Der Franken wird stärker und stärker – Negativzinsen rücken in greifbare Nähe

Weiterhin ist unklar, welche Bedingungen für den Handel mit den USA künftig gelten. Die meisten «reziproken» Zölle wurden nach dem «Befreiungstag» am 2. April reduziert oder bis Anfang Juli aufgeschoben. Neue Handelsbeschränkungen und Aufschübe sind dazugekommen, die Zahl neuer «Handels-Deals» mit Partnerländern bleibt jedoch überschaubar. Wir erwarten, dass das Tarifniveau für die meisten Exporteure erhöht bleibt und dass weitere Ankündigungen und Aufschübe für Unsicherheit sorgen.

Weitere Unklarheiten birgt das vorgeschlagene US-Haushaltsgesetz: Die Defizite und der Schuldenberg dürften damit weiter ansteigen und möglicherweise könnten amerikanische Wertpapiere für ausländische Anlegende steuerlich stärker belastet werden. Der US-Dollar bleibt schwach und wir rechnen mit einem künftig noch tieferen Wechselkurs. Die Börsen haben sich zwar von den Tiefpunkten entfernt, so richtig attraktiv stehen US-Anlagen jedoch nicht da. Aus unserer Sicht dürften die Aktien aus Schwellenländern davon profitieren: Sie können ihre Geldpolitik expansiver gestalten und gewinnen Preisvorteile im Handel.

Dass die SNB wieder Negativzinsen einführt, ist nicht mehr auszuschliessen.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Aus Schweizer Sicht rückt damit der Wert des Frankens wieder in den Vordergrund. Insbesondere wegen des schwachen Dollars sind die Importpreise weiter gesunken. Damit ist die Inflation im Mai unter null gefallen. Der Wert von -0.1% ist zwar nicht besorgniserregend. Er deutet jedoch an, dass die SNB die Attraktivität des Frankens weiter schwächen will, um der Deflationsgefahr vorzubeugen. Wir erwarten, dass sie am 19. Juni einen Leitzins von 0% festlegt. Dass die SNB dann bereits wieder Negativzinsen einführt, ist nicht mehr auszuschliessen. Falls die weltweiten Turbulenzen anhalten und die Flucht in den Franken weitergeht, hat sie mittelfristig jedoch kaum Alternativen.

Wir haben unsere Anlagetaktik jüngst etwas angepasst: Weiterhin bleiben wir bei Aktien neutral gewichtet. Der Pharmaindustrie drohen in den USA weiterhin Zölle und Preiskontrollen. Wegen ihres bedeutenden Gewichts an der hiesigen Börse haben wir eine leichte Untergewichtung der Schweizer Aktien beschlossen. Ausserdem setzen wir verstärkt auf Dividendentitel. Im Gegenzug haben Schwellenländer-Aktien in unseren Portfolios leicht übergewichtet, da sie von den aktuellen Entwicklungen profitieren dürften.

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