Sorgenkind Frankreich
Die Marktreaktion ist bislang relativ verhalten geblieben nach dem Rücktritt des französischen Premierministers Lecornu, weniger als einen Monat nach seiner Ernennung.
Der Euro liegt 0,6% im Minus, die Spreads französischer Staatsanleihen haben sich um 5 Basispunkte auf mittlere bis längere Laufzeiten ausgeweitet, und die Kreditaufschläge grosser französischer Emittenten steigen um nur wenige Basispunkte. An den Aktienmärkten fällt der CAC 40 um weniger als 1,5% – Banken und Versorger verlieren am meisten, während die meisten Schwergewichte des französischen Leitindex um weniger als 1% nachgeben.
Kevin Thozet, Mitglied des Investment Committee, CarmignacDie jüngsten Entwicklungen in der französischen Politik dürften zu einer Fortsetzung des asynchronen Wachstumsumfelds in Europa führen.
Die Erwartungen scheinen dahin zu gehen, dass die Probleme weiter vertagt werden. Und dass Macron nach der Auflösung der Nationalversammlung im Juni 2024 bereits seinen vierten Premierminister ernennen wird. Sofern der zukünftige Kandidat kein Technokrat ist, dem es gelingt, die französische Wählerschaft für die Bedeutung des Defizitproblems zu sensibilisieren und im Parlament einen gewissen Konsens zu erzielen, dürfte das Haushaltsdefizit zwischen 5,5% und 6% verharren. Kein gutes Omen für den Spread zwischen französischen OATs und deutschen Bundesanleihen. Zudem scheinen solche Annahmen die Möglichkeit auszublenden, dass Macron vorgezogene Parlamentswahlen ansetzt. Wahlergebnisse sind schwer vorherzusagen, doch auf Basis aktueller Umfragen könnte die politische Blockade anhalten. Selbst unabhängig vom endgültigen Ausgang würde ein solches Szenario die französischen Staatsanleihe-Spreads wahrscheinlich näher an die Marke von 100 Basispunkten heranführen. Die jüngsten Entwicklungen in der französischen Politik dürften zu einer Fortsetzung des asynchronen Wachstumsumfelds in Europa führen: Frankreich wird durch politische Instabilität gebremst, während Deutschland von seinem Konjunkturprogramm profitiert und Südeuropa durch EU-Mittel gestützt wird.
Vor diesem Hintergrund halten wir an unserem Schutz gegen steigende französische Spreads fest, ebenso wie an unseren Absicherungen im Kreditmarkt, der sich bislang kaum bewegt hat.