Zusammenarbeit mit Fintechs - Der Auswahlprozess ist zentral

Vor gut fünf Jahren, hat das Modell «Bankeninnovation durch Zusammenarbeit mit Fintech Startups» begonnen Fahrt aufzunehmen. Das volle Potenzial solcher Kooperationen ist aber nicht annähernd ausgeschöpft. Woran liegt das? Einer der wichtigen Erfolgsfaktoren ist, aus einer möglichst grossen Zahl von Startups, jene, für die Bankstrategie wirklich passenden Jungunternehmen auszuwählen. Dies wurde von den etablierten Banken bisher aber meist zu wenig erkannt.

Finanzinstitute sind träge und haben in den letzten zwei Jahrzehnten eine noch stärkere Risikoaversion entwickelt. Ein solches Umfeld ist innovationsfeindlich. Geld, um innovative oder gar disruptive Modelle voranzutreiben wäre bei den Banken jedoch vorhanden. Die Fintech Startups auf der anderen Seite, sind äusserst risikofreudig, agil und kreativ, leider fehlt ihnen wiederum meistens das grosse Kapital. Es liegt also auf der Hand, dass sich Goliath und David zusammenschliessen. Kooperieren beide Seiten effizient und effektiv, dann ist der Griff nach den Innovations-Sternen realistisch, andernfalls wird sich die Ausbeute auf ein paar Sternschnuppen beschränken.

Eine klare Startup-Innovationsstrategie ist gefragt
Es ist eine alte Weisheit, ohne klares Ziel sind Irrwege vorprogrammiert. Hier muss die Bank entscheiden, will sie lediglich Prozesse verbessen, sei dies, um Kosten zu sparen oder um die Kundenfreundlichkeit zu erhöhen? Ist der Plan, radikal disruptiv zu sein und den Kunden fundamental neue Dienstleistungen und Produkte zu offerieren oder sucht man die Startup-Kooperation gar nur, um intern Wissen über neue disruptive Modelle zu gewinnen? In der Folge muss ein Finanzhaus festlegen auf welche Fintech-Bereiche es sich konzentrieren will und welche Technologien, die Innovationsstrategie am besten befeuern.

Eine grosse Auswahlmöglichkeit ist Pflicht
Nun müssen Fintechs angesprochen werden, die möglichst gut zur eigenen Innovationsstrategie passen. Ein etabliertes Geldhaus sollte sich hier bewusst sein, dass es heute eine Herausforderung ist, für eine grosse Anzahl von Top-Startups attraktiv zu sein. Diese grosse Menge, aus welcher die Besten ausgesucht werden, ist jedoch essenziell. Zwangsläufig bedeutet dies, dass man weit über die Schweizer Landesgrenze rausblicken muss. In der Anfangsphase müssen die Jungunternehmer aktiv angegangen werden. Damit jedoch langfristig der Aufwand im Rahmen bleibt, ist es notwendig, dass aufgrund der Attraktivität der Bank eine starke Sogwirkung entsteht. Es ist absehbar, dass ein kleines bis mittelgrosses Institut einen solchen Pull-Effekt kaum selbst kreieren kann. Eine Kollaboration mit anderen Finanzhäusern drängt sich deshalb auf.

Die Selektion will gut durchdacht sein
Natürlich müssen sich die Selektionskriterien stark an der zuvor definierten Startup-Innovationsstrategie orientieren. Daneben gilt es aber auch realistisch zu sein und zu berücksichtigen was intern auch wirklich umgesetzt werden kann. Weiter ist sehr wichtig, dass bei der Auswahl jene Mitarbeiter eingebunden sind, die bei der zukünftigen Kooperation eine wichtige Rolle spielen werden und so von Anfang an «Skin in the Game» haben. Um allfällige Betriebsblindheit zu vermeiden, kann es hilfreich sein, zusätzlich noch einige externe Fintech Aficionados einzubinden.

Selbstverständlich sind für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Banken und Startups noch weitere Faktoren relevant, wie Coaching und ein vereinfachtes Onboarding. Auf diese Punkte wird in zukünftigen Artikeln eingegangen.