Finanzmärkte: Nun ist der der Cocktail also doch zu giftig geworden

Weltweit befinden sich die Aktienmärkte auf Talfahrt. Die seit Freitag eingesetzte Korrekturphase sorgt für breite Verunsicherung. Entsprechend suchen die Anleger Zuflucht in traditionellen «Safe Havens». Das kriegt auch der Schweizer Franken zu spüren, was die Schweizerische Nationalbank (SNB) unter Druck bringt.

Nun ist der der Cocktail also doch zu giftig geworden, nachdem er schon lange eine etwas ungesunde Farbe aufwies: Enttäuschende Arbeitsmarktdaten aus den USA und damit gestiegene Rezessionssorgen, die Angst vor einem Flächenbrand in Nahost, eine zügelstraffende Bank of Japan, ein im wirtschaftlichen Rückwärtsgang befindliches Deutschland sowie eine grosse Konsternation bei den Erwartungen und Hoffnungen rund um KI – diese Gemengelage führte dazu, dass die Aktienmärkte seit Freitag rund um den Globus zu einer Korrektur angesetzt haben.

Crash oder notwendige Korrektur?
Diese Unsicherheiten dürften nicht so bald verschwinden – selbst dann nicht, wenn die US-Notenbank in den nächsten Wochen eine notfallmässige Zinssenkung vornehmen wird, wie dies an den Terminmärkten zusehends eingepreist wird. Ob ein solcher Schritt überhaupt vor dem regulären Zinsentscheid-Meeting vom 18. September erfolgen wird, erachten wir zudem noch als zweifelhaft. Angesichts des ausserordentlich starken US-Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal sowie der hohen und teilweise überzogenen Bewertungen ist es durchaus vorstellbar, dass die Fed die aktuelle Abwärtsphase an den Märkten sogar als überfällige Korrektur einordnet, die letztlich lediglich Luft aus dem unter Überdruck stehenden Kessel ablässt.

Klar scheint jedoch, dass die Nervosität an den Märkten wohl noch einige Zeit anhalten wird. Damit wird auch die Suche nach Zuflucht in sichere Anleger-Häfen vorerst andauern.

Santosh Brivio, Senior Economis, Migros Bank

Klar scheint jedoch, dass die Nervosität an den Märkten wohl noch einige Zeit anhalten wird. Damit wird auch die Suche nach Zuflucht in sichere Anleger-Häfen vorerst andauern. Das heisst, dass die Schweiz als traditioneller Fels in der Brandung weiterhin hoch in der Anlegergunst steht, was sich bereits deutlich bemerkbar macht. So hat die Nachfrage nach Schweizer Staatsanleihen zu einem deutlichen Kursanstieg und damit zu einem Zinsrutsch geführt. Die Rendite der zehnjährigen Eidgenossen befindet sich mit rund 0,36 Prozent auf dem tiefsten Niveau seit fast vier Jahren.

Zunehmender Handlungsdruck für die SNB
Mit den «Safe-Haven»-Bewegungen geht eine neuerliche Erstarkung des Schweizerfrankens einher. Gegenüber dem Euro notiert die Landeswährung unter 0.93. Das entspricht dem Niveau, auf welches das Währungspaar absackte, als die SNB im Januar 2015 die Märkte mit der Aufhebung der Wechselkurs-Fixierung schockte. Setzt sich EUR/CHF in diesem Bereich bis zur SNB-Sitzung vom 26. September fest, erhalten die Spekulationen um eine erneute Zinssenkung zusätzlich Auftrieb. Denn angesichts der nur mauen Binnenkonjunktur und einer Inflation im Zielbereich steigt bei einem zu starken Franken die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass die SNB bereits in diesem Jahr eine weitere Leitzinssenkung um 25 Basispunkte für angezeigt halten wird.

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