ein agiles Zusammenstellen von Teams legen und somit die Kollektive Intelligenz standortübergreifend fördern.

Die jüngste Forschung hat etwas Faszinierendes gezeigt: Intelligenz ist nicht nur auf einzelne Individuen beschränkt, sie gilt auch für Gruppen. Ein einzelner statistischer Faktor, die sogenannte kollektive Intelligenz, kann dazu verwendet werden, die Leistung von Gruppen, die bei einer Vielzahl von Aufgaben zusammenarbeiten, vorherzusagen. Und anders als man vielleicht erwarten würden, lässt sich die kollektive Intelligenz einer Gruppe nicht einfach durch Addition der individuellen Intelligenz aller Mitglieder berechnen. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass die Korrelation zwischen der kollektiven Intelligenz einer Gruppe und der aggregierten individuellen Intelligenz ihrer Mitglieder relativ schwach ist. Dies ist insofern spannend, da es bedeutet, dass Teams mit den richtigen Tools für die Zusammenarbeit aussergewöhnliche Leistungen erbringen und Erkenntnisse gewinnen können, die sonst nicht möglich gewesen wären.

Standortunabhängige Gruppen können die Leistung etablierter Teams übertreffen.

Christoph Zollinger, Gründer Mindfire

Traditionell neigen wir dazu, Teamarbeit als etwas zu betrachten, das von Angesicht zu Angesicht in eng miteinander verbundenen Gruppen stattfindet. Der Erfolg von Projekten wie Wikipedia, wo die umfangreichste Enzyklopädie der Welt von einer gewaltigen Zahl freiwilliger Mitarbeiter aus fern vernetzten Gruppen zusammengestellt worden ist, zeigt jedoch, dass sich mithilfe gut konzipierter Tools für die Zusammenarbeit, auch ohne persönlichen und physischen Kontakt, beeindruckende Ergebnisse erzielen lassen. Demgegenüber neigen Teams dazu, die regelmässig zusammenarbeiten, Abkürzungen oder Routinemuster zu entwickeln, welche die Art und Weise, wie sie Informationen austauschen und zusammenarbeiten, beeinflussen. Wenngleich es kontraintuitiv erscheinen mag, können standortunabhängige Gruppen die Leistung von Teams, die täglich zusammenarbeiten, bei bestimmten spezifischen Aufgaben übertreffen.

Im dritten Teil zeigt der Autor auf, wie der Aufbau eines echten sozialen Netzwerks dazu beiträgt, brillante Ideen der Mitarbeitenden hervorzubringen.

Christoph Zollinger ist Gründer und Partner bei der Mindfire AG. Mindfire baut ein weltumfassendes Netzwerk von Spezialisten in verschiedensten Disziplinen mit dem Ziel KI-Herausforderungen zu lösen, mit denen Unternehmen, Wissenschaft und Menschlichkeit konfrontiert sind.

Teil 1 dieser Serie finden Sie hier.

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