Batterie-Recycling: Die Zukunft hat schon begonnen

Der Markt für die Wiederverwertung von Batterien hat ein enormes Wachstumspotenzial. Obwohl er noch relativ jung ist, deuten alle Anzeichen auf eine positive Entwicklung hin. Einer der wichtigsten Treiber der Recycling-Industrie in Europa ist die neue Verordnung, die dem Umgang mit Altbatterien revolutioniert. Aktuell sind die Mengen noch zu gering, um Recyclingwerke profitabel zu betreiben. Dennoch ist eine Investition aufgrund von Skaleneffekten bereits heute sinnvoll.

Der Erfolg der Energiewende hängt auch von der Verfügbarkeit von Stromspeichern ab. Die Nachfrage nacherneuerbaren Energien steigt rapide an. Experten gehen davon aus, dass sich die Gesamtkapazität der Batterien bis 2030 vervierfachen wird. Dieses Wachstum wird nicht nur in Europa, sondern auch weltweit politisch unterstützt.Der «Inflation Reduction Act» stellt in den kommenden Jahren allein in den USA über 370 Milliarden US-Dollar für Investitionen in saubere Energie zur Verfügung. Gleichzeitig arbeitet die Industrie bereits heute an immer besseren Speichermedien. Vor einem Monat hat der weltweit grösste Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge, CATL aus China, eine neue Batterie vorgestellt. Diese ermöglicht einem Fahrzeug nach nur zehn Minuten Ladezeit eine Reichweite von 400 Kilometern.

Vor einem Monat hat der weltweit grösste Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge eine neue Batterie vorgestellt, die einem Fahrzeug nach nur zehn Minuten Ladezeit eine Reichweite von 400 Kilometern ermöglicht.

Adrian Daniel, Portfolio-Manager, MainFirst

Ein Grossteil der Batteriekapazität wird heute für die Elektromobilität genutzt. Im Jahr 2017 gab es weltweit noch 3,4 Millionen Elektroautos, während es 2022 bereits 27,7 Millionen waren. Jedes zweite Elektroauto wird heute in China verkauft, was im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Fahrzeugen entsprach. Mit rund 14,64 Millionen fahren in China über die Hälfte aller Elektroautos auf der Welt. Eine Batterie für ein Elektroauto besteht – je nach verwendeter Zelltechnologie – aus einer Mischung von Lithium, Kobalt, Nickel, Kupfer, Graphit und Mangan. Diese Rohstoffe sind weltweit in ausreichenden Mengen vorhanden. Dennoch gewinnt das Batterie-Recycling anBedeutung, um die politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten von Lieferantenländern zu reduzieren.

EU-Batterieverordnung als Katalysator
Die EU-Batterieverordnung, die seit Juni 2023 in Kraft ist, bringt grundlegende Veränderungen im Umgang mit Batterien in Europa mit sich. Sie zielt darauf ab, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu fördern, indem sie die Kreislaufwirtschaft stärkt und das Batterierecycling vorantreibt. Die heutige Sammelquote von 45 Prozent für Altbatterien will die Batterieverordnung bis Ende 2027 auf 63 und bis Ende 2030 auf 73 Prozent anheben. Dadurch wird eine bedeutende Reduzierung von Elektromüll erreicht. Die Verordnung sieht vor, dass Altbatterien von Elektrofahrzeugen zukünftig recycelt werden müssen, um sicherzustellen, dass wertvolle Rohstoffe wiederverwendet werden und nicht auf Deponien landen. Bis zum Jahr 2026 müssen Industrie-, Traktions- und Starterbatterien einen bestimmten Anteil an recyceltem Material enthalten. Gleichzeitig müssen Batterien in Geräten im Jahr 2026 leicht entfernbar und austauschbar sein. Dadurch haben Verbraucher die Möglichkeit, ihre alten Batterien einfach gegen neue auszutauschen, anstatt das gesamte Gerät wegwerfen zu müssen. Ein weiteres Ziel der Batterieverordnung ist das Verbot von nicht aufladbaren Allzweckbatterien. Dadurch soll der Einsatz von Einwegbatterien weiter reduziert und die Umweltauswirkungen minimiert werden.

Recycling auf kleiner Flamme
Recycling von Batterien in Europa steckt noch in den Anfängen. Der Grund dafür ist, dass die Recyclinganlagen aufgrund der geringen Batteriemengen noch nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Doch das wird sich in absehbarer Zeit ändern. In Europa bieten Hersteller von Elektroautos wie Tesla, BMW, Volkswagen und Hyundai in der Regel eine Garantie von acht Jahren auf die Batterie. Zu diesem Zeitpunkt haben die Batterien in der Regel immer noch eine Leistungsfähigkeit von 80 Prozent. Das Recycling lohnt sich daher erst ab einem Alter von mindestens zehn Jahren. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das sich mit dem Batterie-Recycling beschäftigt, ist die deutsche Firma Aurubis. Sie hat 2022 in Hamburg zunächst eine Pilotanlage eröffnet. Auch BASF hat im Juni dieses Jahres ein Recyclingzentrum eröffnet. Ein weiteres interessantes Unternehmen ist die belgische Firma Umicore, die über 15 Jahre Erfahrung im Recycling von Handy-Batterien verfügt. CATL plant zwar noch keine Recyclinganlagen in Europa, ist aber mit seinem Partnerunternehmen BRUNP in den USA aktiv. Zudem hat CATL Investitionen von rund 3,2 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner Recyclinganlagen in China angekündigt.

Ihre Zeit wird kommen
Allen diesen Unternehmen ist eines gemeinsam: Ihre Zeit wird noch kommen. Im Jahr 2033 wird es so weit sein. Doch schon jetzt stellen sowohl der Batterie- als auch der Batterierecyclingmarkt und die damit verbundeneWertschöpfungskette interessante und zukunftsorientierte Investitionsmöglichkeiten dar. Diese sind von grosserBedeutung für die Entwicklung hin zu einer treibhausgasärmeren Welt und Wirtschaft.

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