Weltweite Staatsverschuldung steigt 2022 auf den Rekordwert von 71,6 Billionen US-Dollar – die Schweiz steht gut da

Laut dem zweiten jährlichen «Janus Henderson Sovereign Debt Index» wird die weltweite Staatsverschuldung im Jahr 2022 um 9,5% steigen, also um 6,2 Billionen US-Dollar auf einen Rekordwert von 71,6 Billionen US-Dollar. Der Anstieg wird insbesondere von den USA, Japan und China verursacht werden, obwohl fast alle Länder weitere Kredite aufnehmen dürften.
Währungsbereinigt stiegen die Schweizer Schulden 2021 um 13,8% und somit deutlich stärker als im Durchschnitt an – sie lagen bei 234 Milliarden US-Dollar. Dennoch ist die Schweiz das einzige Land im Index, dessen Schulden nicht auf Rekordniveau liegen.

Die weltweite Staatsverschuldung stieg 2021 auf einen Rekordwert von 65,4 Billionen US-Dollar. Nachdem die Länder netto zusätzliche 4,7 Billionen US-Dollar aufnahmen, stieg die Staatsverschuldung währungsbereinigt um 7,8%. Seit Ausbruch der Pandemie ist die Staatsverschuldung weltweit um mehr als ein Viertel gestiegen – von 52,2 Billionen US-Dollar im Januar 2020 auf den heutigen Höchstwert.

Bei der Asset Allocation gibt es zwei Regionen, die Chancen bieten. Zum einen China, das seine Geldpolitik aktiv lockert, und zum anderen die Schweiz, die besser vor Inflationsdruck geschützt ist, da Energie einen viel geringeren Prozentsatz ihres Inflationskorbs ausmacht und ihre Geldpolitik zwar an die der EZB gebunden ist, aber hinter dieser zurückbleibt.

Bethany Payne, Portfoliomanager Global Bonds, Janus Henderson

In allen von Janus Henderson berücksichtigten Ländern ist die Verschuldung 2021 gestiegen. Chinas Schulden stiegen gemessen an den Barmitteln am stärksten und deutlichsten, nämlich um 650 Milliarden US-Dollar bzw. ein Fünftel. Von den grossen Industrieländern verzeichnete Deutschland den grössten prozentualen Anstieg: Die Verschuldung stieg um ein Siebtel (+14,7%) und damit fast doppelt so stark wie der weltweite Durchschnitt.

Die Schweizer Schulden stiegen 2021 bereinigt um 13,8% auf 234 Milliarden US-Dollar an. Das ist deutlich stärker als der Durchschnitt. Trotzdem haben die niedrigen Zinssätze in der Schweiz dazu geführt, dass die Kosten für die Schuldzinsen 2021 nur 880 Millionen US-Dollar betrugen – also nicht einmal ein Fünftel im Vergleich zur letzten Kreditaufnahme in ähnlicher Höhe im Jahr 2004.

Fedor Plambeck, Sales Director Schweiz, Janus Henderson

Trotz der steigenden Verschuldung blieben die Kosten für die Schuldzinsen niedrig. Im vergangenen Jahr lag der Effektivzins für alle Staatsschulden weltweit bei nur 1,6%, gegenüber 1,8% im Jahr 2020. Damit sanken die Gesamtkosten für die Schuldzinsen auf 1,01 Billionen US-Dollar, verglichen mit 1,07 Billionen US-Dollar im Jahr 2020. Die kräftige Weltwirtschaftserholung führte dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Schulden und BIP von 87,5% im Jahr 2020 auf 80,7% im Jahr 2021 verbesserte, da die Konjunkturbelebung den Schuldenzuwachs überstieg.

Schuldzinsen werden 2022 deutlich steigen
Die weltweite Zinslast wird währungsbereinigt um etwa ein Siebtel (14,5%) auf 1,16 Billionen US-Dollar im Jahr 2022 steigen. Die grössten Auswirkungen dürfte Grossbritannien spüren: steigende Zinssätze, Folgen der höheren Inflation auf den hohen Anteil britischer indexgebundener Anleihen und die Kosten für die Beendigung des QE-Programms. Steigende Zinsen sind mit erheblichen Fiskalkosten für die Aufhebung von QE verbunden. Die Zentralbanken werden Verluste bei ihren Anleihebeständen verzeichnen, wofür die Steuerzahler aufkommen müssen.

Divergenz der Anleihemärkte bietet Chancen für Anleger
In den ersten Jahren der Pandemie näherten sich die Anleihemärkte weltweit an. Jetzt divergieren die Märkte. Die USA, Grossbritannien, Europa, Kanada und Australien setzen auf eine Straffung der Geldpolitik, um die Inflation zu bremsen – sowohl durch höhere Zinssätze als auch durch vorsichtige Schritte zur Reduzierung der quantitativen Lockerungsprogramme – während die chinesische Zentralbank die Wirtschaft mit einer lockeren Geldpolitik fördert. Janus Henderson sieht in Anleihen mit kürzerer Laufzeit Anlagechancen, da sie weniger anfällig für Marktveränderungen sind. Nach Einschätzung von Janus Henderson erwarten die Märkte mehr Zinserhöhungen als voraussichtlich erfolgen werden. Dies bedeutet, dass Anleihen mit kürzerer Laufzeit profitieren werden, sollte der Zinserhöhungszyklus früher enden.

Der komplette «Janus Henderson Sovereign Debt Index» findet sich hier.

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