Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Purpose

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Sinnsuche.

«Wie wäre es mit Happiness?», fragte Reto B. Meier in die vollständig anwesende Geschäftsleitungsrunde.

Die ausserordentliche Sitzung an diesem Mittwochmorgen war bereits in die zweite Stunde gerückt, ohne dass ein erkennbares Resultat vorlag. Lena Kaufmann, die Personalverantwortliche, pardon, Head People, hatte bis dahin vor allem Aufklärungsarbeit betrieben. Meiers Vorschlag ging allerdings selbst ihr zu weit. Sie schüttelte den Kopf.

Bankenchef Hans «Joe» Spalinger konnte es nicht fassen: «So ein Schwachsinn!», kommentierte er harsch und meinte damit die ganze Purpose-Übung. Vor lauter Unverständnis setzte er sogar noch einen obendrauf: «Leistungsorientierung!», sagte er provokativ, worauf ihn alle Anwesenden fassungslos anstarrten.

«Entschuldigen Sie, aber es geht hier um Werte und Haltungen und nicht um irgendwelche antiquierten, male gender basierten Wunschvorstellungen», entgegnete Kaufmann ihm aufgewühlt.

Spalinger winkte gehässig ab, bevor er demonstrativ auf seinem Smartphone herum zu tippen begann. So ein Kasperletheater brauchte er nun wahrlich nicht mehr.

«Und wie wäre es mit Connecting people for a better world?», fragte Meier nach einer längeren Pause. Den neudeutschen Satz hatte er bei der Konkurrenz abgekupfert.

«Mannomann, wir sind doch keine Non-Profit-Organisation!», erwiderte Finanzchef Dr. Heiko Schmidt aufgebracht. Meier, diese inhaltsfreie Knalltüte, trieb ihn noch zum Wahnsinn.

«Da wäre ich mir nicht so sicher», kommentierte Spalinger schnippisch und fixierte Ueli «Gekko» Gabathuler mit strafendem Blick. Das letzte Quartalsergebnis des Bereichs Investment Banking war in der Tat himmeltraurig. Das vorletzte übrigens auch.

Spalinger himself war es schliesslich auch, der die Diskussion nach einer weiteren Schweigeminute wieder in konstruktivere Bahnen lenkte. «Warum nehmen wir nicht Fliegenfischen?», grunzte er. Er konnte sich vor lauter Lachen kaum auf dem Sessel halten.

Auch Dr. Schmidt, Knecht, Gabathuler und Meier grunzten fröhlich mit. Nur Kaufmann schaute absolut spassfrei in die Gegend.

«Das Thema ist extrem wichtig», sagte sie, nachdem sich das dämliche Gelächter gelegt hatte, «sinnstiftendes Arbeiten verlangt heutzutage zwingend einen Purpose!»

Ihr eindringlicher Appell blieb nicht ungehört. Mit Ausnahme von Spalinger versuchten daraufhin alle Geschäftsleitungsmitglieder etwas mehr oder weniger Gescheites beizutragen.

Mit «To bring inspiration to the world», machte Meier erneut den Anfang, ohne dass allerdings jemand darauf einging.

«Strukis für alle!» Gabathulers Vorschlag war wohl nicht ganz ernst gemeint und vor allem den weiterhin mässigen Zahlen im Investment Banking geschuldet.

«Eï & Si!», forderte Knecht als nächster wichtig. «Agility and Creativity», präzisierte er, da ihn zunächst niemand verstand. Sein Geistesblitz wurde jedoch alleine schon aus Compliance-Gründen verworfen.

Dr. Schmidts origineller Vorschlag «Bei uns steht der Kunde im Zentrum» durfte natürlich auch nicht fehlen.

Dann war die Reihe an Serge Muntwyler, der einen Augenblick zögerte. «Banking», sagte er irgendwann halblaut.

Verwundert schaute Spalinger von seinem Smartphone auf. «Was haben Sie da gerade gesagt?», fragte er.

Muntwyler zuckte zusammen. «Ach nichts», stammelte er, «war bloss so ein Gedanke.»