UBS vs KKS: Hold the Horses!
Die Eigenmitteldebatte in der Causa UBS wird derzeit intensiv geführt. Viel wird spekuliert und interpretiert. Dabei ist wohl zu Recht von verhärteten Fronten die Rede. Und von verletzten Befindlichkeiten. Dazu gesellen sich taktische Drohgebärden und magistrale Eitelkeiten. Höchste Zeit also, die Dinge wieder etwas zu beruhigen und die Diskussion zu versachlichen. Die Antwort der UBS auf die erste Vernehmlassungsvorlage hätte den Weg dazu eben können. Aber irgendwie schaffte es CEO Sergio Ermotti nicht wirklich, an der eigens hierfür anberaumten Pressekonferenz von letzter Woche, den richtigen Ton zu treffen. Ganz anders, aber nicht weniger unversöhnlich, zeigt sich Bundesrätin Karin Keller-Sutter (KKS). Sie hüllt sich in Schweigen und sieht derzeit offenbar keinen Gesprächsbedarf mit der UBS-Spitze.
Das es auch anders geht, zeigt ein öffentlicher Auftritt von UBS-Chairman Colm Kelleher, der im Gespräch mit dem Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins «Bilanz», vor ein paar Tagen, deutlich souveräner und konzilianter auftrat. Seine zentrale Botschaft damals lautete: «We want to compromise». Und er erinnerte an das gute Einvernehmen zwischen der UBS und dem Schweizer Bundesrat im Rahmen der Notübernahme der Credit Suisse. Ein Verhältnis, dass sich inzwischen augenscheinlich merklich abgekühlt hat – zumindest auf magistraler Ebene. Warum das so ist, vermag eigentlich niemand so genau zu erklären. Gleiches gilt für den Umstand, dass die Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements nicht aktiv das Gespräch mit der UBS-Spitze sucht und den finalen Kapitalentscheid in der Causa UBS an das Schweizer Parlament delegiert hat. Was Karin Keller-Sutter dabei irgendwie verdrängt, ist die Tatsache, dass das Thema aufgrund seiner Bedeutung eigentlich Chefsache sein müsste, da nicht nur die Interessen der Schweizer Steuerzahler, sondern auch die Prosperität und die Reputation des Schweizer Finanzplatzes in Betracht gezogen werden müssen.
William Preyer, englischer Physiologe (1841 – 1897)Was Menschen zusammenführt und zusammenhält, sind gemeinsame Interessen, was sie entzweit Sonderinteressen.
Aus einer eindimensionalen Perspektive ist es erstrebenswert, der UBS eine möglichst hohe Eigenkapitalquote aufzuerlegen, denn im Krisenfall soll nicht der Schweizer Steuerzahler für die die Schweizer Grossbank einspringen müssen. In der aktuellen Vernehmlassung in Bundesbern stehen deshalb 24 Milliarden Franken im Raum, welche die UBS zusätzlich zum bereits heute vorhanden Eigenkapital, in den kommenden Jahren, aufbauen soll. Eine Summe, die von der UBS als «unangemessen hoch» und als «wettbewerbsverzerrend» taxiert wird, weshalb sie sich dagegen wehrt. Dabei werden ihre legitimen Versuche, sich Gehör zu verschaffen, sowohl von Kritikern als auch von einzelnen Medien teilweise zu Unrecht kritisiert, obwohl es ihr gutes Recht und sogar ihre Pflicht ist, für die Interessen ihrer Aktionäre einzustehen.
Einen gemeinsamen Nenner finden ist Pflicht
In der Hitze des Gefechts geht mitunter allerdings vergessen, dass die UBS, als letzte verbliebene Schweizer Grossbank, und der helvetische Finanzplatz eng miteinander verbunden sind. Sollte es zu einer Trennung kommen, stehen beide Seiten als Verlierer da. Deshalb ist es an der Zeit, in eine neue Verhandlungsphase einzutreten und wieder direkte Gespräche zu führen. Dabei müssen die Verantwortlichen in Zürich und in Bern von Maximalforderungen Abstand nehmen und atmosphärische Störungen überwinden. Das gestritten und gerungen wird ist richtig, sofern das erklärte Ziel ist, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Es muss also ein belastbarer Kompromiss auf den Tisch. Schwierig bis unmöglich wird eine vernünftige Lösung, wenn die Sorgen um den eigenen Gesichtsverlust oder überzogene Verhandlungspositionen den Findungsprozess dominieren. Ja, es gibt rote Linien und Schmerzgrenzen, die es auszuloten gilt. Am Ende müssen aber beide Seiten die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Position genau abwägen. Erfreulicherweise scheint sich inzwischen ein kleiner Lichtblick abzuzeichnen. Eine erste zarte Annäherung der beiden Lager wird in einzelnen Medien bereits kolportiert. Ich persönlich hoffe sehr, dass sich diese in den kommenden Wochen und Monaten weiter vertieft und letztlich in einem versöhnlichen Handschlag mündet. Alles andere würde der etablierten und bewährten Schweizer Kompromisskultur nicht gerecht werden.