KI ist die grösste Investmentchance der kommenden Dekade

Kaum ein Thema hat in diesem Jahr eine vergleichbare Welle von Begeisterung, Skepsis und Spekulation ausgelöst wie die Entwicklungen rund um generative künstliche Intelligenz (GenKI). Nahezu täglich prägen neue Innovationen und Anwendungsfälle die Schlagzeilen. Die Funktionen neu entwickelter KI-Tools scheinen Prozesse in nahezu jeder Industrie in Frage zu stellen. Selbst Experten fällt es schwer, die Implikationen dieser Technologie für Unternehmen und Investoren ganzheitlich zu greifen.

GenKI ist eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien und die grösste Investmentchance der kommenden Dekade. Es brauchte jedoch den sogenannten «iPhone-Moment», um auch die breite Öffentlichkeit von den beeindruckenden Fähigkeiten der Technologie zu überzeugen und den kommerziellen Durchbruch zu erreichen.

Neue Geschäftsmodelle möglich
Genau das ist OpenAI mit seinem KI-Modell «ChatGPT» gelungen – einem Large Language Model (LLM), mit dem Nutzer in einer simulierten Konversation Informationen abfragen können. Die Begeisterung für die Technologie lässt sich anhand der Nutzerzahlen festhalten: Beim entsprechenden Wachstum hat ChatGPT selbst Online-Plattformen wie Instagram oder TikTok bei Weitem übertroffen. Die Qualität der Modelle hat inzwischen ein marktreifes Niveau erreicht. Die Verfügbarkeit von Open-Source-Modellen sowie eine verbesserte Infrastruktur machen die Adaption für variable Anwendungen einfacher denn je. Deutlich wird, dass die Technologie nicht nur das Potenzial hat, bestehende Geschäftsmodelle entscheidend zu beeinflussen, indem sie Effizienz und Gewinnmargen steigert. Sie kann darüber hinaus auch völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen.

Die Performance des Chipherstellers NVIDIA zum nun sechstgrössten Unternehmen der Welt hat im Mai 2023 eindrucksvoll bewiesen, wie immens bereits heute die Bedeutung von KI an den Kapitalmärkten ist.

Jan Beckers, Chief Investment Officer, BIT Capital

Implikationen für Aktienmarkt
Noch gibt es auf dem Aktienmarkt wenige «Pure-KI-Player». Dennoch haben Anleger bereits heute die Möglichkeit, ihr Portfolio entlang dieser Schlüsseltechnologie auszurichten. Denn zahlreiche Unternehmen und Branchen dürften vom Fortschritt profitieren – von Hardware-Lieferanten über Tool-Anbieter bis hin zu Unternehmen, die viele Schritte ihrer Wertschöpfung durch GenKI automatisieren und somit massive Kosteneinsparungspotentiale nutzen können. Die Implikationen für den Aktienmarkt und insbesondere Technologieaktien werden wohl so weitreichend und immens sein, dass diese gegenwärtig noch nicht vollends zu überblicken, geschweige denn vorauszusagen sind. Sehr konkrete Auswirkungen auf den Markt wurden aber bereits sichtbar: Die Performance des Chipherstellers NVIDIA zum nun sechstgrössten Unternehmen der Welt hat im Mai 2023 eindrucksvoll bewiesen, wie immens bereits heute die Bedeutung von KI an den Kapitalmärkten ist. Nach Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal 2023 wurde die Marktkapitalisierung um 30 Prozent nach oben und nah an die Billion-Dollar-Marke katapultiert. Ursache hierfür war die Erhöhung der Umsatzprognose für das zweite Quartal 2023 um mehr als 50 Prozent. Diese bemerkenswerte Entwicklung ist vor allem auf die starke Positionierung des Unternehmens im Bereich GenKI zurückzuführen. Das Unternehmen ist der führende Anbieter von GPU-Chips und liefert damit die Rechenleistung, also die essenzielle Infrastruktur für GenKI. Insgesamt sind es die Vorreiter generativer KI, die ganze Indizes wie den S&P 500 signifikant prägen. Eine gleichgewichtete Auswahl der sieben Unternehmen Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla aus dem S&P 500, war seit Jahresbeginn bis Anfang Juni 2023 allein für 80% der Gewinne des Aktienindex verantwortlich.

Investmentprozesse optimieren
Anleger profitieren durch eine frühzeitige Positionierung und Titelselektion von GenKI: Hierbei ist es entscheidend, aus einer Vielzahl von Unternehmen und vermeintlichen KI-Profiteuren die zukünftigen Gewinner zu einem guten Zeitpunkt und vor allem zum richtigen Preis zu identifizieren. Voraussetzung hierfür ist, die strukturellen Besonderheiten der Technologie und die daraus resultierenden Effekte auf Wachstum, Wettbewerbsvorteile, Preise und Margen zu verstehen. Bei KI-Unternehmen spielt beispielsweise der kostengünstige Zugang zu Daten, spezialisierter Rechenleistung und Software-Talenten eine grosse Rolle für ihr Potenzial, ebenso wie das daraus resultierende Margenprofil. Neben den positiven Auswirkungen von GenKI auf die Unternehmen im Technologieuniversum können Asset Manager GenKI auch selbst nutzen. Beispielsweise können sie die Technologie auch aktiv in eigenen Investmentansätzen und -prozessen anwenden. Zwar ist der Einsatz vollautomatisierter KI-Portfoliomanager kurz- und mittelfristig eher unwahrscheinlich. Doch kann GenKI in diversen Teilbereichen des Investmentprozesses unterstützen – von der Ideengenerierung bis hin zur tiefgehenden Analyse sowie dem kontinuierlichen Monitoring. So lässt sich auch die Analyse unstrukturierter Daten – etwa aus Finanzberichten – wesentlich beschleunigen.

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