Eine spannende erste Jahreshälfte geht zu Ende

Die erste Jahreshälfte führte zu starken Gewinnen an den Aktienmärkten und auch aktuell bleibt der Konjunkturoptimismus bestehen.

Der Juni war ein weiterer guter Monat für die Aktien und die Rohstoffe. Beide profitierten von der robusten Lage der globalen Wirtschaft. Während unter den Rohstoffen vor allem die Erdölpreise stark anzogen, waren bei den Aktien neben den Energiewerten die Wachstumstitel aus Sektoren wie Informationstechnologie oder Gesundheit die Gewinner der letzten Wochen. Das steht sicherlich im Zusammenhang mit der Stabilisierung der langfristigen Zinsen in dieser Periode. Diese lässt sich durch den Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen erklären, während die Realzinsen wieder etwas angestiegen sind. Folglich hat der Goldpreis in Juni einen Rückgang erfahren.

Globale Stimmungsindikatoren auf sehr hohem Niveau
Die globale Konjunktur befindet sich seit Mitte letzten Jahres in einer sehr starken Erholungsphase. Während im letzten Jahr China die Führungsrolle bei der Erstarkung der globalen Volkswirtschaft spielte, übernahm die USA die Führungsrolle in diesem Jahr.

Europa dürfte in der zweiten Hälfte dieses Jahres einen wesentlichen Beitrag beim globalen Wachstum spielen.

Anastassios Frangulidis, Chefstratege, Pictet Asset Management

In den letzten Monaten wird es zunehmend deutlicher, dass in den europäischen Staaten inkl. der Schweiz die Wachstumskräfte deutlich an Dynamik gewinnen, so dass Europa in der zweiten Hälfte dieses Jahres einen wesentlichen Beitrag beim globalen Wachstum spielen wird. Grafik 1 zeigt, dass die globalen Stimmungsindikatoren sich auf einem sehr hohen Niveau befinden. Dies gilt mittlerweile auch für die Konsumenten, die in den letzten Monaten deutlich optimistischer geworden sind, während sich bei den Unternehmern die Stimmung bereits im letzten Jahr stark verbesserte und in diesem Jahr ein historisches Hoch erzielte.

Globale Stimmungsindikatoren auf hohem Niveau.

Es stellt sich damit die Frage, ob der aktuelle Optimismus bezüglich des Verlaufs der globalen Konjunktur und Gewinne sehr stark ausgeprägt ist und Enttäuschungen vorprogrammiert sind. Tatsächlich, wenn man das hohe Niveau von Stimmungsindikatoren und Wachstumserwartungen sieht, ist schwierig zu erwarten, dass dieses übertroffen werden kann. Das ist auch unser Hauptszenario. Trotzdem besteht eine nicht vernachlässigbare Wahrscheinlichkeit, dass die sehr hohen verfügbaren Ersparnisse des privaten Sektors und insbesondere der Haushalte (Grafik 2) die Nachfrageseite der globalen Volkswirtschaft über eine längere Periode stärken werde. In diesem Fall würde die globale Konjunktur im Verlauf der nächsten Quartale weit über ihrem Potential steigen.

US-Haushalte verfügen über hohe Ersparnisse.

Kurzer Rückblick auf die erste Jahreshälfte
Die erste Jahreshälfte verlief ähnlich spannend wie bei früheren Erholungsphasen nach einer Rezession. So hat der globale Aktienindex von MSCI in den ersten sechs Monaten des Jahres um etwa 12% zugelegt. Der US-amerikanische Aktienmarkt hat sogar um mehr als 14% zugelegt. Dies obwohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in dieser Periode von 23.5x auf 21.7x fiel. Das zeigt, dass der Treiber der globalen Aktienmärkte in diesem Jahr die Entwicklung der Unternehmensgewinne ist. Diese sind in den letzten Monaten wiederholt zum Besseren revidiert worden. Ging der Markt von einem Gewinnwachstum für die globalen Unternehmen von 25% für das laufende Jahr aus, sind die entsprechenden Erwartungen nicht mehr weit von der 40%-Marke entfernt. Dass dies möglich war, hat mit der spektakulären Verbesserung der konjunkturellen Erwartungen zu tun. Diese hat auch zu einem Anstieg der Realverzinsung geführt, was sogenannten «lagging» Sektoren wie Energie oder Finanzwerte zu Gute kam. Sie waren die bisherigen grossen Gewinner des Jahres. Dieses Umfeld ist schwierig für weniger riskante Anlagen wie Staatsanleihen oder Gold, welche bisher negativ performt haben.

Übergewichtung des Schweizer Aktienmarktes
Wir haben in diesem Monat keine wesentliche Änderung in unserer Anlagepolitik vorgenommen. So sind wir weiterhin im Schweizer Aktienmarkt übergewichtet. Der Konjunkturoptimismus ist stark ausgeprägt, so dass das Potential für weitere positive Konjunkturüberraschungen kleiner geworden ist. Deshalb investieren wir mehr in Qualitätsaktien wozu auch die Schweizer Aktien gehören. Wir bleiben, wenn auch weniger stark, in Substanz-Titel investiert. In den Obligationen sind wir klar untergewichtet bei den Schweizer Anleihen. Wir haben uns zudem vollständig von unseren Positionen in inflationsgeschützten Anleihen verabschiedet, während wir in langfristigen Obligationen von Ländern mit einer steileren Zinsstruktur investieren. Schliesslich bleiben wir bei den chinesischen Anleihen investiert. Letztere offerieren einen höheren Realzins als diejenigen der westlichen Länder.

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