Netzwerken in Zeiten von Corona – Zehn goldene Regeln für den Umgang mit der Pandemie
Man kann seine geschäftlichen Ziele von Fall zu Fall und direkt ansteuern. Oder man bettet sie in ein umfassendes, nachhaltiges Beziehungsgeflecht ein. Das ist die Essenz von Networking. Nur dieses Format verankert sich in den Köpfen und Gemütern der Teilnehmenden und schafft ein Klima für Geschäftsbeziehungen, die auf Dauer angelegt sind. Es nimmt daher nicht wunder, dass Networking als wesentlicher Faktor für erfolgreiches Management angesehen wird.
Den Erfolg österreichischer Finanzprofis in Osteuropa erklärt der Betriebswirt Arnold Schuh von der Wirtschaftsuniversität in Wien so: «Die Österreicher haben die Netzwerke sowie die sprachlichen und kulturellen Kompetenzen, die notwendig sind, um in der Region Erfolg zu haben.» Die frühere Donaumonarchie lässt grüssen. Die Schweizer können sogar drei Vorteile ausspielen: Die Deutschschweizer tun sich vergleichsweise leicht in Deutschland und Österreich, die Westschweizer in Frankreich und die Tessiner in Italien. Und im Englischen sind alle drei überdurchschnittlich fit. Das zeigt sich besonders auf internationalen Grossveranstaltungen wie dem World Economic Forum (WEF) in Davos.
Arnold Schuh, Wirtschaftsuniversität in WienDie Österreicher haben die Netzwerke sowie die sprachlichen und kulturellen Kompetenzen, die notwendig sind, um in der Region Erfolg zu haben.
Das WEF ist der bekannteste Netzwerkanlass in der ganzen Welt. Sein Gründer Klaus Schwab beweist, dass man dafür weder ein Kumpeltyp noch ein Partylöwe und auch kein Mann sein muss, der auf Podien die Massen in seinen Bann zieht. Die jährliche Generalversammlung einer Weltelite bietet neben den mehr als 300 offiziellen Terminen eine Fülle von informellen Treffen, die zum Networking einladen. Davos 2021 ist allerdings ebenfalls der Corona-Plage zum Opfer gefallen und die geplante Verlegung vom Januar auf den Sommer ein schwerer Schlag für das Forum.
Networking in Corona-Zeiten verlangt besondere Regeln. Hier einige Empfehlungen.
- Nach allen Erfahrungen kann ein Netzwerk von mehr als 150 Personen nicht sinnvoll gepflegt werden. Konzentrieren Sie sich auf diese Personengruppe.
- Stellen Sie in Rechnung, dass eine allgemeine Apathie um sich gegriffen hat. Ergreifen Sie daher noch stärker als früher die Initiative.
- Setzen Sie auf bilaterale Gespräche. Gesprächsrunden über Video lassen sich nur schwer in lockerer Form führen.
- Persönliche Begegnungen sind das A und O des Netzwerkens. Masken sind dafür schlecht. Suchen Sie unter Beachtung der gesetzlichen Regeln Gelegenheiten, wo sie nicht notwendig sind. Videotelefonate bieten einen zweitklassigen Ersatz, Mails und soziale Medien nur einen drittklassigen. Wichtig ist der Dialog, nicht das allgemeine Rundmail.
- Entwickeln Sie Ihr persönliches Sicherheitskonzept. Lunch-Termine nur im Freien? Afterwork-Drinks von längerer Dauer? Wie gross sollen die Veranstaltungen sein, zu denen Sie gehen? Welches Sicherheitskonzept haben diese?
- Reservieren Sie in Restaurants mehr als zuvor «einen ruhigen Tisch». Neben der Vertraulichkeit von Gesprächen sichern Sie damit auch die geforderten Abstände. Manche Gaststätten sind da eher lax.
- Beachten Sie, dass nicht Ihre persönliche Einstellung gegenüber Corona zählt, sondern die Ihres Gegenübers. Respektieren Sie dessen Haltung als Leitlinie für ein Treffen.
- Wenn Ihren Gesprächspartner das Thema Corona sehr bewegt, lassen Sie sich begrenzt darauf ein. Es kommt auf jeden Fall zur Sprache, droht aber leicht auszuufern.
- Erschlagen Sie Ihr Gegenüber nicht mit Statistiken. Neue Aspekte zum Thema zählen mehr.
Praxistest im Kleinen, konkret bei der Handelskammer Deutschland-Schweiz in Zürich. Zum ersten Lunch-Vortragsmeeting seit dem Lockdown kamen im September rund 30 Personen. Der traditionelle Apero fiel aus, ansonsten galten deutsche Regeln, also Masken bis zu den Tischen. Statt wie früher sieben durften nur vier Personen Platz nehmen. Das erschwerte die Kommunikation, dennoch kam überraschenderweise ein interessantes Gespräch mit einem bisher Unbekannten zustande. Obwohl durchaus Corona-sensibel, offerierte er beim Abschied einen eigentlich verpönten Handschlag. Daher Ratschlag Nummer zehn: Seien Sie für Überraschungen gewappnet.