Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Heimarbeit

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Trennungsschmerz ...

Wenn man Teamchef Felix Flückiger danach fragte, bestätigte er es selbstverständlich. Das mit der Win-win-Situation beim Homeoffice.

Besonders gegenüber dem Workforce Management, der früheren Personalabteilung, und seinen Vorgesetzten sprach er in höchsten Tönen über die Vorteile, die die neue Heimarbeit mit sich brachte.

«Ganz toll!», «höchst erfreulich!» und «phänomenal», sagte er dann strahlend. Und «heutzutage ist scheinbar alles möglich, da braucht man nicht einmal mehr zu arbeiten …», sagte er gelegentlich auch, allerdings nur im kleinen Kreis, und lächelte dabei unergründlich.

So war das, das mit Braunzungen-König Flückiger.

Selbstverständlich, die kleinen Handreichungen und täglichen Hilfestellungen fehlten ihm. Sehr sogar, wenn er ehrlich war! Für etwas hatte er sich schliesslich die letzten zehn Jahre mit einer gehörigen Portion Opportunismus und Rücksichtslosigkeit nach oben gearbeitet. Und trotz eklatanter Schwächen dort gehalten.

Ein Latte Macchiato da, ein privater Botengang dort, oder auch ein spontaner Mitarbeiteranschiss und anderes Bereicherndes mehr, waren ihm noch bis vor Kurzem den ganzen lieben Tag lang gegönnt gewesen, und nun musste er sogar seine Anzüge, Hemden und Polo-Shirts selber in die Reinigung tragen. Von den Ferienbuchungen samt dem ganzen Drumherum und der Besorgung der saisonalen Reifenwechsel ganz zu schweigen.

Völlig unsinnig eigentlich, wenn man Flückigers Stundenlohn bedachte. Aber lassen wir das ...

Noch weit mehr als die persönlichen Vorteile vermisste Flückiger aber natürlich seine Leute: Frau Schaub, Cantieni Luca, Bosshard Felix, Stasic Branko und sein Personal Assistant Frau Müllhaupt sowie den hauptsächlich mit Flückigers Partei- und Vereinsarbeit beschäftigten Praktikanten, an dessen Vorname er sich im Moment allerdings nicht erinnerte.

Sie fehlten ihm jedenfalls alle.

Schon seit Wochen, gar Monaten vermisste er die vertraute Nähe und den ständigen Blickkontakt im Grossraumbüro, das unmittelbare Gespräch und ganz besonders das Kommandieren, (Be-)Üben, Überwachen, Korrigieren und Kontrollieren, und auch alles andere, was ein nachhaltiges Mikromanagement auszeichnet.

Hauptbildnachweis: Walter Hollenstein