Der Wettlauf um die Zukunft der Mobilität findet ohne Europa statt
Das Robotaxi steht im Zentrum der Entwicklung selbstfahrender Autos. China und die USA mit Apollo Go, Waymo, Cruise und Tesla führen die Innovationen in diesem Bereich an. Wer das Rennen ums Robotaxi macht, ist offen. Sicher ist: Deutschland und Europa sind ausgeschieden.
Während in Europa die politischen Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie immer strenger werden, stagniert die Innovation im Bereich des autonomen Fahrens. Die europäische und deutsche Automobilbranche, einst als Vorreiter bekannt, sieht sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert. Bei Volkswagen spricht man über betriebsbedingte Kündigungen sowie Standortschliessungen in Deutschland aufgrund zu hoher Produktionskosten. Dabei sprechen sich generell gerade die deutschen Premiumhersteller für Technologieoffenheit aus.
Adrian Daniel, Portfoliomanager, MainFirstDie europäische und deutsche Automobilbranche, einst als Vorreiter bekannt, sieht sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert.
Ganz anders in China: Apollo Go hat seinen Robotaxi-Service in Wuhan vollständig fahrerlos gemacht und konnte im zweiten Quartal 2024 beeindruckende 900‘000 Fahrten verzeichnen, was einem Wachstum von 26 Prozent entspricht. Besonders auffällig ist der tiefe Preis, den das Unternehmen dank seiner Kosteneffizienz anbieten kann: Eine acht Kilometer lange Fahrt kostet weniger als 1,5 Euro. Diese aggressive Preisstrategie macht Apollo Go zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber, der selbst etablierten Mobilitätsanbietern wie Didi Sorgen bereitet.
Waymo und Cruise: Die amerikanischen Pioniere
Auch in den USA ist der Markt für Robotaxis hart umkämpft. Waymo, eine Tochter von Alphabet (Google), kann mittlerweile auf über 100‘000 bezahlte Fahrten pro Woche verweisen. Ursprünglich nur in Phoenix tätig, hat das Unternehmen seinen Service auf San Francisco und Los Angeles ausgeweitet. Eine zusätzlich angekündigte Finanzspritze in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar soll die Expansion weiter beschleunigen. Die Kosten pro Fahrzeug – umgebaute Jaguar I-Pace-Modelle – sind jedoch immens und dürften bei rund 250'000 Dollar liegen. Damit ist der Weg zu einem flächendeckenden Angebot lang und kostenintensiv. General Motors’ Cruise sieht sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Der Umbau eines Chevrolet Bolt zum Robotaxi lässt die Kosten auf mehr als 150‘000 Dollar pro Fahrzeug ansteigen. Aufgrund dieser hohen Kosten hat Cruise das Investitionsbudget kürzlich gekürzt und Partnerschaften wie mit Uber Technologies geschlossen, um die Flottenauslastung zu verbessern.
Tesla: Der grosse Unbekannte
Besondere Aufmerksamkeit erhielt Tesla im August 2024, als Investoren mit grossen Erwartungen Neuerungen im Bereich des autonomen Fahrens erwarteten. Zwar wurde der Termin kurzfristig auf den 10. Oktober verschoben, dennoch bleibt die Spannung hoch. Tesla verfolgt im Gegensatz zu Waymo und Cruise einen völlig anderen Ansatz. Statt auf detailliertes Kartenmaterial für bestimmte Fahrgebiete zu setzen, nutzt Tesla die Daten seiner weltweit über sechs Millionen Autos. Sollte es Tesla gelingen, mit dieser Methode den Sprung vom derzeitigen Level-2/3-Autopiloten zu vollautonomen Robotaxis zu schaffen, könnte dies die Zukunft der Mobilität radikal verändern. Eine entscheidende Rolle könnte dabei die neue Version des Tesla-Autopiloten, Version 12.5, spielen. Diese setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz, um Entscheidungen auf Basis der gesammelten Daten zu treffen. Erste Erfahrungsberichte sprechen von einem «menschlicheren» Fahrverhalten, das etwa bei der Annäherung an eine Katze flüssigere Reaktionen zeigt.
Adrian DanielAutonomes Fahren ist kein ferner Traum mehr, sondern eine Entwicklung, die bereits in vollem Gange ist.
Obwohl Tesla bisher keinen Robotaxi-Service anbietet, könnte das Unternehmen mit seiner bereits verbauten Hardware und den riesigen Datenmengen einen erheblichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben. Die herkömmliche Methode, auf exakte Karten und teure Lidar-Sensoren zu setzen, scheint immer weniger zukunftsfähig. Tatsächlich kündigte kürzlich Mobileye, eine Tochter von Intel, an, die Entwicklung der Lidar-Technologie zu beenden, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass Unternehmen wie Waymo und Cruise vor Herausforderungen stehen.
Der Wettlauf beschleunigt sich
Der Wettlauf um die Vorherrschaft im Bereich autonomer Fahrzeuge ist in vollem Gange. Tesla hat bereits angekündigt, seinen Robotaxi-Service im ersten Quartal 2025 in China und Europa einführen zu wollen – vorbehaltlich der Genehmigungen durch die zuständigen Behörden. Wie bei vielen anderen Shared-Services dürfte der Marktführer den grössten Teil der Profite auf sich vereinen. Daher drängt jeder Player darauf, möglichst schnell den Markt zu besetzen. Der technologische Fortschritt, die Preisgestaltung und die Geschwindigkeit, mit der autonome Fahrzeuge auf den Markt kommen, werden entscheidend dafür sein, wer in diesem Wettlauf letztendlich die Nase vorn haben wird. Autonomes Fahren ist kein ferner Traum mehr, sondern eine Entwicklung, die bereits in vollem Gange ist. Die nächste grosse Frage wird sein, ob und wie schnell sich der Durchbruch auf globaler Ebene realisieren lässt. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Zukunft der Mobilität.